Hallo Stefan!
Vielleicht hilft es Dir, wenn ich Dir meine Geschichte erzähle:
Als mein erster Nymph Jockel (zugeflogen) tragischer Weise bei einem Unfall ums Leben kam und der Fleck an dem der Käfig stand plötzlich leer war, entschieden meine Eltern und ich dass ein Leben ohne Nymphensittich eigentlich unmöglich sei. Wir holten Charlie (aus einem Zoofachmarkt, sollte angeblich ein Hahn sein) zu uns. Solo, weil wir es zu diesem Zeitpunkt einfach nicht besser wußten und man uns auch nicht darüber aufklärte, dass Nymphen eigentlich Schwarmtiere sind.
Ich kümmerte mich viel um Charlie, genauso wie mein Vater und meine Mutter, schließlich hatten wir "ihn" ja gern. Irgendwann flirtete "er" meinen Vater an und begann sich vor ihm zu bücken. Charlie war also eine sie. Sie "verliebte sich" zusehends in meinen Vater und er konnte nur noch mit ausgefeilten Tricks alleine auf die Toilette, bzw. überhaupt alleine irgendwo hin, denn sie hing an ihm, wie ein Schatten.
Das mag man zunächst "niedlich" finden. Nach einer Zeit wird es aber anstrengend. Immer wenn mein Vater, meine Mutter oder ich das Zimmer verlies und keiner direkt bei ihr war, begann sie herzerreißend zu schreien, als ob sie die schlimmsten Schmerzen der Welt ertragen müßte.
Wir haben erst gedacht, sie sei krank. Ich ging ins Internet, weil mein Ratgeber-Buch mir auch nicht mehr weiterhalf (stand ja nix darüber drin).
Irgendwann bin ich dann im Vogelforum gelandet.
Die Antwort, die ich erhielt, war für mich genauso einfach, wie auch schwierig zu verwirklichen: Hol Deiner Henne einen Hahn.
OK. Es ist ja schließlich logisch. Also erklär ich es mal meinen Eltern und dann ist das Problem ja gelöst. DENKSTE!
"Nein! Uns kommt hier kein zweiter Vogel ins Haus. Der macht ja noch mehr Dreck und dann sind sie zu zweit ja noch lauter! Außerdem ist das mein Haus und da bestimme ich ob und wieviele Tiere hier gehalten werden!Und ein Vogel ist jawohl mehr als genug!"
Immer wieder habe ich versucht sie zu überzeugen und immer wieder rannte ich wie vor eine Beton- Wand. Egal wie logisch und stichhaltig meine Argumente auch waren, immer wieder bekam ich die oben genannte Antwort. Es kam sogar zu äußerst unschönen Streits, in denen mein Vater sogar vorschlug Charlie zu verkaufen. Er wußte genau, dass ich sie dazu viel zu gern hatte. Er behauptete auch, dass manche Vögel sich gegenseitig totbeißen, wenn sie sich nicht vertragen.
Ich stand also zwischen allen Fronten. Ich wollte meiner Charlie unbedingt helfen und hörte sie täglich schreien, gleichzeitig konnte ich das aber nicht, weil es mir strikt verboten wurde. Das war sowohl für Charlie, als auch für mich eine sehr schwierige Zeit.
Dann kam mein Studium und ich zog in eine kleine 1 1/2 Zimmer Wohnung. Meine Eltern meinten, dass ich Charlie doch mitnehmen könne, dann wär ich in der Wohnung nicht so allein.
Was meinst Du habe ich gleich als erstes getan? Genau. Ich bin mit Charlie zu einer netten Züchterin gefahren und dort durfte sie sich ein Hähnchen aussuchen. Natürlich habe ich ihn von meinem eigenen Geld bezahlt, denn meine Eltern sahen immer noch keinen Sinn darin, aber die beiden sollten ja bei mir wohnen und nicht bei meinen Eltern.
Heute sind Frau Charlie und Herr Poldi ein glückliches Pärchen. Und stell Dir vor, mein Vater ist ganz vernarrt in Herrn Poldi. Immer, wenn meine Eltern mich besuchen , schauen sie sofort nach, wie es den Piepern geht und schmusen und spielen mit ihnen. Außerdem nehmen sie sie auch sehr gern in Urlaubspflege
In der Zwischenzeit hat Charlie sogar schon zweimal Eierchen gelegt. Kommentar meiner Eltern: "Nein, sieht das niedlich aus! Wenn da mal versehentlich was rauskommt, hat es auf jedenfall ein gutes zu Hause bei uns!" Da mußte ich sie allerdings enttäuschen (!) schließlich habe ich ja keine Zuchtgenehmigung. "Och, das ist aber schade."
Der erste verwunderte Satz meines Vaters war übrigens: "Die schreit ja gar nicht mehr...Die beiden sind ja richtig leise..."
>>Versuch Deinen Eltern einfach zu erklären, dass man nicht erst warten muß, bis der Vogel es einem deutlich zeigt, dass er einen Partner (in Deinem Fall eine Partnerin) zum gesunden glücklichen Leben braucht. Manchmal ist es gar nicht so falsch, auf seine Kinder zu hören.