Schönen Abend Jörg,
heimisch-fremd sind willkürlich ausgrenzende Begriffbildungen, die in der Biologie keine Begründung finden, sondern nur in Fremdelbedürfnissen.
Daher verwende ich lieber altetabliert und neuetabliert. Das triffts nämlich besser ohne eine Wertung zu suggerieren, denke ich.
Etliche der sogenannten "heimischen" Vögel sind eben schlicht altetablierte. Wir sind da einfach nur die "Enkel", die sie "schon immer da gewesen" wahrnehmen.
Warum nun die interessante Geschichte mit den Stadtimkern.
Das typische Argument, das Schutzreflexe auslösen soll,
damit man so die öffentliche Legitimation für seine Ausrottungswünsche für eine "reine Natur" erhält geht so:
Fremder Vogel - fremd ist immer schonmal verdächtig
Invasiv - ist ein aus dem militärischen stammender Begriff, der natürlich auch gut für ablehnende Bauchgefühle ist, so als ginge es um eine abzuwehrende Eroberung.
Fremde Invasive Arte bedroht gute einheimische mit Ausrottung - klar, da muss man natürlich alle Abwehrkräfte aufbieten und diese bösen Invasoren ausrotten
Und schwupps hat man einen ganzen Anhängerklan der natürlich die arme einheimische Art bereit ist zu beschützen durch Ausrotten der bösen Invasoren, auch wenn's gar keine gibt.
Und man darf endlich wieder Schießen. Ziel erreicht.
Ob die fragliche Art tatsächlich einen nennenswerten Schaden verursacht oder gar die postulierte Bedrohung der heimischen darstellt ist da gewollt unwichtig, es reicht: Fremd=>böse.
Nun zeigt das Beispiel der Bienen und genauso das Abstimmen mit den Füßen von beachtlich vielen sogenannt einheimischen Vögeln, einheimischen Schmetterlinge, einheimischen Käfern usw. seit Jahren unverkennbar, dass ihnen die Stadt mit all ihren Fremden (Pflanzen) viel lieber, arterhaltender ist als die "gereinigte" viel weniger mit "bösen fremden" "belastete" Landnatur und sogar außer den allerbesten den meisten Naturschutzgebieten ihren Rang abläuft in Fragen der geförderten und tatsächlich registrierbaren Artenvielfalt.
Es zeigt wie absurd die Behauptung "Fremd"/Exot == grundsätzliche Bedrohung für heimisch hier ist.
Daher dieses Beispiel.
Die sogenannten heimischen Tiere stimmen gegen die sogenannten Naturschützer ab. (Damit meine ich die Naturschützer, die ein ideologisches Bild der Natur herstellen statt die Natur zu fördern wie sie sich entwickelt. Sie versuchen jede Änderung der Natur rückgängig zu machen gutes heimisches von bösem Fremden zu trennen.)
Natur ist Änderung nicht konservierter Stillstand.
"Heimisch" gibt es nicht. Was diese Ideologen als heimisch bezeichnen sind die nicht heimischen von gestern oder vorgestern, sonst nichts.
Invasion in dem Sinne von besiedeln neuer Lebensräume ist der Normalzustand der Natur, sonst wäre die Welt kaum rundum bewohnt und keine neue Insel könnte je belebt werden.
Invasiv werden je nach Situation altetablierte wie neuetablierte Arten. Ist mit einer stärkeren Ausbreitung einer Art ein Schaden verbunden, so kann dieser Schaden sowohl von altetablierten wie neuetablierten verursacht werden. Das hängt nicht an dem Merkmal, neuetabliert oder wie es fremdelnd fördernd Invasive Exoten oder Invasive Fremde oder gar Invasive Aliens genannt wird ab.
Ginge es nach diesen Fremdel- und Reinheitsgetriebenn Naturschutzideologen hätten wir jetzt evtl. keine stabilen Biberpopulationen in Deutschland.
Weil die nämlich nicht aus deutschland sondern aus Norwegen zur Wiederansiedlung geholt wurden und damit deren Reinheits- und Einheimischvorstellungen nicht erfüllten sind sie dagegen auch Sturm gelaufen. Glücklicherweise ohne Erfolg.
Oder um einen Ökologen (natruwissenschaftlich und nicht ideologisch orientierten) und Biologen zu zitieren:
"Wer die Natur in einem bestimmten Zustand festhalten möchte, handelt gegen die Natur" oder wie ich ergänzen möchte, der hat noch nie was von Evolution gehört bzw. akzeptiert sie wohl irgendwie nicht.
Also:
Fremd als ausreichende Erklärung für Ausrottungsbestrebungen bei einer etablierten Art ist offenbar nicht damit begründar, dass man die "heimischen" vor gedachten Gefahren schützen müsste.
?Weiß nicht ob mir die Erklärung des Bienenlinks gelungen ist?
(das Zitat stammt von J. Reichholf aus "Das Rätsel der grünen Rose"S.322, isbn:978-3-86581-194-3)