Interessanter Auszug (Dezember 2005)
Auszug aus
www.ivi.ch
H5N1 ist wohl verbreiteter, als wir meinen - Die Hühner wegzusperren,
um sie vor H5N1 zu schützen,
macht wenig Sinn, sagt Vogelgrippe-Experte Ian Brown.
Seit 2003 breiten sich H5N1-Viren unter Vögeln in Südostasien rasant aus.
Die befürchtete grosse Epidemie unter Menschen
ist bisher ausgeblieben. H5N1 hat sich noch nicht so angepasst,
dass es leicht von Mensch zu Mensch übertragen werden
kann. «Und je länger die Viren nicht entsprechend mutieren, umso unwahrscheinlicher wird es, dass sie das tatsächlich
können»,
vermutet Ian Brown.
«Wir müssen damit rechnen, dass H5N1 sich bei den Vögeln in vielen europäischen Ländern ausbreiten könnte.»
Brown leitet das Vogelgrippe-Referenzlabor für Europa im britischen Weybridge.
Der britische Experte wie auch IVI-Leiter Christian Griot vermuten,
dass H5N1 sich bereits weiter ausgebreitet hat als bisher
bekannt: «H5N1 ist in der Türkei aufgetaucht und auch in Rumänien.
Warum gab es damals keine infizierten Vögel in Bulgarien?»,
wundert sich Griot.
Und Brown fragt sich,
wie die Lage wohl in Indien aussieht.
Die Vögel immer dann einzusperren, wenn das Risiko einer Übertragung
durch Zugvögel hoch ist, hält Brown für schwierig:
«Am Ende könnte es sein, dass nur zwei bis drei Monate pro
Jahr mit niedrigem Risiko bleiben. Bis heute gibt es auch keinen Beweis,
dass Wildvögel hoch pathogene Vogelgrippe-Viren auf Hausvögel
übertragen haben.»
Vor dreissig Jahren noch hätten die Veterinäre gerätselt,
wo die Vogelgrippe-Viren jeweils herkamen. «Heute wissen wir,
dass sie in Wildvögeln ihre Reservoire haben
», sagte Ian Brown.
Gegenwärtig erhält das Referenzlabor in Weybridge pro Woche
zwei bis zehn Proben mit Verdacht auf H5N1-Viren. Ein Problem bei der Diagnostik: Es gibt H5N1-Virenstämme, die die Vögel kaum krank
machen und solche, die hoch pathogen sind. Bei Infektion mit
einem gering pathogenen H5N1-Virus sinke bei den Hühnern
die Legerate.
Sie würden an einer milden Erkältung leiden, legte Brown dar, wirklich
gefährlich ist das Virus für das Geflügel jedoch nicht – zunächst.
Die hoch pathogenen Virenstämme hingegen raffen die Hühner
zu Dutzenden dahin.
«Mit Hilfe genetischer Sequenzierung können wir in ein bis zwei
Tagen feststellen, ob es sich um ein hoch pathogenes Virus
handelt. Bei niedrig pathogenen Viren kann es 10 bis 13 Tage dauern, den Virustyp zu bestimmen.»
Mit Hilfe des IVPI-Tests
(intravenous pathenogenicity index) ermitteln
die Virologen, wie gefährlich das
Virus ist. Dabei spritzen sie zehn sechs
Wochen alten Küken die Viren ins Blut.
Ein IVPI-Score von Null bedeutet, dass alle Küken
nach zehn Tagen noch leben, bei drei
IVPI-Punkten sind sie binnen 24 Stunden
verstorben.
«Das H5N1-Virus, das in Rumänien aufgetaucht ist, hatte drei Punkte.»
«Vögel begeben sich nur auf den Vogelzug, wenn sie genügend Fettreserven haben und sich gesund fühlen», legte der Experte dar. Wie aber können sich die aggressiven H5N1-Viren dann verbreiten?
«Möglicherweise bringen die Wildvögel lediglich niedrig pathogene Viren mit, die im Hausgeflügel zu hoch pathogenen Erregern mutieren», antwortete Brown.
Denkbar sei auch, dass Wildvögel sich bei infiziertem Geflügel anstecken und der Virus dann hochpathogen wird
«Und kennen wir alle ‹passiven› Bewegungen beim Geflügel?»,
fragte er rhetorisch und spielte damit auf den Verkauf und den
illegalen Import von Vögeln an.
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«Auch Schweine sollte man gut überwachen», betonte Brown.
Schweine würden bei einer Infektion mit Vogelgrippe-Viren
kaum, oder gar keine Symptome zeigen.
Und schliesslich warnt der Virenexperte: «Alle fokussieren
momentan auf H5N1. Es gibt aber mehrere andere Vogelgrippe-Virentypen,
die genauso zum Problem werden könnten.»
Quelle:
http://www.ivi.ch/_meta_/publications/ _downloads_/Vogelgrippe_TA_Dez05_de.pdf