Hallo!
Das freut mich aber, dass euch meine salatfarbenen Amas doch gefallen! Wenn meine beiden nun auch all das Grünzeug
essen würden, nach dem ihre Gefiederfarben aussehen, ja, dann wäre ich total glücklich.
Bea, ich glaube schon, dass Ama-Liebhaber - was die Farben angeht - wählerischer sind als z.B. die Graupapa-Fans, eben weil die Farbauswahl bei den Amas größer ist und damit individuellere Wünsche befriedigt werden können. Ich habe noch nie Graupapa-Halter sich darüber austauschen hören, wie die Federn ihrer Lieblinge gefärbt sind. Ich gehe mal davon aus, das weiß jeder. Entweder man hat einen Kongo-Papagei oder einen Timneh, und man kann diese beiden Arten miteinander vergleichen, doch die Farbe wird dabei keine besondere Rolle spielen. Ich behaupte mal, die Entscheidung, sich einen Graupapagei anzuschaffen, hängt von anderen Faktoren ab als von der individuellen Farbgestaltung, eben weil es hier kaum Abweichungen gibt.
Das ist bei Amazonen anders (und natürlich auch bei Aras). Von den vielleicht 40 (?) Arten haben alle ihre typischen Farbstellungen und dazu kommen dann noch die individuellen Ausprägungen. So gesehen ist es kein Wunder, dass die Leute nach bunten Amazonen verlangen, denn die gibt es ja. Der Bedarf ist also realistisch. Nur in diesem Zusammenhang, nämlich im Vergleich zur Verwandtschaft, fallen die Gelbnacken negativ auf, weil sie so ziemlich die einzige Art sind, die ausnahmsweise mal
nicht bunt ist. Bei dieser Vogel-Konkurrenz finde ich die Überlegung durchaus folgerichtig, warum sich die Käufer ausgerechnet für den "einfarbigsten" Papagei entscheiden sollten, wenn sie ebenso gut einen viel bunteren kriegen können. Kaufe ich ein mausgraues Auto, wenn mir gleichzeitig ein rotes oder blaues angeboten wird?
Es muss ja einen Grund haben, dass Gelbnacken kaum verbreitet sind in Deutschland. Der Grund ist die mangelnde Nachfrage. Für Gelbnacken entscheidet man sich als Halter, entweder bewusst, weil man viel über diese Art weiß und sie attraktiv findet, oder - wie ich - durch Zufall. Wie gesagt, ich hab damals nach dem Tod meiner Blaustirn nach einer neuen Amazone gesucht. Was die Art anging, so war ich nicht festgelegt. Mia war die einzige Amazone in der "Verkaufsvoliere", die scheinbar niemand haben wollte, obwohl sie gesund war (von ihrer fehlenden Kralle abgesehen), obwohl sie aus guter Haltung kam und obwohl der Preis angemessen war. Trotzdem war sie übrig geblieben. Mir war es damals sogar ganz lieb, dass sie eben keine Blaustirn war, denn sonst wäre ich ständig an meinen verstorbenen Schatz erinnert worden, und das wollte ich mir und vor allem meiner neuen Amazone nicht antun. Ich wollte mit Mia ganz neu anfangen und ihr von Anfang an die Chance geben, sie selbst sein zu dürfen, ohne immer dem Vergleich mit der Blaustirn ausgesetzt zu sein.
Trotzdem hatte ich zu Anfang dieselben Bedenken (oder waren es Vorurteile?) wie die meisten anderen Menschen, die sich eine Amazone anschaffen wollen. Man erlebt Gelbnacken ja selten wie auf den Fotos, so arrangiert und isoliert. Sondern man sieht sie zuerst meist in Gesellschaft anderer, bunterer Kollegen. Dazu kommt, dass die Amas ja meist sehr jung sind, wenn sie verkauft werden, fast noch Babys, und daher noch ihr Wischiwaschi-Kleinkindgefieder tragen, das bei Gelbnacken
noch viel fahler ist, als es später bleiben wird. Das Grün ist noch nicht ganz durchgefärbt, aber dafür sind diese Vögel schon beachtlich groß. Man stelle sich also folgendes Szenario vor:
Voliere, drei Blaustirn-Babys drin, ein Kakadu-Baby mit wehendem Kamm, diverse andere bunte Sittich-Arten - und mittendrin ... ein fliegender Kohlrabi! Glaubt mir, da steht kein Mensch davor und ruft begeistert "oh" und "ah". Da entscheidet man sich für die Blaustirns. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Was bleibt als Konsequenz? Mangelnde Nachfrage und damit eine nur eingeschränkte Nachzucht. Für jene Halter, die ihrer Gelbnacken-Amazone einen Partner kaufen wollen, wird es mitunter sehr schwierig, fündig zu werden. Ich habe ein halbes Jahr suchen müssen, ehe ich Max fand. Und neulich habe ich spaßeshalber mal unter den Kleinanzeigen nachgeschaut. Von den etwa 150 dort zum Verkauf angebotenen Amazonen waren ganze drei Gelbnacken. Und die wären im Bedarfsfall noch nicht mal in Frage gekommen: Zwei waren Baby-Hennen, und der einzige Hahn wäre zu alt gewesen für meine Mia. So schaut's aus. Mit konsequenten Grünlingen im Haushalt steht man in Deutschland ziemlich allein da.
Mir ist's egal, ich weiß, was ich an meinen beiden habe, aber ich wollte hier an dieser Stelle ja auch nur noch mal ausführen, woher es meiner Meinung nach kommt, dass Gelbnacken
im Allgemeinen kein hohes Ansehen genießen. Die Foren-Mitglieder hatte ich dabei nicht im Visier, falls das so verstanden worden ist. Ich gehe nämlich davon aus, dass jeder, der eine Amazone hält und sich hier am Forum beteiligt, genau weiß, wie individuell Amazonen sind. Und es gibt ja auch genug Leute, die Problem-Amazonen zu Hause haben, sei es, was ihre körperlichen Einschränkungen angeht, sei es ihr Verhalten betreffend. Dennoch werden all diese Tiere geliebt. Warum also sollte man ausgerechnet mir unterstellen, dass ich mich für meine Salat-Papageien schämen oder entschuldigen sollte? Das tue ich natürlich nicht, aber es ist trotzdem sehr schön zu hören, dass euch meine beiden gefallen.
Mari, gehört die Königs-Amazone nicht mit der Kaiser-Amazone zu den beiden überwiegend blauen Amazonen-Arten? Werden die überhaupt noch gehandelt (ich meine, legal)? Also, ich finde sie ja auch ausgesprochen attraktiv, sogar nur abgebildet. Wie mögen sie dann erst in natura aussehen? Allerdings werden in meinem Amazonen-Buch, das aus den 80er Jahren stammt, die Königs-Amazonen bereits als
Individuen aufgeführt. Also nach dem Motto: Hier in Europa gibt es ein Exemplar, dort noch ein einzelnes Pärchen. Ich denke, wenn man schon so weit ist, eine Art in Stückzahl zu zählen, dann muss es um die Arterhaltung sehr schlecht stehen. Vielleicht ist den Königs-Amazonen ihr ausgesprochen schönes Gefieder zum Verhängnis geworden.
Viele Grüße
Rinus.