Welli zähmen

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Sarahta77

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Hallo,
Habe seit einer Woche einen jungen welli Hahn. Tagsüber fliegt er wie wild herum und lässt mich überhaupt nicht an den Käfig. Nur abends wenn er zur Ruhe gekommen ist darf ich ihn mit Hirse füttern .... ich weiß nicht weiter
 
Hallo und willkommen im Forum! :)
Um einen Welli zu zähmen, brauchst du in erster Linie viel Geduld. Er ist von seinem Schwarm getrennt und hat Angst, da es für Wellis total unnatürlich ist, allein zu sein. Dazu kommt noch eine neue Umgebung. Das muss er erstmal verdauen.

Dann ist es wichtig, dass du ihn nicht bedrängst. Wenn er die ausweicht, gehe du auch einen Schritt zurück, sonst bekommt er noch mehr Angst. Besser ist es auch, nur außerhalb des Käfigs zu trainieren, damit er den Käfig als sicheren Ort kennen lernt, in dem er sich auch vor dir zurückziehen kann, wenn ihm alles zu viel wird.

Das wichtigste ist aber, dass er schnell einen Partner bekommt. Einzelhaltung ist für den Wellensittich eine echte Qual und auch zum Zähmen nicht vom Vorteil.
 
G'day wie @ Lemon schon geschrieben hat , noch einen Partner besorgen , der budgie lebt gerne in Gesellschaft. Man sollte aber nicht davon ausgehen das jeder Wellensittch zahm wird und vielleicht auch sprechen kann.. Du musst schon viel Geduld aufbringen und vorsichtig am Käfig sein und mit dem Wellensittich in aller Ruhe sprechen. Noch eins der Wellensittich hat Angst vor der Hand. (Gerd)
 

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Hallo Sarahta77,
schau dir mal dieses Video an. Das habe ich von meinen beiden Männchen* gemacht, als der Hellgraue Finn gerade eingezogen war.

(*Beide Männchen hatten noch Weibchen, waren also nicht in einer erzwungenen Männer-WG.)

Der Dunkelgraue, Fiete, war vorher in Quarantäne bei meinen Eltern, wo ich ihn ein paar mal besucht habe. Man konnte nicht in den Käfig fassen zum Futterwechsel etc. und wenn jemand im Raum war, saß er alarmbereit unbeweglich auf einem Ast. Ich habe dann, wenn ich da war, meinen Kopf schief gelegt und die Zähne aufeinader gerieben - "Schnabelknirschen" - was der damit beantwortete, dass er beim nächsten Besuch schnell mit eigenem Schnabelknirschen darauf reagierte. Ansonsten blieb er aber dort als Einzelvogel sehr zurückhaltend, nahm auch keine Kolbenhirse an etc.
Als ich ihn dann zu Keisha-May nach Hause brachte - zu dem Zeitpunkt waren es noch nur zwei Vögel - und mit ihr clickerte, wurde er sofort VIEL entspannter, mutiger und neugieriger und saß gleich am zweiten Tag auf der Hand, weil er das bei ihr gesehen hatte. Finn, der Hellgraue, der ein Jahr später einzog (zusammen mit einem anderen Weibchen, Malia) saß zum ersten Mal auf meinem Arm, weil Fiete dort saß, nicht, weil ich Kolbenhirse in der Hand hatte oder so.
Bei Tierarztbesuchen oder wenn einer mal einige Zeit beim Tierarzt ist, wird der Einzelne "scheuer", also unsicherer, ihm fehlt die Sicherheit der anderen Vögel in der Gruppe. Wellensittiche machen gerne Sachen zusammen und orientieren sich an den anderen: Was kann man denn hier machen? Ist das sicher? Wie geht man da vor? Es wird gemeinsam gefuttert, geflogen, gespielt und sie lernen auch Spiele oder welche Sachen sich gut zum Nagen eignen von den anderen. Der ängstlichste Vogel einer Gruppe hätte alleine viel weniger Aktivitäten zur Verfügung, weil er sich die meisten gar nicht trauen würde.


Bezogen auf das Zähmen heißt das aber auch, dass der ängstlichste Vogel einer Gruppe alleine viel länger scheu = ängstlich bleiben würde als in der Gruppe oder zu zweit. Zu zweit orientiert er sich am mutigeren Vogel, sieht, dass der Mensch doch ungefährlich und interessant sein kann und traut sich viel mehr zu. Scheu = ängstlich bedeutet, dass der Vogel, solange er scheu ist, aber mit dem Menschen leben muss, viel weniger Lebensqualität aufgrund dieser Angst hat!
Auf youtube gibt es viele Clicker(training)videos von sowohl Wellensittichen, als auch Nymphensittichen und anderen Vögeln, oft in der Gruppe, so dass du selbst sehen kannst, dass Gruppentraining oft zu sehr viel schnellerem Mut und Vertrauenfassen bei den Vögeln führt als Versuche, den Einzelvogel zu zähmen.

Du kannst das selbst nachvollziehen: Alleine in einer feindlichen Umgebung mit Menschen, die gefährlich aussehen und nicht deine Sprache sprechen, hättest du viel mehr Angst, als wenn da noch jemand wäre, den du verstehst und der dir erklärt, dass die Typen nur so gefährlich aussehen und in Wirklichkeit ganz lieb sind und dich gerne kennenlernen wollen. Vor allem, wenn du dann beobachten kannst, wie der andere mit diesen Leuten interagiert, ohne dass ihm etwas passiert. So geht es deinem Wellensittich auch.

Wichtig:
Schon bevor du einen Partner holst, kannst du einiges tun, um deinem Vögelchen Sicherheit zu geben. Gib ihm Routine und kündige die immer mit den gleichen Worten an. Dazu gehört zu sagen, wenn man zum Käfig/ Vogel geht und wenn man nur in weiterer Entfernung vorbei geht. Nach einiger Zeit kennt er die Worte/ Sätze und weiß, was auf ihn zukommt. Kündige auch an, wenn du etwas aus dem Käfig nimmst oder hineinstellst und was das ist (z.B. "Wasser", Äste sauber machen" etc.). Mit der Zeit kann er sich dann darauf einstellen und weiß, dass er bei "Wasser" nur weiter weg vom Wassernapf gehen muss und nicht in Panik flüchten, beim Ästesäubern aber besser den Käfig verlässt.
Versuche mal, wenn du alleine bist, seine Entspannungsgesten nachzumachen, also z.B. Schnabelknirschen oder auch Flügelheben (angewinkelte Arme). Flügelheben klappt gut, wenn man das spiegelt - oft hebt der Vogel dann abwechseln mit dir die Flügel. Auch Kopf schief legen und Augen klimpern oder schließen kann helfen - Augenschließen = du bist so entspannt und sicher, dass du dir dies erlauben kannst, weil nichts Gefährliches passiert. Das geht oft auch auf den Vogel über.

Falls du clickern möchtest, würde ich dir empfehlen, ein Sitzbrett vorne im Käfig anzubringen oder das zu benutzen, falls es schon vorhanden ist. Wirf da hin und wieder mal einen "Kolbenhirseknubbel" drauf. Wenn der Vogel schnell kommt, um den zu fressen - du bist inzwischen wieder etwas weiter weg gegangen! - kannst du vorher klicken. Hast du das ein paar Mal gemacht, kannst du clicken, wenn er im Zimmer entspannt sitzt und dann einen Hirseknubbel geben (und weggehen). Nach und nach kannst du immer clicken, wenn er mal näher bei dir sitzt oder du an ihm vorbei gehen kannst, ohne dass er sich erschreckt oder auch, wenn er dich ansieht. Mit der Zeit wird er immer mehr Zutrauen fassen und zeigen, dass er dich verstanden hat, indem er das, was du clickst, bewusst immer öfter zeigt. Dann kann man mit Targettraining anfangen (gezeigt in diversen Youtube-Videos und auch auf Clickertrainingseiten oder in Threads in diesem Forum - einfach mal "Targettraining Wellensittich (oder Vogel)" suchen).
Wichtig dabei ist anfangs das Weggehen, damit er in Ruhe fressen kann und lernt, dass er nicht in Angst deine Präsenz aushalten muss.
Bei großem Interesse an dem Thema Training und guten Englischkenntnissen würde ich das Buch "Lads before the wind" von Karen Pryor, Karen Pryors Webseite "Karen Pryor Clickertrainnig" oder auch spezielle Bücher zum Clickertraining mit Vögeln empfehlen (das Delfinbuch zeigt aber mMn das Training am eindrücklichsten). Oder lies dich hier kreuz und quer durchs Clicker-Forum (da gibt es auch FAQs). Oft lernt man durch Trainingsberichte anderer am schnellsten.

Fange aber mal mit der Routine, den immer gleichen Worten/ Sätzen und ggf. den Entspannungsgesten an, falls keiner dir dabei zuschaut. Ich habe kürzlich einen Wellensittich aus dem Tierheim geholt, weil mein Fiete, der aus dem Video, leider verstorben war. Ich stand dann 20 min allein in dem Raum mit der Voliere, in der nur noch mein Vögelchen und ein Nymphensittich hockten. Der Wellensittich und ich haben dann abwechselnd die Flügel gehoben (glücklicherweise hat das keiner gesehen :D ), so dass eine kleine Interaktion stattfinden konnte und der Vogel sich schon ein bisschen entspannen konnte. Man kann auch Laute imitieren, so gut das geht und manchmal kann man dann tatsächlich eine "Unterhaltung" mit dem Vogel führen - piep - wiek - qurks - krrrrxs - qurks usw. Der Vogel kann dann mit dir interagieren, ohne dass du ihm "gefährlich nahe" kommst und ihr könnt euch gegenseitig schon ein bisschen kennenlernen, also lernen, den anderen besser einzuschätzen. Man lernt dabei mMn auch, den Vogel viel genauer zu beobachten und der Vogel lernt etwas über die Gesten etc. des Menschen und kann diesen danach besser einschätzen und also auch entspannter auf ihn reagieren.

PS Eines noch: Wenn der Vogel sich erschreckt und weggeht, gehe selbst ein Stück weiter weg. Das gibt ihm oft Sicherheit und er kommt wieder etwas näher. Sollte er wegfliegen, setze dich in einiger Entfernung gut sichtbar hin, so dass er sieht, was du machst und dass du ihm nicht gefährlich nahe kommst.
 
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