Hi Tweety,
Der Schädlingsbekämpfer hatte Recht.
Magst mir nicht mal "Erfahrungsberichte" zumailen?
Nun zur Vogelmilbe: Es gibt den Standardweg zur Bekämpfung, doch er ist sehr mühsam und ich gewinne immer mehr den Eindruck bei solchen Threads das man sich genau diese Mühe nicht machen möchte; welche Gründe auch immer dafür zum Tragen kommen. So werden sich Tonnen von Infos aus dem Netz geholt und wundert sich wenn sie bei dem einen oder anderen nicht funktionieren. Das erinnert mich an einen Satz den ich mal las: Wer viel denkt, geht viel irre. Denkt doch einfach mal an Eure eigenen Berufe; wundert ihr Euch nicht was da so manches mal an halbwissen rüberkommt was aber von einigen immer wieder als Kasus knaktus hingestellt wird.
Frage: Was verstehen die meisten hier unter "Umgebungsbehandlung"? Den Kafig? Den Raum? Dafür reichen 250ml Bactazol nicht aus. Die Kernaussage der in der Schädlingsbekämpfung tätigen Wissenschaft (und das sind beileibe nicht nur die Biologen der herstellenden Industrie) ist: Eine Befallstilgung der roten Vogelmilbe ist nur selten bzw.schwer zu erreichen, daher sollte das Ziel sein den Bestand wenigsten einzudämmen. Ein weiterer: Die alleinige Beahndlung des Raumes in dem sich die Wirtstiere aufhalten, macht wenig Sinn und ist selten erfolgreich.
Mehr brauche ich dazu wohl nicht zu sagen. Ein Wundermittel nach dem ständig gesucht wird, gibt es nicht. Die Erwartungshaltungen sind zu anspruchsvoll unterstützt durch vollmundige Versprechen einiger Hersteller. Egal für welche Methode man sich entscheidet -ob giftig, ungiftig- ein Erfolg ist abhängig vom richtigen Vorgehen und vor allem durch einzurichtende Kontrollmechanismen und gegebenenfalls Wiederholungen (So testen die Biologen auch, oft jahrelang. Daher kommen die Erfahrungen und der Lehrstoff). Selten tilgt man einen Befall gleich beim ersten Mal,bei so einem schwierigen Tier wie die rote Vogelmilbe also noch weniger. Kontrollmechanismen (z.B. Klebefallen) sollten ständig eingerichtet werden und wenn diese monatelang bis zu einem Jahr nicht mehr belaufen sind, dann kann man einigermaßen sicher sein den Befall getilgt zu haben. Außerdem hat das den Vorteil das man viel weniger Insektizide einsetzen muß als durch ständiges ausbringen von Insektiziden bis man nichts mehr sieht; und nach einigen Wochen oder Monaten geht der Mist von vorne los.
Ihr solltet Euch bewußt sein das die Milben lange Wege gehen und ein Eindringen über die Fenster für sie überhaupt kein Problem darstellt. Sie können also durchaus von draußen kommen. Man sollte vielleicht auch mal außerhalb des Hauses nach verlassenen Vogelnester suchen (darin können sie auch wunderbar überwintern), Vogelkot an Wände den man entfernen sollte. Die Ursachen können sehr vielfältig sein und nach denen sollte man suchen. Wem das -was ich durchaus verstehe - zuviel ist, sollte mindestens im Raum anfangen. Wer die Kosten für einen SBk scheut -was ich auch verstehen kann, billig sind wir nun wirklich nicht- sollte sich Sprühdosen mit langer Kanüle beschaffen und jede nur erdenkliche Ritze und Spalten, Hohlräume, dunkle Stellen z.B. hinter Schränken, kurz ansprühen (Karl May läßt grüßen). Eine Flächenbehandlung mit einem mikroverkapselten Insktizid ist sehr sinnvoll, da die Tiere nachts über diese Kontakflächen laufen müssen und dabei abgetötet werden. Mikroverkapselte Insektizide dampfen nicht aus und töten erst wenn die Kapselung den Magen erreicht. Allein das kann ein Prozeß von Stunden sein. Außerdem riechen diese Mittel nicht. Für solche Behandlungen sind 250ml Bactazol mit Sicherheit nicht ausreichend. Nach der Behandlung muß kontrolliert werden. Sagte ich schon. Wenn man nach einer Flächenbehandlung (z.B abspritzen der Fußleisten) ein indikativ (Austreibeeffekt) wirkendes Kurzzeitspray nimmt (Pyrethrum-Extrakt 1%ig ohne Zusätze,) treibt man die Tiere aus ihren Verstecken direkt in den Film des Kontaktspray. Eine leicht tötende Wirkung hat es nebenbei. solche Sprays wirken nur wenige Stunden und hinterlassen keine Rückstände. Eine Raumvernebelung auf jeden Fall unterlassen. Sie ist teuer, sinnlose Insktizidausbringung und man erreicht maximal einen Promilleteil der Milben die in ihren Verstecken sehr geschützt leben. Wie man sieht, sollte man verschiedene Dinge miteinander kombinieren. Dazu gehört auch die parallele Behandlung der Tiere durch den TA. Bei ungiftigen Methoden dauert es eben etwas länger. In oder vor den Käfigen/
Volieren kann man repellierende Mittel ansetzen (nach gründlicher Milbenbefreiung), hier hat doch irgendein User einen vielversprechedes Mittel verlinkt. Nach den Wirkstoffen zu urteilen müßte es eine stark abschreckende Wirkung haben sodaß die Milben an die Vögel nicht rankommen.
Hört also auf nach dem ultimativen Spray zu suchen und konzentriert Euch mehr auf die richtige Anwendung verbunden mit, allerdings, ein wenig Mühe. Tiere und Umwelt werden es Euch danken. Die Biologie der Tiere, Entwicklungsstadien, optimale Lebensverhältnisse usw. helfen bei Berechnung ob man Kurz-oder Langzeitmittel einsetzen sollte. Immer dran denken: Insektizide dringen nicht in Puppen oder Eistadien ein. Absenken von Raumtemperaturen kann ebenfalls hilfreich sein.
Nachfolgend ein paar Daten (Farbe usw. spare ich aus)
Eiablage: 18-30 ° C in Ritzen und Spalten in Gelege von 4-8 ca. 12-24 Std nach Blutaufnahme.
Eizahl: 150 bis 180
Häutungen: 3
Entwicklungsdauer: 10bis 13 Tage (4-5 Larve plus 6 bis 8 Nymphenstadium)
Hungerfähigkeit: Larve nimmt keine Nahrung auf, Adulte bis 5 Monate, nicht fortpflanzungsfähig nach Saugen am Fehlwirt (Mensch)
Optimale Entwicklung: 7 Tage (10 T) bei 24 bis 28 °C/80-90% r LF
Entwicklungsstopp: k. A.
Embryonalentwicklung: bei Optimum 2 T. meist 4 Tage
(nach Dr. Udo Sellenschlo, Hygieneinstitut Hamburg)
Viel Glück und Erfolg wünscht Euch Georg