Nach dem Studium, als ich endlich auf eigenen Füßen stehen konnte, war klar, dass ich auf jeden Fall ein Haustiere bzw. Haustiere haben wollte.
Weder Hunde noch Katzen sind uns von unserem Vermieter aus gestattet, aber das störte mich wenig. Zwar mag ich Katzen, aber dann hätte ich mich von meinen zweibeinigen Kater trennen müssen, da der gegen Katzenhaare allergisch ist und das kam natürlich nicht in die Tüte.
Ein Hund? Versteht mich nicht falsch - Hunde sind cool, aber nichts für mich. Meine Eltern hatten fast immer Hunde und auch wenn ich verstehe, warum das Hund-Hundehalter Verhältnis für viele so toll ist, für mich ist es das nicht. Für einen Hund bist du Teil seines Rudels und, damit der Hund nicht irgendwann mal aggressiv wird, sollte er verstehen dass er in der Rangordnung unter dir steht. Ein Vogel ist meinem Gefühl nach ein sehr viel mehr gleichberechtigter Partner, der selber entscheidet, wie sehr er dich an dich ranlässt und wie sehr nicht.
Also ein Vogel und, wie ich schnell rausfand, heißt ein Vogel da mindestens zwei von einer Sorte. Ich bin in die Zoohandlung gegangen und hab mir die verschiedenen Arten angesehen. Finken und Kanarienvögel ließen mich so kalt, ich dacht schon, ich wär gar kein Vogelmensch. Ja, sie waren hübsch, aber das war es dann auch schon. Agarporniden und Katharinensittiche, die mir auf Photos sehr gut gefallen hatten, sprachen mich schon eher an, aber auch nicht wirklich genug.
Dann blieb ich vor der Wellivoliere stehen und mein Herz war hin- und weg. Ihr Zwitschern, ihre Lebendigkeit, das zärtliche Kraulen, die wunderschönen Farben... Es war klar, es mussten Wellis sein.
Eine schnelle Rechnung ergab, dass wir für ein Paar mit anständigem Käfig noch ein, zwei Monate sparen mussten, wussten aber, dass wir dann wiederkommen würden.
Doch zu der Zeit wollten Freunde meiner Eltern, ihre drei Wellis abgeben. Ob wir sie nicht mal ansehen wollten, so ganz unverbindlich? Und natürlich kamen wir mit den dreien - zwei Weibchen und mein Männchen - und einem Käfig, der für drei gerade noch groß genug war nach Hause.
Drei waren nicht ideal, dass war uns klar. Für vier war der Käfig auf jeden Fall zu klein. Also eifrig für eine größere
Voliere gesparrt.
Leider ist dann kurz darauf eines der Weibchen aufgrund eines Nierenleidens eingegangen.
Nach der Obduktion kamen dann noch zwei weitere hinzu, so dass wir jetzt vier Wellis haben. Und das wird auch so bleiben, bis wir in eine größere Wohnung ziehen und dann eine größere
Voliere bauen können. Mein Traum wären 8 Wellis.
In einem zweiten Käfig halten wir auch ein paar Singsittiche. Die beiden haben sich *uns* ausgesucht auf einer Vogelbörse. Wir suchten eigentlich nach einer anderen Art, aber dann haben die beiden gezwitschert und wir haben uns nach den kleinen Musikanten umgesehen. Als wir sie gefunden hatten zog Felix, dass Männchen, eine solche Klettershow ab als wollt er sagen: "Ihr wollt doch nicht wirklich uns hier lassen? Nimmt uns schon mit nach Hause!" und wir hatten keine Chance. (Wir hatten uns bis dahin aber schon sehr viel auch über andere Sitticharten informiert, so dass wir wussten, was wir taten.)
Sternenhell - den verwunderten Blick von Bekannten kenn ich. "Ach, ihr habt einen Vogel?" "Ähm, nein, sechs." Auf diese Aussage gibt es einen fassungslosen Blick und ein Gestammel in Richtung von "warum vier Wellis wenn die sich eh nicht voneinander unterscheiden?"
Dabei schwör ich, haben die Federbälle mehr Charakter und Individualität als manch menschlicher Zeitgenosse.