Moin,
so nachdem auch meine Nerven sich erstmal über Nacht beruhigt haben, will ich noch mal versuchen zu erläutern, warum ein Partnervogel so enorm wichtig ist und im Anschluß auch die gestellten Fragen im Detail beantworten.
Schau Dir zunächst einmal das Foto an, welches in angehängt habe. Da siehst Du eins meiner Aymarasittich-Pärchen. Anhand dieses Bildes wird nämlich mehreres deutlich:
1. Alle Südamerikaner putzen sich gegenseitig an den Stellen, die sie selbst nicht erreichen können. Ein einzeln gehaltener Vogel leidet somit zwangsläufig unter unzureichender Gefiederhygiene insbesondere in der Kopfregion, denn der Mensch als Partnerersatz kann hier nicht behilflich sein.
2. Alle Südamerikaner sind wie Agaporniden (Unzertrennliche) enorm verschmust und brauchen die Zuneigung eines Artgenossen wie die Luft zum Atmen, da sie nicht nur viel zusammen schmusen, sondern absolut alles gemeinsam machen, vom Fressen, über's Schmusen, die gemeinsame Gefiederpflege, bis hin zum gemeinsamen Spielen (auch mit dem Halter spielen sie gemeinsam). Das kann der Mensch niemals ersetzen, denn ein Partnervogel ist jeden Tag 24 Stunden da, der Mensch nicht. Aus diesem Grunde leidet der Einzelvogel seelisch, sobald der geliebte Mensch, der den Partner ersetzt, nicht da ist (z.B. Einkaufen ist). Und genau das ist der Grund, warum Einzelvögel sich meist zu unerträglichen Schreiern entwickeln, sobald sie nicht die Möglichkeit haben, ihm/ihr "auf Schritt und Tritt zu folgen". Ist ja auch logisch, denn sobald der Partnervogel außerhalb des Sichtkontaktes ist, wird dieser gerufen. Wenn der Mensch den Partnervogel ersetzt, ist Schreien also eine völlig natürliche Reaktion, sobald er/sie nicht im Sichtfeld des Einzelvogels ist.
Vielleicht wird jetzt etwas deutlicher, warum alle so vehement auf der Anschaffung eines Partnervogels bestehen und man klar sagen muß, daß Einzelhaltung ganz besonders bei Südamerikanern absolut nicht artgerecht ist und schon fast an Tierquälerei grenzt. Wenn nun der besagte Züchter das Gegenteil behauptet, muß man ganz klar feststellen, daß dieser Dir nur nach dem Mund redet, entweder weil er sich nicht die Mühe machen will, Dich zu überzeugen oder gar glaubt, daß es unmöglich sei, Dich zur Paarhaltung zu überzeugen oder aber der Mann hat von Südamerikanern überhaupt keine Ahnung ... das wäre dann nämlich nicht der erste, der Südamis züchtet, aber sich nicht wirklich mit diesen Arten auskennt ... aber das ist ein anderes Thema
Nun ja, da wir bei unserem kleinen Tierchen manchmal deftige Probleme haben, ...
Diese Probleme sind allesamt lösbar, solange man nicht zu lange wartet. Denn bleibt der Vogel weiterhin lange Zeit Einzelvogel, werden sich die Probleme verschlimmern und weitere hinzukommen, da das Tier Verhaltensstörungen ausbildet, die irgendwann irreparabel sind.
-stark Ausgeprägter zerstörungssinn
Das ist normal. Pyrrhuras haben halt einen ausgeprägten Nagetrieb, dem man durch Anbieten von Knabberästen (z.B. ungespritze Obstbaumäste) entgegen kommen muß.
Er hat jedoch naturäst im käfig und auch eine knabberstange.
Weg mit den Knabberstangen ... das ist Zucker pur und absolut ungesund für das Tier. Oder soll er übergewichtig werden und einen Leberschaden bekommen? Der Vogel braucht einen Großsittichmix ohne
Sonnenblumenkerne (letztere nur in ganz kleinen Mengen als Leckerchen anbieten) und viel Obst und Gemüse ... siehe z.B. diese
Tabelle.
Was die Äste angeht ... nicht jeder Ast lädt zum Knabbern ein. Jetzt in der Vorweihnachtszeit kann man den Geiern gut mal ein paar Tannenzweige anbieten. Da haben sie enormen Spaß dran, die Tannennadeln alle einzeln abzupflücken. Man muß aber aufpassen, daß die Zweige nicht harzig sind!
-zudem ist er äusserst aggressiv gegenüber unserem kater
Auch dies ist, wie Steffi schon schrieb, absolut normal. Der Vogel paßt ins Beuteschema der Katze, hat folglich instinktiv Angst vor ihr, und da Pyrrhuras keine Feiglinge sind, flüchtet Phoenix halt nicht, sondern greift an. Du mußt halt die Katze ins Nachbarzimmer bringen, wenn er seine Runden dreht.
..., der Kater lag nur auf meinem Schoß, der vogel hat das vorher noch nie nie gemacht.
Dann kann es gut sein, daß es noch einen weiteren Grund für den Angriff gibt: Eifersucht! Eine weitere Folge der Einzelhaltung und dies wird sich verschlimmern und er wird nicht nur die Katze, sondern später auch andere Menschen angegreifen, die Konkurrenten für den Vogel darstellen ... er will Deine Zuneigung halt für sich alleine, da Du ihm einen Partner vorenthälst.
Ebenfalls, wie bereits oben erwähnt, eine Folge der Einzelhaltung. Ein Pärchen ist nämlich eher ruhig und macht nur ein, zwei Mal am Tag für wenige Minuten Rabatz. Insbesondere dieses Problem wird sich im Laufe der Zeit drastisch verschlimmern, wenn Du keinen Partnervogel anschaffst.
-aggression bei frischfuttergabe
Mmh, sehr seltsam. Dazu bräuchte ich mehr Detailinformationen, um das beurteilen zu können.
Das ist kein Angriffsflug, sondern ein Spiel. Meine Aymaras machen das auch und zwar vornehmlich, wenn sie spielen wollen oder schlichtweg Aufmerksamkeit suchen. Das ist also ein reiner Schabernack des Vogels und absolut normal.
Er ist bei so einem flug bereits einmal gegen eine scheibe geflogen, wonach er einen tag lang ziemlich apathisch war.
Fensterscheiben gehören abgedeckt (Z.B. Gardine oder Jalousie), da sie eine enorme
Gefahrenquelle im Haushalt darstellen. Fliegt der Vogel gegen eine Scheibe kann er sich das Genick brechen oder zumindest eine Gehirnerschütterung zuziehen! Letztere verläuft bei Vögeln schnell tödlich, wenn man nicht weiß, was zu tun ist und und auch sofort die richtigen Maßnahmen einleitet.
Ansonsten ist er wirklich ein toller vogel.
Klar, ist ja auch ein Südami
..., denn es ist schon ziemlich stressig.
Na, dann warte mal ab, wie stressig das später wird, wenn Du ihn weiterhin ohne Partnervogel hälst ... aber wer bettelt, bekommt
er lässt sich sogar auf den rücken legen und kraulen und shliesst dabei die augen.
Das deutet darauf hin, daß es sich wahrscheinlich um eine
[URL="http://www.vogelzubehoer.com/advanced_search_result.php?keywords=Handaufzucht"]Handaufzucht[/URL] und keine Naturbrut handelt. Frag mal den Züchter, ob's eine
Handaufzucht ist, denn das ist nicht unerheblich.
Handaufzuchten bilden nämlich enorm schnell Verhaltensstörungen aus, wenn man sie als Einzelvogel hält. Zudem muß man hier etwas behutsamer bei der Verpaarung vorgehen, denn ich hoffe ja immer noch, daß Du einsiehst, daß ein Partnervogel her muß.
So ich hoffe, Du läßt Dir alles noch mal genau durch den Kopf gehen, denn wie gesagt ... halte ihn weiter als Einzelvogel und Du wirst es irgendwann bitter bereuen! Außerdem weißt Du gar nicht,
was Dir entgeht ... ein Pärchen hat nämlich auch für den Halter viiieeel mehr zu bieten ... es ist einfach was ganz tolles, sie beim Schmusen zu beobachten oder statt mir nur einem, gleich mit zweien zu spielen.
Und die bislang genannten Gründe, die gegen die Paarhaltung sprechen sollten, sind wenn Du ehrlich bist, doch nur vorgeschoben. Wenn Geld eine Rolle spielt, spart man halt etwas länger. Und ein zweiter Vogel frißt Euch nicht die Haare vom kopf. Und wenn ein Zimmer für den Freiflug eines Vogels groß genug ist, dann auch für zwei.
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg
PS: Und vergiß bitte eines nicht, niemand hier im Forum will Dir was, ganz im Gegenteil. Die Leute haben erheblich mehr Erfahrung mit Südamis als Du, da sie diese Arten teilweise schon seit Jahren pflegen. Das setzt aber voraus, daß Du Dir auch helfen läßt und nicht eingeschnappt von dannen ziehst