Hallo Stefan,
Zwangsversteigerungen haben wir uns auch angeschaut - aber schnell davon Abstand genommen, weil man dort immer "die Katze im Sack" kaufen muss.
Das stimmt schon, deswegen sind für mich bei so etwas nur Gebäude interessant, die in unserer Umgebung sind und die ich kenne.
Wir hatten heute erst einen Anruf von einem Zwangsverwalter. Ein neu gebautes Haus soll übernächste Woche versteigert werden. Wir sollten ganz schnell ein Angebot machen und bis Ende des Monates die Arbeiten erledigen. Bei dem zu versteigernden neu gebautem Haus handelt es sich nämlich um ein Haus ohne Keller. In 4 Zimmern ist deswegen Schimmel an den Wänden, was wir absperren und neu übertapezieren sollten. Das ist für mich Betrug, denn der Schimmel kommt garantiert wieder und ich zweifle garantiert auch nicht zu Unrecht an der Zahlungsfähigkeit. Deswegen haben ich ein überteuertes Angebot erstellt. So wird versucht, den "Billig-Ramsch" loszuwerden.
Aber nicht die aus der DDR. Da sind die Wasserhähne noch von 'Plaste und Elaste' - das ist in Quedlinburg bestimmt nicht anders als in Potsdam ;-)
Ich habe mich vor kurzem noch in einem älteren Haus über einen noch vorhandenen 5-l- Warmwasserboiler aus DDR-Zeiten gefreut. Hat irgendwie schöne, gemütliche Erinnerungen geweckt.
Und der Tatsache, dass mir viele Jahre lang nur dank hochdosierter Psychopharmaka morgens mit Mühe und Not ein Grund einfiel, für den es sich lohnt, aufzustehen, mich zu waschen, anzuziehen und irgendwie diesen Tag zu überstehen - ohne mir dauernd zu wünschen, lieber heute als morgen sterben zu dürfen und mir zu überlegen, wie ich das am besten bewerkstellige.
Dir wird das Leben auf dem Land ganz sicher gut tun. Ich persönlich würde niemals in eine Großstadt ziehen. Würde schon daran scheitern, dass ich keine Rolltreppen und keinen Fahrstuhl fahre. Es ist mir viel zu anonym und man braucht immer erst einen Grund, um die Wohnung zu verlassen.
Auf dem Land sieht das viel anders aus. Da ist man fast ständig draußen, was jedem Menschen gut tut und man knüpft leichter Kontakte zu den Nachbarn.
und einem dann nur die paar Monate Studentenjob beim Messe-Tribünenbau einfallen, wo man sich bei unqualifizierter Arbeit mit unqualifizierten Kollegen und banalen Gesprächen sauwohl gefühlt hat...
Da fühle ich mich auch am wohlsten. Diese Menschen sind oft so schön unkompliziert.
Andere Leute gehen mir schon auf die Nerven, wenn ich alle drei Monate mit ihnen eine Stunde lang Kaffee trinken muss.
Ach, es gibt so viele liebe Menschen. Wirst du unter der Dorfbevölkerung schnell feststellen. Da leben nämlich diese unkomplizierten Menschen. Hochnäsige Stadtmenschen können die gar nicht leiden. In ein Nachbardorf sind auch "neureiche" Stadtmenschen gezogen, die sich jetzt über den Güllegestank aufregen. Ist klar, dass alle anderen Dörfler gegen die zusammenhalten. Auf dem Dorf riecht es eben anders als in der Stadt.
Ein Geschäftspartner von uns, der jetzt schon mehrere Jahre auf dem Dorf lebt, erzählte vor kurzem, dass er mit den Dörflern gar nicht warm wird. Wie soll man ihm aber auch erklären, dass er viel zu eingebildet und nur auf Reichtum ausgerichtet ist, wenn er das nicht selber begreift.
Dagegen haben die Dörfler einen neu zugezogenen Zahnarzt sofort in ihr Herz geschlossen. Er ist überhaupt nicht hochnäsig, ganz im Gegenteil, wer ihn nicht kennt, würde ihn auch für einen Bauern halten.
Wir merken das auch genau bei unseren Mitarbeitern. Einer davon kommt vom Dorf. Viele Alt-kunden verlangen regelrecht nach ihm, weil er mit jedem Menschen gut klar kommt. Meinem Mann schlackern auch oft die Ohren, wenn er hört, was dieser Mitarbeiter für Trinkgelder und Geschenke von den Kunden bekommt. Das bekommen die anderen lange nicht. Der versteht es halt, kommt mit seiner bauerntrottligen Art eben gut an.
Vor kurzem hat er erst von einer Kundin mehrere paar Strümpfe bekommen, weil er Löcher in seinen Strümpfen hatte. Mein Mann hat zuerst mit ihm geschimpft, dann mussten wir aber doch lachen. Den kriegen wir eben nicht mehr anders und er soll ruhig auch so bleiben.
Ein dankbares Tier ist besser als jedes Antidepressivum - und auf dem künftigen Hof halte ich mir tierische Antidepressiva en masse ;-)
Bist echt zu beneiden. Was für Tiere willst du dir denn noch anschaffen? Wenn ich so viel Platz hätte, würde ich noch Straußenvögel halten. Ich find die einfach genial, super neugierig, schlau und schön. Ein Nachbar von unserem Dorf-Mitarbeiter züchtet die. Ich finde es immer lustig, wenn der Mann seinen Garten macht und die ganze Herde daneben steht und zu kuckt. Auf das Grundstück traut sich auch so schnell kein Einbrecher.
Liebe Grüße
Elke