Hallo!
Die Rechtsfrage hat auch mir keine Ruhe gelassen. Aber Näheres, als ich selbst schon geschrieben habe zu diesem Thema, geben auch meine Gesetzestexte nicht her. Ich glaube aber dennoch, dass der entscheidende Punkt das Alter der Amazone ist - wie es Kuni ja schon ansprach.
Ich hoffe, ich sag jetzt nichts Falsches, also bitte korrigiert mich gegebenenfalls.
Es scheint doch so zu sein, dass ältere Vögel, sagen wir zwanzig Jahre aufwärts, bei den Behörden im Allgemeinen akzeptiert werden, obwohl sie die Erfordernisse der heutigen Rechtslage nicht immer erfüllen. Das würde Wandas Schilderung ihrer unberingten, papierlosen Ama bestätigen. Und ich selber kann mich daran erinnern, wie es sich mit meiner ersten Amazone verhielt.
Ich hatte diese Blaustirn in den 80er Jahren gekauft. Sie war ein Wildfang. Bei der Anmeldung verlangte man die Cites-Bescheinigung, die ich auch mitbekommen hatte vom Zoohandel, allerdings hatte ich mich damals schon gewundert, wie "popelig" sich dieses angeblich so wichtige Dokument ausnahm: Es war eine schlichte Fotokopie, auf der nicht mal das Wort "Cites" stand. Außerdem bezog es sich gleich auf zwei importierte Vögel, wobei man die Personalien des zweiten Vogels einfach eingeschwärzt hatte. Für ein angeblich persönliches Ausweisdokument fand ich diese Praxis sehr sonderbar. Ansonsten stand auch nicht viel mehr auf dem Papier, nur die Amazonen-Art, das Herkunftsland und die Ringnummer (offen). Das war alles.
Trotzdem hat damals die Behörde meine Anmeldung problemlos akzeptiert. Zweifel an der Rechtmäßigkeit des doch sehr vage formulierten Dokuments sind nie erhoben worden. Ähnliches ist mir auch von zwei weiteren Fällen bekannt. Beide Male wurden die Amazonen in den 80er Jahren gekauft. Ring und Herkunftsnachweis sind entweder gar nicht vorhanden oder aus heutiger Sicht sehr fragwürdig.
Ich gehe davon aus, dass in der Zwischenzeit die Gesetze angezogen wurden. Die einzelnen Stationen habe ich nicht im Kopf, aber gewisse Richtlinien (Einschränkung von Wildfängen z.B.) und die offenbar doch verstärkte Praxis der Ämter, genauer auf die Papiere zu achten, zeigen doch, dass man heutzutage offenbar an einem besser kontrollierten Tierschutz interssiert ist.
Das zumindest betrifft die jungen Nachzuchten. Hier (wie in Sarahs Fall) lässt man sich offenbar nicht vom Weg abringen. Was aber ist mit den älteren Amazonen, die in einer Zeit zu uns kamen, als die Rechtslage noch viel laxer war (oder gehandhabt wurde)? Kann man wirklich nachvollziehen, woher jeder einzelne Vogel stammt? Ohne Ringnummer oder ohne Dokument? Wohl kaum.
Und ich glaube hier, an dieser Stelle, ist der Ansatzpunkt, wo sich die Behörden unter Umständen dann doch zu einem kulanten Kompromiss bereit erklären könnten. Was will man machen? All diese Amazonen einziehen? Und wenn ja, wohin mit ihnen? Und wie wollte man das rechtlich begründen vor den Haltern? Etwa so? - Damals brauchtet ihr diese Voraussetzungen noch nicht zu erfüllen, aber jetzt sind sie gefordert, also gebt eure Vögel her, weil sie auf einmal illegal bei euch leben? Dann müsste man ja nach demselben Prinzip allen Abiturienten, die 1941 Notabitur gemacht haben, die Zeugnisse aberkennen, weil sie den heutigen Standarts nicht mehr entsprechen.
Also sage ich jetzt mal ganz provokant: Wer eine etwa zwanzigjährige Amazone besitzt, dürfte kaum Bedenken haben müssen, dass sie einem weggenommen wird. Jedenfalls nicht aufgrund fehlender rechtlicher Übereinstimmungen.
Wie es sich allerdings in dem von Kuni geschilderten Fall von Anhang-A-Amazonen verhält, weiß ich nicht. Setzt man da jetzt doch wieder stärkere Maßstäbe an? Andererseits: Ist deren Ausgangslage eine andere als die der Anhang-B-Kollegen, nur weil man das heute strenger sieht als früher? Um hier mit gutem Gewissen zumindest eine Idee in den Raum zu stellen, fehlt es mir an der Phantasie.
Vielleicht sollte man, um ganz sicher zu gehen, mal ganz unverbindlich beim Amt anrufen. Vielleicht, wenn man sich selbst nicht offenbaren will, vorsichtshalber in einem anderen Bundesland (Telefonnummern der betreffenden Behörden habe ich vorliegen). Dann wird man ja sehen, in welche Richtung der Hase läuft. Daraufhin kann man sich ja immer noch überlegen, was als nächstes ansteht. Zumindest in Puckis Fall fände ich es eine gute Vorsorge, wenn man jetzt schon klärt, wo man steht, bevor man dann die Vögel im Haus hat und die Behördenlauferei erst richtig los geht.
Viele Grüße
Rinus.