Ich meine, dass die Konstitution seelisch wie physisch bei HZ per se geschwächt ist. Die Ansprüche an die Beschaffenheit der Umgebung sind ja angeboren. Die Reize, die auf die Tiere einwirken, sind harmonisierend oder stressig. Man kann sich noch so viel Mühe machen. Und trotzdem steigt man nicht dahinter, warum sich der Kakadu rupft oder die Amazone plötzlich austickt. Warum z.B. killt ein Kakadu seine Frau? Das kommt in der Natur nicht vor. Wie müsste also unsere Haltung beschaffen sein, dass es auch hier nicht vorkommt? Die räumliche Beschränktheit alleine kann es noch nicht sein. Was hat das mit der Afzuchtmethode zu tun?
Meine persönliche ( und daher rein subjektive und hypothetische Meinung) dazu ist: Ja, es gibt Defizite im
Handaufzuchtfutter und je nach Gewissenhaftigkeit des Halters können die unterschiedlich groß sein.
Immer problematisch ist das "Animpfen" von Schnabel- und Darmflora bei
Handaufzucht vom Ei, sowie die Wahl des richtigen Aufzuchtfutters. Was "komplett" drauf stehen hat, muss noch lange nicht gut sein. Es gibt
Handaufzuchtfutter, die zB bei Graupapageien zu extremer Ausbreitung roter Gefiederpartien führen können. Das kann nicht gesundheitsfördernd sein.
Selbstmixer müssen sich neben der üblichen Ansprüche penibelst der Bedeutung von Ca/P ratios und Vitamin D bewusst sein und viele Handaufzieher neigen zu zu großen Futterportionen und gerade die besonders besorgten dazu, das mit zu häufigem Füttern zu kombinieren. Also ja:
Handaufzucht kann zu einer schlechten Voraussetzung führen, was gesundheitliche Belange angeht.
Aber sei muss nicht!
Auf der anderen Seite tauchen zudem die gleichen von Dir beschriebenen Probleme auch bei NB oder Wildfängen auf, die langjährig in Innenräumen leben.
Da kommt doch der Gedanke auf, dass die Innenhaltung an sich ein wesentlicher Knackpunkt ist.
Hier gibt es mindestens drei Faktoren, die zumindest meiner Ansicht nach auch heute noch in den allermeisten indoor Haltungen suboptimal bis katastrophal sind, bei Aussenvolierenhaltung dagegen in aller Regel "automatisch" im grünen Bereich liegen, ohne dass der Halter auchnur darauf aufmerksam werden muss. Ich bin überzeugt davon, dass genau hier die Ursache für einen Großteil der Probleme zu suchen ist und die Historie der Haltungsfortschritte in der -ernsthaften- Terraristik legt das zusätzlich nahe, da hier die selben Probleme existierten und die intensive Beschäftigung damit zu zuvor als undenkbar geltenden geradezu mirakulösen Haltungs und Zuchterfolgen führte.
Wer mich kennt, weiss schon, worauf ich hinaus will:
a) Dauerhaft zu niedrige relative Luftfeuchte in Innenräumen und zumindest zeitweise zu hohe Staubbelastung
b) Dauerdämmerlicht, im schlimmsten Fall noch flimmernd. Fehlende UVA Anteile verfälschen das Farbsehen der Vögel, dauerhaft zu geringe Lichtintensitäten beeinflussen via Epiphyse an zentraler Stelle den Hormonhaushalt und damit auch das Verhalten. Lichtzyklen sind arbiträr und artifiziell. 100% der Halter empfinden eben diese Lichtsituationen als angenehm hell und farbecht und 90% der Halter meinen, den Vögeln geht es genauso. 10% wissen, dass das nicht so ist, aber 90% davon haben von Lichttechnik keine Ahnung und installieren semisinnvolle Lösungen nach dem besser als nichts Prinzip.
c) Vitamin D Status. Viele Vogelhalter legen großen Wert auf artgemäße Ernährungen und scheuen hier keine Mühe, haben aber Bedenken bei jeder Art von Futterzusätzen. In artgemäßem Naturfutter ist aber in keinem Fall -OK, es sei denn, man pflegt zB Pinguine- eine auch nur annähernd ausreichende Menge an Vitamin D oder Vorstufen davon vorhanden. UVB Bestrahlung (ja/Nein reicht hier zudem nicht, das wie ist wichtig und braucht Fachwissen) oder regelmäßige Verabreichung Vitamin D3 haltiger Supplemente ist leider noch immer sehr wenig verbreitet. So leiden konservativ geschätzt 95% aller indoor Vögel unter chronischem Vitamin D Mangel. Damit einher gehen im schlimmsten Fall dramatische Immuneinschränkungen und Kalziummangel auch bei ausreichender Kalziummenge in der Nahrung.
Ich bin überzeugt, dass eine intensive Beschäftigung mit diesen drei Parametern sehr viel zur Vorbeugung der genannten -und anderer Probleme beitragen würde und dass sich herausstellen würde, dass die ursächliche Verknüpfung solcher Probleme zur Aufzuchtmethode keine zwangsläufige ist.
Zur naturnahen Haltung: Ich gebe zu, das auch toll zu finden und vorzuziehen. Ich gebe aber ebenso zu, Papageien zu halten, obwohl ich diese Gegebenheiten schlicht nicht schaffen kann.
Ich bin aber auch der Meinung, ein großer Teil der naturnahen Haltung ist mehr was für unser Auge als essentiell für den Vogel. Der braucht keine naturidentische Umgebung, sondern er braucht eine Qualität der Umgebung, die seine Ansprüche ebenso erfüllt, wie das natürliche Habitat. Das muss nicht naturidentisch sein -lediglich qualitativ gleichwertig. Die fest in Papier gedrehte Hartweizennudel ist als Spielzeug der Palmfruchtdolde druchaus nicht nachstehend. Der Sperrholznistkasten nicht notwendigerweise weniger artgerecht als der Naturstamm und flatternde Stoffetzen nicht weniger beschäftigend als ein beblätterter Zweig.
In der Terraristik habe ich persönlich absolut die Möglichkeit, auch komplexe Lebensraüme in sehr naturnaher Form nachzubilden un dbemühe mich hier sehr. Der Laie fühlt sich geradezu in den Regenwald oder dei Halbwüste versetzt, wenn er vor (oder in
)so einem Becken steht. Aber ich weiss genau, wo die Lücken und Unterschiede zum natürlichen Habitat liegen, bzw DASS es sie gibt und wo und wie ich unauffällig aber effizient nachhelfen muss.
Genau hier liegt die Gefahr in der naturnahen Haltung auch im Vogelbereich: Eine schön bepflanzte
Voliere wirkt für unser Auge gefällig und naturnah. So wird man leicht auch über größere Defizite hinweggetäuscht. Wer die Augen offen hält und die Ansprüche seiner Tiere kennt, kann die dagegen in einer künstlichen Umwelt ebenso gut -und manchmal mit weniger Aufwand oder Risiko- erfüllen, wie in einer naturnah wirkenden
Man kann mir nach all dem Gesagten durchaus vorwerfen, ich plädoyiere für die Wohnzimmerhaltung. Dazu ein klares JEIN!.
Ich favorisiere jedenfalls klar die großzügige
Volierenhaltung mit Aussenanteil.
Ich sage aber, wer das nicht bieten kann -un din diese Gruppe gehöre ich leider selber auch- , muss nicht von vornherein auf Vogelhaltung verzichten.
Er muss sich aber viel mehr Mühe geben - und dazu gehört auch die Aneignung von entsprechendem Grundwissen, bei dem es ohne Biologie und Physik nicht geht- Situationen zu schaffen, in denen seine Vögel dauerhaft artgerecht leben können als der Freivolierenhalter.
Komischwerweise ist es in den Köpfen vieler Leute imemr noch genau umgekehrt: Freivolierenbesitzer müssen Fachleute sein und die Käfighaltung im Heim ist was unproblematisches für jedermann. DARAUS erwächst ein großteil der Probleme und das ist ein Missverständnis, um dessen Aufkläruing ich mich seit lkangem hier aktiv bemühe und das ich keinesfalls unterschreibe.
Jemand mit Kenntnis und Erfahrung wird den selben Vogel im Freiland ebenso wie im Innenraum lange gesund und vital erhalten.
Ein Ahnungsloser richtet dagegen bei Innenraumhaltung schneller und schlimmer Schaden an, als wenn er mit angehänger Aussenvioliere einsteigt. Diese Situation beeinflusst die Diskussionen hier stark. Manche Besitzer von Aussenanlagen sind mir ein wenig zu überheblich und hätten einiges vor der eigenen Haustür zu kehren. Viele indoorhalter sind geradezu unglaublich ignorant.
Ebenso gibt es weisse Schafe auf beiden Seiten. Und alle treffen hier im Vogelforum aufeinander.......