Hallo,
Wenn ich ein Paar
bekommen kann, von dem man sich trennen muss würde ich es auch nehmen. Sogar noch lieber, wenn ich überlege, denn dann könnte ich den Tieren vielleicht ein gutes neues Heim bieten.
Dazu gibt es (mit etwas Geduld, wie alpha schon schrieb) Gelegenheiten genug. Einfach auch deshalb, weil die Tiere so alt werden, dass sie ihre Besitzer öfter mal 'überleben'. Wenn man z.B. die Tiere nicht mit in's Altersheim oder in die neue Mietwohnung nehmen kann, dann brauchen sie halt neue Besitzer... Manchmal sind die Umstände eben so. Und viele Besitzer heulen dann natürlich Rotz und Wasser, weil sie nach Jahrzehnten ihre Lieblinge weggeben müssen :-(
Da ich aber keinerlei Erfahrung habe, dürfen es sicherlich keine gestörten sein, denn die gehören in erfahrene Hände und nicht zu mir.
Keine Sorge! Da wirst du bei den Auffang-/Vermittlungsstationen gut beraten. Die haben genug Erfahrung; und werden dir keine Tiere mitgeben, mit denen du als Anfänger überfordert bist. Weil absehbar ist, was dann passiert: du würdest sie nach kurzer Zeit zurück bringen, wenn du damit nicht klar kommst. Und sowas dient ja weder den Vögeln noch den Menschen.
Legen die Grauen auch Eier, wenn sie keinen Nistkasten haben ? Denn Nachwuchs, möchte ich nicht haben. Die könnte ich dann eh nicht weggeben.
Kann vorkommen, wie alpha schon schrieb. Plastikeier sind da normalerweise das beste Mittel. Und ohne Zuchtgenehmigung darfst du eh' keinen Nachwuchs produzieren. Macht IMHO auch keinen Sinn, wenn man dafür nicht wirklich gute Voraussetzungen hat - und ein Käfig oder eine
Voliere in der Mietwohnung fallen garantiert nicht darunter.
Was die Bücher betrifft: ich kenne da als empfehlenswert wirklich nur den Lantermann ('Graupapageien'). Das Buch von Stefan Luft finde ich nicht so gut.
Abschließend kann ich dir nur nochmal Mut machen, was Abgabevögel betrifft. Wir hatten (bis meine Frau eine unheilbare Federstauballergie entwickelte) zeitweise 3 Graue. Obwohl wir 'Anfänger' waren, die vorher nur Kleinpapageien (Agas, Sperlinge) hatten. Trotzdem sind wir mit allen gut zurecht gekommen:
Rico war ein Hahn, über 20 Jahre alt, Zeit Lebens allein gehalten, und wegen eines Grauen Stars fast blind. Seine Besitzerin mußte ihn aus Altersgründen abgeben - sie durfte in's Pflegeheim keine Tiere mitnehmen :-( Der beste Rico der Welt! Freundlich und zahm zu allem, was ihm an Menschen über den Weg lief.
Rocco war eine Henne, knapp 20 Jahre alt, die dem Vorbesitzer weg genommen wurde. Der war ein alkoholkranker Rentner, der schließlich entmündigt wurde (ich weiss, heute heisst das anders; jedenfalls bekam er einen amtlichen Vormund). Dieser Mensch hatte mehrere Graue, die er regelrecht 'verschlissen' hat. Einen mit dem Messer erstochen, den anderen mit dem Krückstock zu Tode geprügelt :-( Rocco hatte noch Glück: sie wurde 'nur' chronisch vernachlässigt. Schwere Aspergillose, auf einem Auge blind, und mit unheilbaren Zysten, die man wöchentlich per Spritze 'absaugen' musste. Rocco hatte anfangs fürchterliche Angst vor Männern - wenn die mich gesehen hat, hat sie sich mit erbärmlichem Angstkreischen in die Ecke ihres Käfigs verdrückt :-( Aber nach einigen Monaten waren wir die besten Freunde, und ich musste sie täglich ausgiebig kraulen :-)
Giacomo (der einzige, der uns noch geblieben ist) ist fast 40, seit 10 Jahren blind, und hat auch das eine oder andere chronische Zipperlein. Zeit seines Lebens allein gehalten, mussten die Vorbesitzer ihn aus Altersgründen abgeben. Der Mann war gestorben, die Frau schwer krank - die konnten sich also nicht mehr um ihn kümmern. Frauen mag er nicht so sehr, Kinder hasst er... aber mit mir ist er 'verheiratet', und er ist trotz seines Alters topfit und ein echter Draufgänger :-)
Insgesamt kann ich nur sagen, dass solche Abgabevögel gar nicht so 'schlimm' sind, wie man sich oft vorstellt (aber natürlich haben wir als Anfänger auch keine extrem gestörten Viecher bekommen!).
Und v.a. ist es IMHO immer etwas ganz besonders Schönes, wenn man sich das Vertrauen zu Tieren erstmal 'hart' erarbeiten muss. Zwar nicht ganz so einfach, wie einfach eine von klein auf zahme
Handaufzucht zu kaufen. Aber im nachhinein umso befriedigender, wenn man nach 2, 4 oder 6 Monaten endlich richtig Freundschaft geschlossen hat. Das Band zwischen Mensch und Tier ist dann umso enger. Wie in einer guten Ehe: je mehr Krisen man miteinander durchgestanden hat, umso mehr weiss man sich zu schätzen...
Ich glaube, das ist nicht nur bei Papageien so. Bei unserem Hund ist es ähnlich. Sicher hätten wir einen knuddeligen, leicht erziehbaren Welpen vom Züchter kaufen können. Aber wir haben dann doch lieber einen alten, großen, verhaltensgestörten Hund aus dem Tierheim genommen, der vorher von Geburt an viele Jahre lang isoliert im Zwinger und an der Kette vor sich hin vegetiert hat. Der wird zwar sicher nie mehr wieder 'normal' werden - aber für uns ist er trotzdem der beste Hund der Welt, der uns mit Zähnen und Klauen verteidigt :-)
Viele Grüße,
Stefan