Ich hab mir zu dem Thema auch mal ein paar Gedanken gemacht. Passt vielleicht nicht gerade ins Cardueliden Forum, aber zu den angesprochen Verboten und den Aktivitäten so genannter Tierschützer...
Quo vadis Vogelzucht?
Ich glaube diese Frage ist gerade im Moment mehr als berechtigt!
Mit erstaunen habe ich zur Kenntnis genommen, dass auf der kommenden Deutschen Meisterschaft der „Border-Käfig“ nicht mehr zugelassen werden soll. Dazu wurde den drei Positurassen Giboso, Makige und Schweizer Frise´ein Ausstellungsverbot auferlegt.
Davor war ja schon bekannt geworden, das die Gesangskanarien nicht mehr im so genannten Gesangsbauer ausgestellt werden dürfen.
Man fragt sich als Vogelliebhaber ja schon, wer so etwas „verordnet“ und vor allem warum.?
Ich glaube es ist an der Zeit, solche Verordnungen nicht einfach hinzunehmen, sondern sich dagegen zu wehren. Sicher kann man auch, wenn man nicht unmittelbar betroffen ist von solchen Verordnungen, den Kopf einziehen und sagen „mich betrifft das nicht“. Wie in meinem Fall. Ich züchte Deutsche-Haubenkanarien, Rheinländer und Waldvögel. Ich könnte mir sagen, was gehen mich die Gesangsvögel, die Border, die Fife, die Makige, der Giboso und der Schweizer Frise´an“?
Ich glaube es wäre der größte Fehler den man tun kann jetzt wegzuschauen.. Was wir Vogelzüchter jetzt brauchen ist eine große Solidarität untereinander.
Die Zeiten haben sich geändert. Nicht der Stille Amateur ist „in“, sondern der lautstarke Lamentierer, der bestehende Strukturen angreift und sich selbst ernennt, über das Tun anderer zu richten! Es ist schon sehr bedenklich, wenn wie jetzt geschehen, durch das Nichtstun von uns Vogelliebhabern die Gegner der Vogelliebhaberei die öffentliche Meinung besetzen und wir so zum reagieren gezwungen werden. Wir haben schon viel zu lange „nichts getan“ und uns ruhig verhalten!
Wir Vogelzüchter haben leider nur eine sehr geringe Lobby.
Man stelle sich einmal vor was los wäre, wenn jemand sagen würde, Brieftauben dürfen nicht mehr in den für sie vorgesehenen Ausstellungskäfigen ausgestellt werden. Oder sogar Hühner. Ich kann mir wahrlich nur schwer vorstellen das es dann genau so „ruhig bleiben würde“ wie es jetzt bei uns Vogelzüchtern ist.
Ich frage mich auch, wo ist hier Europa. gibt es hier Einheitliche Verordnungen? Wo sind die „COM“ und wo die „EE“ ? Helfen die uns jetzt?
Wieso müssen wir Deutschen wieder die besseren und ersten spielen und wieder mit Verordnungen und Bestimmungen vorpreschen die es in der Art sicher nur bei uns gibt.
Viele Dinge kann man einfach nicht verstehen. Da wird eine neue Legehennenverordung erlassen. Nach dieser Verordnung dürfen Legehennen ihr ganzes auf einer für sie vorgesehenen Fläche von 800 Cm² verbringen! Uns Vogelzüchtern wird verboten einen Gesangskanarienvogel, einen Border oder einen Fife für wenige Tage auf einer Fläche in einem Käfig auszustellen, der wenn man es umrechnen würde nicht kleiner ist als der Lebensraum eines Huhnes für sein ganzes Leben! Wie soll man das verstehen?
Ich frage mich ernsthaft, wer denn plötzlich festgestellt hat das der „Harzer Bauer“ -der für mich genau wie der „Harzer Roller“ längst Kulturgut geworden ist- für Gesangskanarien zu klein ist! Jahrhunderte lang wurden unsere Gesangskanarien für die Zeit der Ausstellungen im Harzer-Bauer präsentiert. Die Vögel haben darin ihr Lied vorgetragen. Ich würde den Vogel der sich nicht wohlfühlt mal gerne singen hören.
Der Harzer Roller und der Harzer Bauer gehören für mich zusammen. Sicher ist dieser Käfig klein, aber wer sagt mir denn das sich die Vögel darin nicht wohl fühlen? Wie gesagt, wir sprechen hier über die Dauer von Ausstellungen und nicht über das gesamte Leben der Vögel.
So wie der Gesangskanarienvogel zu seinem Käfig gehört, so ist es auch beim Fife, beim Border und beim Scotch!
Wenn man sich mit Positurkanarien näher beschäftigt wird man sehr schnell feststellen das jede Rasse ihre eigene Psyche hat!
Ein Gloster ist vom Wesen her vollkommen anders als ein AGI. Ein Razza verhält sich vollkommen anders als ein Border.
Und zu jeder Rasse gehört auch ihr Käfig. Die Käfige sind nicht nur „Unterbringungsmittel“ für die Dauer der Ausstellung, sondern mit den Rassen verbunden und gewachsen!
Wer einmal gesehen hat, wie ein Scottie in seinem Käfig den „Hopp“ von einer Stange auf die andere ausführt und sich dann in Haltung präsentiert, den wird das mit Sicherheit faszinieren.
Die Border, die ihren „Move“ in ihrem Käfig zeigen um dann sich stolz in Aufrechter Haltung zu präsentieren. Die Fife, die sich mit ihren Rundungen als wahre Herzensbrecher in ihrem Käfig zeigen. Immer gelassen ihre Bewegungen ausführend und einem dabei noch ins Auge schauend! Diese Vögel sollen in den allseits geschlossenen Wursterkäfig? Ehrlich, mir tut das weh wenn ich daran denke!
Ein „Aha-Erlebnis“ in Sachen Scotch habe ich einmal auf einer unserer Landesschauen erlebt. Wir hatten Schulklassen auf diese Schau eingeladen und ich erklärte den Jugendlichen die verschiedenen Rassen. Als wir bei den Scotch angekommen waren gab es zunächst kein sichtbares Interesse an diesen Vögeln. Ich nahm dann einen Käfig in die Hand. Ich erklärte den Kindern das dieser Vogel ein echter Schotte sei, ich erklärte ihnen den „Hop“ und auch die „Sichel“. Der Vogel präsentierte sich wunderbar und bei den Kindern wurden die Augen groß. Sonntags auf der Schau sah ich einen der Jungen wie er seinen Eltern den Scotti zeigte und er das wiedergab was ich ihm Freitags erzählt hatte. Auch die Augen der Eltern wurden dabei groß.
Das ist es doch. Man muss sich mit Rassen beschäftigen um sie zu verstehen. Wenn man sie versteht, dann wird man auch den Teufel tun und bestimmte Käfige einfach so verbieten!
Warum wurden der Giboso, der Makige und Schweizer Frise´ mit einem Ausstellungsverbot belegt? Warum andere Rassen nicht? Weil die Person welche diese Verbote erlassen hat die anderen Rasen nicht kennt. Wie hat diese Person entschieden?
Wurde diesen Rassen ihr Aussehen zum Verhängnis? Sind sie deshalb nicht „Austellungswürdig“. Weil sie nicht der „Norm“ entsprechen! Wenn ja, welche „Norm“ denn? Ist diese Norm der Geschmack der Mehrheit?
Wir Vogelliebhaber machen sicher nicht alles Richtig. Es wird zum Beispiel immer dann Bedenklich wenn Züchter bei ihren Vögeln Rassemerkmale „übertrieben herauszüchten“.
Wir wissen alle was ich damit meine.
Das gibt es nicht nur bei den Positurassen, das gibt es auch bei Sittichen, bei Prachtfinken ja überall in der Vogelzucht. Dem gilt es entgegenzuwirken. Und zwar Freiwillig. Wir haben die uns selbst auferlegten Codexe „Pro Species“ und „Pro Natura“. Von Züchtern, mit Züchtern für Züchter erstellt. An diese sollten wir uns immer halten.
Das Wohl der uns anvertrauten Mitgeschöpfen sollte immer vor allem anderen stehen.
Aber wir sollten nicht akzeptieren wenn uns Leute die noch nie einen Vogel gezüchtet oder gehalten haben uns plötzlich erzählen wollen was richtig und falsch ist!
Wir Vogelliebhaber müssen jetzt mehr denn je eine Starke Gemeinschaft bilden!
Wir sollten gemeinsam für unser Hobby kämpfen.
Es ist wichtig zu verstehen, das die Verbote der Käfige und bestimmter Rassen nur der Anfang sind. Wehren wir uns jetzt nicht, was wird als nächstes Verordnet? Die Halter und Züchter welcher Arten trifft es dann?
Wer jetzt denkt, dass es mit den Verboten nur um Ausstellungen und um bestimmte Rassen geht, der liegt falsch. Es geht hier um viel mehr! Es geht um den Fortbestand der Vogeliebhaberei!
Wer jetzt nichts tut und wegschaut, der braucht sich die Frage „Qua vadis Vogelzucht“ früher oder später nicht mehr zu stellen!