Hallo,
ich sehe die Staubwedelaktion ehrlich gesagt auch eher kritisch und würde davon ebenfalls abraten.
obwohl ich mir nicht sicher bin, ob dadurch Vertrauen "zerstört" wird
Es wird durch diese Aktion aber auf jeden Fall alles andere als gefördert
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Schauen wir uns die Situation nochmal genauer an
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Aus Sicht des Vogels sieht die Situation folgendermaßen aus:
Der Mensch nähert sich mit einem im Verhältnis zum Tier sehr großen unbekannten Gegenstand, worauf hin der Vogel direkt zurückweicht und seinen Unmut mit Gekrächze unterstreicht. Damit sagt er deutlich: "Bitte geh weg damit, ich habe Angst davor".
Nun ignoriert der Mensch seine Bitte und nähert sich weiter mit dem unheimlichen Ding, worauf hin der Vogel sein Füßchen in deutlicher Abwehrhaltung hebt und dieses weiter mit Gekrächze unterstreicht.
Er sagt also nochmal: Bitte lass das, ich mag das nicht.
Mensch ignoriert aber auch dies und berührt ihn nun auch noch sogleich mit dem riesigen Ding, was zur Folge hat, dass der Vogel zuerst sicher aus Unsicherheit noch etwas zarghaft, dann aber aus der Not heraus schnell auch fester in den Staubwedel beißt und versucht, ihn mit dem Fuß auf Abstand zu halten, das ganze weiterhin unter Gekrächze. Um gegenüber dem Feind größer zu erscheinen und dem ganzen noch mehr Nachdruck zu verleihen, öffnet der Vogel sogar noch die Flügel.
Er sagt also nun abermals mit massiven Nachdruck, dass das nicht möchte und wohl Angst davor hat.
Der Wedel entfernt sich nun und der Mensch lacht ein wenig.
Was hat der Vogel nun aus der Situation gelernt ?
Zarghafte einfache Drohungen werden in dieser Situation vom Mensch ignoriert, erst wenn man die stärkste Drohung einsetzt (Beißen), entfernt sich das unheimliche Ding endlich. Da der Zweibeiner noch dabei lächelt, kann der Vogel daraus evtl. sogar verknüpfen, dass der Biss ihn erfreut hat. Das Lächeln kann also verstärkend wirken und weitere Bisse fördern.
Was kann sich nun aus dieser Situation künftig ergeben, wenn man es weiter machen würde ?
Der Vogel würde allgemein mit der Zeit lernen, dass sein einfacher Rückzug und Geschrei in dieser Situation nichts nutzt und dass man schon fester in den Wedel beißen muss, damit der Mensch ihn evtl. weg nimmt.
Man trainiert also unbewußt das Beißen in den Wedel ein, was Celine ja schon angedeutet hat.
Das kann sich im schlimmsten Fall evtl. soweit steigern, dass der Vogel den Wedel und Mensch auch dann attackiert, wenn dieser vielleicht damit wirklich nur Staubwischen möchte und den Vogel gerade gar nicht auf dem Plan hat.
Der Vogel kann die Situation sogar allgemein so verknüpfen, dass er allgemein direkt ohne Umschweife die dickste Drohung zücken muss (das Zubeißen), wenn sich der Mensch annähert und seine Drohungen auch in ähnlichen Situationen ignoriert. Auf seine Vorwarnstufen hat der Mensch ja eh nicht reagiert.
Stellen wir uns nun zusätzlich mal die Frage, wie wir jemanden finden, der uns bedrängt oder mit etwas Angst einflöst und der trotz mehrfacher Bitte unserseits einfach nicht damit aufhört und darüber noch lächelt.
Sympatiepunkte handelt er sich damit sicher nicht ein
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Wirklich
vertrauensvolles Spiel wird sich deshalb daraus vermutlich auch kaum entwickeln, eher nur ein über sich Ergehen lassen.
Problematisch bleibt aber auch dann halt, dass man nicht einschätzen kann, in welche Richtung sich die Aktion letztendlich langfristig weiter entwickelt und ob nicht doch irgendwann Aggressionen damit gefödert werden, was viel eher passieren dürfte, wie ein ausgelassenes Spiel.
Ein ausgelassenes, vertrauesvolles Spiel könnte man erreichen, wenn man den Vogel langsam unter Beachtung seiner Körpersprache durch Verstärkung gewünschten Verhaltens an den Wedel heranführen würde, bis er ihn ohne jegliche Abwehrhaltung akzeptiert.
Ich persönlich würde dies aber speziell nicht mit einem Haushaltsgegenstand einüben, den man eigentlich auch regelmäßig für andere Zwecke nutzt.
Hintergrund ist halt, dass der Vogel dann jedes Staubwischen als Spielaufforderung ansehen könnte und ich meine eigentliche Arbeit nicht mehr in Ruhe ausführen könnte, was mir dann sicher auf Dauer eher lästig wäre
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Ich bin mit sicher, dass Karin sich der Situation nicht wirklich bewußt war und dass sie die Situation nach meinen Ausführungen nun vielleicht auch mit etwas anderen Augen sieht.
Wir alle haben sicher schon so kleine "Fehler" gemacht, mich eingeschlossen.
Wir Menschen sehen vieles halt aus unserem Blickwinkel. Wir wissen ja, dass der Staubwedel keine Gefahr für den Vogel dastellt und dass es nur spaßig gedacht war.
Oft setzen wir setzen vielleicht unbewußt voraus, dass auch das Tier das sicher schnell merken müsste und daran Spaß haben müsste, obwohl die Signale des Tieres deutlich in eine ganz andere Richtung gehen, wenn man sie wirklich ganz genau betrachtet
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Mir hat es allgemein sehr geholfen, mich mit dem Verhalten in Wechselwirkung mit unseren Verhalten zum Tier genauer zu beschäftigen und die Folgen als solches evtl. besser abschätzen zu können.
Vieles gehe ich dadurch heute doch anders an und ich merke auch deutlich, dass ich mit meinen Vögel so viel besser aggieren kann und schneller weiter komme und eine wirkliche Vertrauensbasis schaffen konnte.