Hallo Robby!
Ich gebe dir vollkommen Recht, was ältere, bereits in Menschenhand lebende Wildfänge betrifft. Mit dem Hinweis, keine Wildfänge zu kaufen, meinte ich frisch importierte Jungvögel, wie sie oft im Zoohandel angeboten werden. Hier halte ich es für zumindest sehr bedenklich, die Nachfrage weiter anzukurbeln, indem man dem Anbieter so eine Amazone abkauft. Wer also die Erfahrung macht als Händler, dass sich solche Tiere noch immer zu Geld machen lassen, wird schwerlich darauf verzichten wollen. Dies ist jedoch kein Argument gegen ältere Wildfänge. Sie sind nun mal hier, ethische Gründe greifen nicht mehr und sie haben wie jede andere Kreatur ein Recht darauf, gut versorgt zu werden. Es spricht also nichts dagegen, so einen Wildfang aus Privathand aufzunehmen.
Die Sache mit der Vergesellschaftung ist ein kontrovers diskutiertes Thema. Im Grunde kann jede Meinung einen Wahrheitsgehalt für sich beanspruchen. Denn jener Halter, der zu Hause ein harmonisches Pärchen aus Blaustirn- und Venezuela-Amazone hat, kann mit Fug und Recht behaupten: Seht doch, es klappt, man kann also durchaus mit einem gemischte Doppel Erfolg haben. Doch mit derselben Berechtigung wird ihm ein anderer Kollege entgegnen: Ich habe zwei Geldbstirn-Amazonen, aber sie können sich selbst nach Jahren noch nicht leiden.
Das ist ja eben gerade das Schwierige: Die Vögel entscheiden selbst, wer ihnen gefällt und wer nicht, und als Halter kann man nur versuchen, im Vorfeld die Auswahl auf jene Faktoren zu fokussieren, von denen man meint, sie würden eine glückliche Verpaarung erleichtern. Und dazu gehört, meiner Meinung nach, die Kombination "gegengeschlechtliches Paar derselben Amazonen-Art". Dies ist, wie gesagt, keine Garantie für einen Erfolg, aber das beste Startkapital.
Was speziell eure Suche nach einem Partner für eure Gelbscheitel-Henne angeht, so habe ich noch einmal nachgeschlagen, welche Unterarten es zu dieser Art gibt. Du hattest ja nach Alternativen gefragt. Und da wäre es sicher eine Überlegung wert, erst einmal in der nächsten Verwandtschaft nachzuschauen, bevor man auf die entferntere Sippschaft ausweicht.
Also:
Gelbscheitel-Amazone (A. ochrocephala)
Unterarten:
Gelbkopfamazone,. Gelbnackenamazone, Roatàn-Gelbnackenamazone, Doppel-Gelbkopfamazone, Rotbug-Gelbnackenamazone, Tres-Marias-Amazone (= alle unter Anhang I/A)
Panama-Amazone, Marajó-Amazone, Nattereramazone (= alle + Gelbscheitelamazone selbst unter Anhang II/B).
Mir persönlich sind die meisten dieser Arten noch nie in natura über den Weg gelaufen, und ich kann mich auch nur ganz schwach daran erinnern, den einen oder anderen Namen schon mal gehört zu haben in Verkaufsanzeigen. Daher denke ich, wirst du, was die Häufigkeit angeht, die besten Chancen haben bei der Panama-Amazone (Gelbstirnamazone) und vielleicht noch bei der Doppel-Gelbkopf- oder der Gelbnackenamazone. Ich selbst habe allerdings ein Gelbnacken-Pärchen, und ich hab damals ziemlich rudern müssen, als ich für mein Mädchen einen Jungen besorgen wollte. Es gibt sie auf dem Markt, aber eben nicht in der gewünschten Auswahl und nicht bequem um die Ecke. Doch du sagst ja selbst, ihr wärt nicht in Zugzwang, und das erleichtert die Sache ja schon mal ungemein.
Falls du dich näher für die Diskussion „Unterartgleiche Verpaarung“ interessierst, so kann ich dir
dies vorschlagen zur Lektüre.
Es wird sich sicher noch der eine oder andere finden, der dir mit eigenen Erfahrungsberichten behilflich sein kann.
Viele Grüße
Rinus.