Blaufink (?) aufgelesen (= Buchfinkweibchen)

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Hallo liebe Vogelfreunde,

in meiner Küche wohnt jetzt ein Vogel, bei dem ich euch um Rat bitte. Bitte beachtet, dass ich absoluter Vogellaie bin. Hier die Geschichte:

An einer mittelschwer befahrenen Straße habe ich einen Vogel entdeckt, der aufgeregt hin und her sprang. Seine Flugversuche waren eher ein Flattern, bei dem er nicht höher als 20 cm gekommen ist. Es war zu erkennen, dass ein Flügel (der Rechte) nicht richtig mitspielen wollte. Ich habe dies beobachtet und konnte auch aus einem Baum in der Nähe weitere Vogelgeräusche hören. Wegen der Straße habe ich mich entschieden, den Vogel einzufangen (mittels Handtuch und Pappkarton) und erst einmal zu sichern.

Leider ist heute Sonntag und morgen auch noch ein Feiertag. Der Notfall-Tierarzt war sich auch nicht sicher und könnte bei einem gebrochenen Flügel ohnehin nichts machen. Meine Recherche lässt mich glauben, dass es ein Blaufink-Weibchen sein könnte. Der Vogel sieht mir nicht aus wie ein Jungvogel. Bilder des Kleinen habe ich angefügt.

Nun bin ich mir absolut unsicher, was ich tun soll. Daher meine Fragen an euch:

  • Ist es vielleicht doch ein Jungtier und die Eltern hätten sich noch gekümmert?

  • Wenn ja, sollte ich den Vogel wieder an der Fundstelle aussetzen?

  • Ist es kein Jungtier, sondern ein verletztes Tier?

  • Wenn ja, wie gehe ich weiter vor?
Mittlerweile hüpft der Kleine recht neugierig hin und her und versucht ab und zu wieder mit wenig Erfolg zu fliegen. Panisch oder gestresst sieht er mir nicht aus, aber ich habe auch keine Ahnung davon.

Für jede Hilfe bin ich dankbar!

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Das ist ein voll ausgewachsenes Buchfinkenweibchen. Dem geschilderten verhalten nach sollte sie baldmöglichst einen vogelkundigen (!!) Tierarzt sehen.
Das gute...der Vogel kann selbständig fressen (Waldvogelmischung) und trinken.
Wenn der Flügel nur gezerrt ist, ist die Prognose gut. Wenn gebrochen, wirds schwieriger...toi,toi, toi
 
Vielen Dank für die schnelle Antwort. Mich beruhigt, dass ich scheinbar keinen Fehler gemacht habe, den Vogel von der Straße zu holen.
Zum Futter: Ich habe dem Tierchen eine Schale mit Samen und Kernen hingestellt. Ist das akzeptabel? Durch den Sonntag/Feiertag kann ich nicht anderes organisieren.

Ingo, bitte nicht falsch verstehen: Wie sicher bist du dir damit, dass sie ausgewachsen ist?
 
Solange das kleinere Sämereien sind, OK.
Ist zu 100% ausgewachsen
 
Alles klar.
Nun kommt mir noch ein Gedanke, mit dem ich dich belästigen muss. Kann es sein, dass die Geräusche, die ich in der Nähe des Fundorts gehört habe, Jungvögel dieses Weibchens waren? Dann hätte ich den Jungvögeln nun die Mutter geraubt. Ist dieses Szenario realistisch und könnte ich was unternehmen?
 
Hallo zusammen,
kleines Update: Sie hat die Nacht scheinbar ganz gut überstanden und auch ein wenig gefressen. Ist nach wie vor agil und versucht, auszubrechen.

Ich konnte heute etwas beobachten, das ich gerne mit euch teilen möchte. Am rechten Flügel, der hängt und irgendwie verletzt ist, glaube ich, eine Art Narbe erkennen zu können. Für mich als Laien sieht es so aus, als wenn ein Stück Flügel ausgerissen wurde. Ich habe es nicht geschafft, ein gutes Foto davon zu machen und wollte sie nicht mehr stressen als nötig. Auf dem angefügten Foto habe ich zumindest die Stelle markiert. Kann es überhaupt sein, dass ein Teil des Flügels abreißt?
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Ich kann nur feststellen dass die Schwungfedern vorhanden sind, wenn auch nicht sauber angelegt. Sollte sich am Bug eine federlose Stelle befinden, so vermag ich das nicht zu erkennen. Aber selbst wenn dort ein oder zwei Federn fehlen durch einen älteren Vorfall des Anfliegens, so hat das im "Normalfall" keinerlei Auswirkungen auf das Flugvermögen des Vogels.
Gruß
 
Sie hat sich gerade besser positioniert und ich konnte hoffentlich hilfreichere Bilder schießen
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Das ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein Flügelbruch. Kann vom vogelkundigen Tierarzt geheilt werden. Ist aber dringend, bei Vögeln wachsen die Knochen sehr schnell zusammen, so wie es jetzt ist schief, und dann ist nichts mehr zu machen.
 
Update: Ich war heute bei einem eurer empfohlenen Tierärzte. Was ich als Narbe vermutete, war eine blutige Kruste. Tatsächlich ist der Flügel gebrochen. Die Ärztin wollte dem Tier kein Röntgen zumuten. Sie konnte nicht sicher sagen, ob einer der längeren Knochen gebrochen ist oder der Flügel in der Elle (?) gebrochen ist. Sie hat die Wunde gesäubert und den Flügel angelegt/verbunden.

Der Stand ist nun, dass wir hoffen, dass der Bruch gut zusammenwächst. Sie hat aber gesagt, dass der Vogel nie wieder zu 100 % fliegen wird wie zuvor. Vielleicht wird sie wieder passabel fliegen können, die Chancen sind aber hoch, dass sie flugunfähig bleiben wird.

Der Verband muss spätestens alle 2 Tage kontrolliert und ggfs. gewechselt werden. Davor habe ich jetzt Respekt und Angst, dem Vogel mehr zu schaden als zu helfen, wenn ich dies selbst tue. Daher nun wieder meine Frage an euch: Kennt ihr jemanden, der ein Buchfinkweibchen gesund pflegen könnte und - was ich nicht hoffe - vielleicht für immer aufnehmen könnte?
 
Der Verband muss spätestens alle 2 Tage kontrolliert und ggfs. gewechselt werden.
Welcher Art ist denn der Verband? Mullbinde? Wäre nicht so gut. Kannst Du mal ein Foto von einstellen? Eventuell kann ich dann mehr sagen.
Noch ´ne Frage: Ist es ein offener Bruch, also durch die umgebende Haut hindurch? So jedenfalls habe ich es verstanden.
 
Der Verband ist selbsthaftend, der Aufdruck lautet Peha-haft. Der Bruch ist nicht offen, glücklicherweise. Die Stelle ist geschwollen und es gibt einen Bluterguss.

Die Kleine ist aktuell sehr wütend, deswegen hier die besten Bilder, die ich machen konnte.

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Kein offener Bruch also. Das kann man dann anders machen. Nämlich den gesamten Vogel umwickeln. Das hat den Vorteil daß der Flügel welcher zuerst gerichtet werden muß, klar, eng am Körper anliegt und absolut unbeweglich ist. Dadurch erhöhen sich die Chancen daß der Bruch korrekt zusammenwächst.
Ich hatte mal eine Amsel, ebenfalls mit Flügelbruch, die Tierärztin, ich kenne sie gut, hat wie geschildert den gesamten Vogel umwickelt. Allerdings nicht mit einem Verband sondern schlichtweg mit Klebeband. Einfach weil sich dann nichts verschieben kann, also weiter keine Kontrolle oder Wechsel erforderlich sind. Das Klebeband läßt sich später recht einfach entfernen, von den großen Federn geht es prima ab. Lediglich einige wenige kleine Federchen blieben haften. Ach so, die Beine natürlich frei lassen.
Ach ja, die Amsel war nachdem der Flügel abgeheilt war wieder zu 100% flugfähig und ich konnte sie in die Freiheit entlassen.
Die Tierärztin war Dr. Meisel-Gehl aus Zweibrücken.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das wäre natürlich ein Traum, wenn die Kleine wieder fliegen und entlassen werden kann.
Ich habe mir gerade noch von einer Ärztin in der Nähe ein Schmerzmittel geben lassen und werde gleich ein provisorisches Gehege bauen, damit der Vogel nicht mehr auf dem Küchenboden hausen muss. Nachdem ein Gnadenhof in meiner Nähe sofort von Einschläfern gesprochen hat, werde ich den Vogel pflegen so gut ich es kann.

Wenn ich den Verband wechsle und die Wunde reinige, kann ich dafür gewöhnliches Desinfektionsmittel für Menschen nehmen?
 
Hallo zusammen,
nächstes Update: Die Kleine ist von der Küche in eine ruhige Ecke im Wohnzimmer umgezogen. Ich habe ein kleines "Gehege" gebaut, in dem sie Ihre Ruhe hat. Zu Fressen bekommt sie nun auch eine Insektenmischung. Sie frisst und trinkt und ist nach wie vor sehr lebendig. Von einer Tierärztin habe ich noch "Traumeel" gegen die Schmerzen und Schwellung bekommen, das sie nun täglich bekommt.

Gestern habe ich den Verband gewechselt. Die Wunde ist nicht mehr offen und auch die Blutergüsse sehen deutlich besser aus. Ich habe mich entschlossen, den Vogel ganz einzuwickeln, also nicht nur einen Flügel. Im ersten Versuch habe ich scheinbar zu vorsichtig gewickelt und der Verband war nach wenigen Minuten ab. Beim zweien mal habe ich nur mit dem Klebebank umwickelt und es hat über Nacht gehalten. Nach dem Unterfangen lag die Kleine so erbärmlich da, dass ich dachte, sie würde am Schock sterben. Nach einiger Zeit ist sie aber wieder putzmunter aufgesprungen.

Auf dem ersten Bild hat sie sich vor der Kamera erschrocken und lag wieder kurz auf der Seite. Dort sieht man den gesunden Flügel. Auf dem zweiten Bild im Stehen sieht man den gebrochenen Flügel. Ich hoffe, ich habe es gut fixiert.

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Ich hoffe, ich habe es gut fixiert.
Leider nicht ganz. Du mußt die Flügel so anlegen daß die Federspitzen sich über dem Schwanzanfang, Rückenende berühren oder sogar leicht überlappen. So sieht es nämlich aus wenn die Flügel normalerweise geschlossen sind. Der verletzte Flügel darf nicht herunter hängen.
 
An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön für eure Hilfe!
Ich habe sie gestern neu bandagiert. Das Klebeband ging verhältnismäßig gut ab und ich hoffe, dass die neue Version nun besser ist. Vielleicht kann ich heute noch ein bessere Bild schießen. Hier liegt sie direkt nach dem bandagieren erschöpft ein wenig auf der Seite.

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Hallo zusammen,
ich möchte euch noch einmal um euren Rat bitten. Der Stand der Dinge:

Nach zwei, drei und vier Wochen habe ich sie Flugversuche in sicherer Umgebung machen lassen, aber es war keine Verbesserung in Sicht. Der gebrochene Flügel hing leider genauso wie zuvor. Ich bin mit ihr zu der Tierärztin meines Vertrauens gefahren (nicht vogelkundig, aber allgemein sehr erfahren) und habe sie den Vogel einmal anschauen lassen. Sie hat mir eine entzündungshemmende Salbe mitgegeben und von weiterem Bandagieren abgeraten. Wahrscheinlich eher Zufall, aber am Abend des ersten Auftragens der Salbe hat der Vogel angefangen ein wenig zu fliegen. Sie konnte zum ersten mal über ihren ca. 50 cm hohen Zaun fliegen und hat es sich in einem Bambus gemütlich gemacht, den sie hoch- und runterkletterte.

Seit dem sind wieder 2 Wochen vergangen, in denen sich ihre Flugfähigkeit weiter verbessert hat. Sie ist nun in der Lage auf einer Höhe durch mein Wohnzimmer (ca. 5 m Strecke) oder vom Blumentopf auf eine knapp 2 m höher gelegene Gardinenstange zu fliegen. Der Flügel hängt immer noch, aber sie ist unglaublich agil und hat mehrmals am Tag sehr aktive Phasen, in denen sie von Gehege zu Bambus und zurück fliegt. Mittlerweile schläft sich auch jeden Abend im Bambus am Fenster.

Nun stehe ich langsam vor der Entscheidung, ob ich sie in die Freiheit entlassen oder zu einer hilfsbereiten Dame geben soll. Diese Dame hat eine große Voliere, in der sie weitere verletzte Vögel hält. Dabei ist auch ein Buchfink-Pärchen. So wie der Vogel aber fliegt, mache ich mir Hoffnung, dass sie vielleicht doch wieder in die Natur entlassen werden kann. Ich weiß, es ist schwer, dies aus der Ferne zu beurteilen, aber für euren Input wäre ich dankbar.

P.S.: Kann man anhand der Bilder abschätzen, wie alt sie ist?
 
Thema: Blaufink (?) aufgelesen (= Buchfinkweibchen)

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