Wellensittich "geerbt"

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Heftklammer

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Hallo,

durch einen Trauerfall habe ich (leider) einen Wellensittich "vererbt" bekommen.
Trotz aller Möglichkeiten (Tierheim, Züchter, usw.) habe ich für mich beschlossen, ihn zu behalten, da "sie" es auch so gewollt hätte.
Allerdings möchte ich seine Bedingungen verbessern, da diese nicht wirklich mit dem konform gehen, was so für die Wellensittichhaltung als angemessen gilt.
Der Käfig hat die Maße 70cm(B)x38cm(T)x75cm(H) und der Vogel lebt seit gut 2 Jahren alleine (davor hatte er einen Partner oder eine Partnerin - Geschlecht unbekannt - und war in dieser Beziehung nach meiner Einschätzung das dominante Tier). Der Wellensittich dürfte jetzt ca. 4-5 Jahre alt sein.
Ich war letzte Woche mit ihm beim Tierarzt. Seit gut 1,5Jahren rupft er sich die Federn am Bauch aus - der damalige Tierarzt meinte, dass er das tut, weil er zu dick ist und es somit aufgrund der Fettporen unter dem Federkleid juckt.
Der jetzige Tierarzt (vogelkundig) hat allerdings die Ansicht, dass er einsam ist und es sich daher um ein psychisches Problem handelt.
Weiteres zum Vogel: (alles nach Aussage des Tierarztes)
- es handelt sich um einen Hahn
- er hat Kondition und ist vital
- er kann noch fliegen (= die Federn zum Fliegen sind allesamt unversehrt)
- er ist soweit ersichtlich absolut gesund (Nase, Augen, After, etc. sehen gut aus)


Weiterhin ist es so, dass der Vogel nie auch nur 1x seinen Käfig verlässt. Selbst wenn ich den ganzen Tag das Türchen offen lassen würde.

Das will ich ihm nicht weiter antun, weshalb ich mich an euch wende.

Außerdem würde ich euch bitten mir zu sagen, wie ich ihn zahmer bekomme.
Ich will ihn nicht streicheln, deshalb frage ich nicht, aber falls er doch mal rausgehen sollte, wäre das ein Drama, ihn wieder nach innen zu bringen, da er völlig panisch wird, wenn sich ihm eine Hand nähert. (An dieser Stelle sei aber gesagt, dass er nie Gewalt durch Menschenhand erfahren hat. Nur falls jemand auf diesen Gedanken kommen sollte.)

PS: Die Besitzerin stand mir sehr sehr nahe, weshalb ich an dieser Stelle darum bitten möchte, euch dem Tier, nicht aber dem Fehlverhalten des Halters zu widmen. Vielen Dank
 
Ich weiß ja nicht wie du wohnst, aber eine Alternative zu Käfighaltung mit Freiflug wäre eine große Voliere (Marke Eigenbau?), in der er (und künftige Kumpels) genügend Bewegungsfreiheit hätte, so ab 2 m Breite, am besten noch mit Zugang zu einer Außenvoliere.

Ansonsten teile ich die Meinung des Tierarztes, dass ein Partnertier wichtig ist. Am besten ein Weibchen, wobei sich auch zwei Hähne gut vertragen. Schön ist auch ein Kleinschwarm ab 4 Tieren, da wird es dann richtig lebhaft. Kommt halt wie gesagt auch mit darauf an, wie du Platz hast.
 
Ich würde dir auch raten, mindestens einen Kumpel ihm zu holen. Wenn er vorher einen Partner hatte, wird er zum Glück nicht komplett fehlgeprägt sein und die Vergesellschaftung wird nicht schwierig sein. Dann kann es auch sein, dass er wieder mit dem Rupfen aufhört.

Der Käfig ist auch was zu klein. Eigentlich sind die Mindestmaße für ein bis drei Paare 150 x 60 x 100 cm, wie hier auf dem Merkblatt von der TVT zu Wellensittichen steht. Dein Käfig eignet sich eher als Krankenkäfig oder wenn die Vögel wirklich den ganzen Tag raus können und der Käfig quasi nur ein Rückzugsort ist, obwohl es da auch auf die Anzahl der Vögel ankommt.
Dass er aus dem Käfig nicht raus geht, kann daran liegen, dass er es nicht kennt. Du solltest auch die Umgebung vogelfreundlich mit verschiedenen Anflugmöglichkeiten gestalten, z.B. Kletterbäumen oder Spielplätzen auf erhöhten Plätzen aus Naturästen. Wenn im Käfig noch keine Naturäste mit verschiedenen Dicken sind, dann solltest du auch nach und nach welche reintun und die alten Äste ggf. austauschen. Aber ich denke, das sollte eher langsam geschehen, wenn sich die Käfigeinrichtung die letzten Jahre nicht geändert hat, damit der Vogel nicht allzu geschockt ist. Bei den Ästen solltest du darauf achten, dass sie nicht giftig und ungespritzt sind.

Am Anfang bekommst du ihn zahmer, indem du herausfindest, was sein Lieblingsleckerlie ist (z.B. Kolbenhirse), und bietest das nur aus deiner Hand an (d.h. nicht mehr den ganzen Tag im Käfig anbieten) oder wenn er sich wirklich nicht an dich rantraut, nur wenn du in der Nähe bist und dann langsam steigern. Mit Clickertraning kannst du ihm dann nützliche Sachen wie auf die Hand steigen beibringen.
 
Das Platzangebot ist bei mir leider überschaubar. Daher ist eine so große Voliere (2m) leider nicht möglich.

Zu was würdet ihr denn eher raten, einen weiteren Hahn oder eine Henne?

Ich habe es schon mit mehreren Leckerlies versucht. An Gemüse geht er gar nicht, aber Kolbenhirse mag er mittlerweile recht gerne. Ich versuche es auch schon seit einigen Tagen mit der Hand, aber sobald die Hand kommt, verzieht er sich in die äußerste Ecke seines Käfigs. Wenn ich dann sehr langsam und behutsam etwas näher komme mit der Hand, flippt er regelrecht aus und fliegt wie verrückt im Käfig herum.
Während er das tut, bleibe ich mit der Hand ruhig und verfolge ihn nicht, sondern halte meine Hand still.
 
vielleicht steigt er auf ein Stöckchen, dann ist die "gefährliche" Hand auch weiter weg
 
Bitte zieh die Hand zurück, wenn er Angst hat. Denn sonst wird diese immer größer.
Eine An- und Abflugstange in der Nähe der Tür könnte ihm leichter machen, seinen Freiflug zu nutzen.

Er braucht unbedingt einen Partner, dann sollte der Käfig aber etwas größer sein.
Miss doch mal aus, welche Größe du maximal stellen kannst, dann können wir dir Modelle empfehlen. :)
 
Werde ich die Tage gerne machen. Aber ein bisschen geht schon :)

Ich habe noch einige Fragen:

1) Sobald ich mir einen größeren Käfig gekauft habe:
- sollte ich ihn dann direkt umsetzen oder ihn erst langsam daran gewöhnen?
- wenn "gewöhnen": Wie stellt man das am besten an?
- sollte dann sein Kumpel/seine Partnerin schon da sein, oder soll er erstmal alleine sein neues Quartier beziehen?

2) Wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit (natürlich nicht mathematisch, sondern nur eure Einschätzung), dass er sich an den Freiflug gewöhnt, wenn der neue Vogel ein Freiflieger ist. Er es sich also abgucken kann?

3) Kann der Spielplatz auch direkt über dem Käfig angebracht werden, oder sollte er etwas entfernt sein? Über dem Platz, an dem der große Käfig stehen soll, ist nämlich bereits ein Haken in der Decke von einer Blumenampel, der sich natürlich als Aufhängung für den Spielplatz prima eignen würde.
 
Zu 1) Ich denke mal nicht, dass er vorher oft neue Dinge bekommen hat. Deshalb sollte er sich den Käfig zumindest ein paar Tage mal anschauen können, bevor er reinkommt. Wenn er dann reinkommt, kannst du den Käfig mit Kolbenhirse bestücken. Mit einem Kumpel/Partnerin fühlt er sich bestimmt wohler, wenn er umzieht.

Zu 2) Wenn der neue Vogel rausgeht, wird er früher oder später auch raus wollen.

Zu 3) Direkt über dem Käfig kannst auch einen Spielplatz tun. Meistens neigen die Vögel dazu erstmal beim Käfig zu bleiben. Du solltest aber auch noch mehr Spielplätze anlegen, damit sie auch zum Fliegen animiert werden, z.B. Kletterbäume oder wenn du Schränke oder Regal hast, solltest du oben auch was anlegen, weil die sowieso früher oder später dort hinfliegen.
 
Bei mir ist auch so ein Fall. Nach dem tot meines Opa hab ich 2 Wellensittiche. Bin mir nicht sicher ob sie sich an die neue Umgebung gewöhnen. Was sagt ihr?
 
Das werden sie auf jeden Fall. Wellensittiche sind da sehr anpassungsfähig. Natürlich werden sie am Anfang skeptisch und vielleicht auch ängstlich sein, aber das legt sich.
 
Hallo Heftklammer,
wie sieht es denn jetzt aus? Fliegt der Kleine? Hat er einen Partner?
Ich hatte auch mal einen sehr ängstlichen Wellensittich.

Meine Ideen wären folgende:
Partnervogel suchen, der schon etwas zahm ist und an Menschen und Zimmerfreiflug gewöhnt ist (Abgabetier, z.B. eines, dessen Partner verstorben ist, alternative nicht ganz so junges Tier vom Züchter).
Größeren Käfig kaufen und einrichten (der muss mMn nicht gleich 150 m lang sein, aber etwas größer als der jetzige, so dass sie darin ein bisschen fliegen und sich aus dem Weg gehen können). Diesen Käfig mit Ästen etc. einrichten und etwas Platz lassen für die Schaukel etc. des ersten Vogels (etwas, das er kennt).
Dann zweiten Vogel in diesen Käfig setzen, den ersten in seinem Käfig lassen.
Der zweite Käfig sollte gleich jeweils zwei Näpfe oder eine große Bodenschale für Futter haben und auch einen Napf für Gemüse/ Obst. Dies zu fressen lernen Vögel oft durch Beobachtung des Partners.
Dann würde ich beiden Vögeln Freiflug geben. Meist folgt dann einer dem anderen und beide landen im gleichen Käfig. Wenn der neue Käfig attraktiver ist (größere Türen, Kolbenhirse, Lieblingsplätze etc.), werden beide eher dort rein gehen.
Für diese Aktion muss das Zimmer aber möglichst vogelsicher sein, also keine Spalten zwischen Wand und Möbel oder andere Fallen enthalten, in denen ein Vogel "verschwinden" könnte.

Gute Erfahrungen habe ich bei einem ängstlichen Vogel gemacht, indem ich immer, wenn ich ihn besuchte, mit leicht schrägem Kopf die Zähne aufeinander rieb ("Schnabelknirschen") - er machte das nach einiger Zeit nach und entspannte sich dabei deutlich. So lustig das klingt, würde ich das mal probieren aus einiger Entfernung.

Wichtig für so einen ängstlichen Vogel sind feste Routinen - er muss wissen, was kommt, das entspannt ihn ebenfalls. Das kann man erst mal erreichen, indem man bestimmte Handlungen immer mit den gleichen Worten ankündigt, z.B. wenn man sich dem Käfig nähert, Futter oder Wasser wechselt, den Käfig öffnet oder schließt etc. Man sollte dem Vogel dann Zeit geben, z.B. vor dem Futterwechsel vom Futternapf wegzugehen. Hilfreich sind hier mMn auch Außenfütterer (wenn man einen neuen Käfig kauft, könnte man darauf achten, z.B. Montana bietet das manchmal an). So muss man nicht mit der Hand in den Käfig.

Dann würde ich auch Clickertraining empfehlen und zwar wenn es geht über ein Sitzbrett. Das müsstest du natürlich erst mal anbringen im alten Käfig, was vermutlich zu einem Panikflug führen würde, wenn der Vogel noch im Käfig ist.
Über das Sitzbrett kannst du problemlos kleine "Knubbel" der Kolbenhirse (Ährchen) dem Vogel von außen geben, ohne ihm zu nahe zu kommen und so, dass er sie sofort sieht, gut erreichen kann und auch wieder problemlos weg kann.
Wenn du den Futternapf von außen erreichen kannst, könntest du auch dort ein Ährchen reinlegen.
Dann würde ich so anfangen, dass ich ins Zimmer gehe, warte, bis der Vogel entspannt ist, clicke und einen Kolbenhirseknubbel in den Napf lege und wieder gehe. Das mehrfach üben.
Nächster Schritt wäre dann, das zu tun, wenn der Vogel entspannt ist, wenn du dich im Zimmer bewegst und später, wenn du näher zum Käfig kommst.

Beim weiteren Training würde ich mich sehr stark auf den Partner konzentrieren. Also mit dem Partner clickern. Dein älterer Vogel wird automatisch dabei zusehen und irgendwann auch mal Hirse haben wollen und etwas in der Richtung machen (näher kommen etc.). Dann sollte er natürlich belohnt werden! So wird er nach und nach immer mehr Vertrauen gewinnen. Es kann allerdings etwas dauern.
Einer meiner ängstlichen Vögel, Twitch, war auch in so einem kleinen Käfig und wir brauchten 14 Tage, um ihn bei täglichem Training vom Ast 15 cm zur Tür zu bekommen. Dann allerdings setzte er sich auch mal alleine in die Tür, um weiter clickern zu können.

Hilfreich für den Ausflug ins Zimmer sind Äste, die von außen an den Käfig geschraubt werden, eine Sitzstange oder ein Ast, der über den untersten Gitterstab der Tür montiert wird, so dass der Vogel dort sicher sitzen und landen kann (auf dem Gitterstab der Tür zu sitzen ist oft eine wackelige Angelegenheit) oder auch ein Stück Korkrinde, dass so zwischen 2 Gitter geklemmt und befestigt wird, dass es bei offener Tür von innen nach außen führt (unter den zweituntersten Gitterstab der Tür - es sollte nicht wackeln).

Außerdem feste Ausflugszeiten, also Tür jeden Tag zur gleichen Zeit mit den gleichen Worten öffnen und etwa zur gleichen Zeit mit den gleichen Worten schließen, auch wenn der Vogel nicht rauskommt. So lernt er, wie viel Zeit er theoretisch dafür hätte.

Ebenfalls kann man kleine Naschereien draußen anbieten, z.B. Blätter vom Golliwoog, falls er den kennt oder kleine Stücke Kolbenhirse aufs Käfigdach legen oder etwas entfernt von der Käfigtür ("etwas entfernt" wären bei einem Vogel, der gar nicht rauskommt, ca. 5 bis 10 cm am Anfang). Anfangs kann das viel Hirse sein, damit er die gut sieht, sobald er mal draußen war und davon genascht hat, kann es weniger werden. Keine Angst, er muss auch noch trinken und möchte auf seinem Schlafplatz schlafen, daher wird er auch wieder zurück gehen. Du kannst auch die Hirse morgens hinlegen und z.B. mittags wegnehmen, so dass er wieder in den Käfig geht. Mit Partner wird das ohnehin einfacher, da der Partner auch auf seinem Schlafplatz schlafen möchte etc. und abends wieder in den Käfig geht.

Draußen sollte ein Anflugplatz bereit stehen - an den sich der alte Vogel erst mal gewöhnen muss - also ein Vogelbaum, Freisitz etc., der etwas interessant gestaltet ist (etwas zum Nagen, Klettern, Spielzeug etc. enthält - vor allem etwas zum Nagen, z.B. Korkrinde, Weidensachen zum Knabbern aus dem Onlineshop oder aus der Zoohandlung (in der Nagerabteilung gibt es dort halbe Weidentunnel, die sich gut für Wellis eignen), Spielzeug mit Papierstreifen zum Zupfen etc.).
 
Thema: Wellensittich "geerbt"
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