Hi Diana,
kurzes Fazit: Falsche Vorgehensweise!
Aber immer der Reihe nach, denn hier gilt es zunächst zu verstehen, warum sie sich so verhält. Erst dann macht es Sinn, sich darüber zu unterhalten, was man dagegen tun kann, um dann dem Vogel zu seinem Glück zu verhelfen und weiteren potentiellen Schwierigkeiten vorzubeugen.
Das was Du berichtest, ist einer der Gründe, warum ich
Handaufzucht-Gegner bin und immer wieder Naturbrut propagiere, denn das was hier passiert ist, beruht auf einer Verhaltensstörung, die durch die
Handaufzucht ausgelöst wurde ... der Mensch wird dem Artgenossen gegenüber bevorzugt ... absolut fatal!
Das Schlimme dabei ist, daß
Handaufzuchten langfristig meist die Halter überfordern und in sehr vielen Fällen dann irgendwann aus genau diesem Grund im Tierheim landen. Die Vögel sind meist auf eine bestimmte Person fixiert, die förmlich als Partnerersatz herhalten muß, was meist durch Einzelhaltung (wie auch in Deinem Falle) forciert wird. Diese Vögel entwickeln sich zu absoluten Kletten und wollen immer und überall dabei sein. Bei Sonnensittichen verwundert dies auch nicht, denn Naturbrut-Paare sind absolute Teamplayer, die absolut alles gemeinsam machen vom Fressen, über Spielen (auch mit dem Halter) bis hin zur gegenseitigen Gefiederpflege ... am Kopf z.B. können sie sich ja nicht selber putzen. Tja, und was passiert nun, wenn der Mensch diesen 24/7-Partner ersetzen muß? Genau, der Vogel erwartet, daß der Mensch 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche für ihn da ist.
Das Ganze wird dann nicht selten zur Belastung, weil der Vogel anfängt zu Schreien, wenn er alleine ist oder nicht mitmischen darf. Zudem tritt oft Eifersucht auf, aber nicht nur wie von Dir beschrieben gegen Artgenossen, sondern auch gegen andere Menschen (Verwandte und Freunde).
Ein weiteres Problem ist, daß solch superzahme Vögel, wenn sie sich vernachlässigt fühlen, sich oft zu Rupfern entwickeln, die sich selbst das Gefieder ausreißen ... Du hast sicher schon mal schockierende Bilder von Papageien gesehen, die eine nackte Brust hatten.
Die Vogelforen haben daher 2 Webseiten ins Leben gerufen, die sich mit den Themen
[URL="http://www.vogelzubehoer.com/advanced_search_result.php?keywords=Handaufzucht"]Handaufzucht[/URL] und
Einzelhaltung näher auseinandersetzen.
Will man nun, so einen Vogel mit einem Partnervogel glücklich machen, hat man meist zwei Probleme: Erstens muß er erstmal lernen, daß ein Artgenosse ein toller Kumpel ist und zweitens muß man Eifersucht vorbeugen. Das erfordert ein behutsames, wohl überlegtes Vorgehen (inkl. hinreichender Planung) als auch viel Geduld.
Wir haben hier im Forum z.B. manchmal einen Anthony aus Berlin zu Gast, der ein ähnliches Problem wie Du hatte ... die
Handaufzucht-Henne (auch Sonnensittich) wollte ihren Hahn nicht akzeptieren. Es dauerte erst einmal eine ganze Weile, bis sie ihn nicht attackierte bzw. verscheuchte, und letztens fand ich bei Youtube ein Video von ihm, wo er glücklich berichtete, daß sie sich nach einem halben Jahr Geduld nun endlich gegenseitig putzen. Die Mühe hatte sich also gelohnt!
Aber es gab hier in den Foren noch weitere Fälle (diverse unterschiedliche Arten, auch viele Papageien), wo Halter ähnliche Probleme hatten wie Du.
Bei manchen war es sogar noch schwieriger, weil die
Handaufzucht vor Artgenossen sogar Angst hatte.
Was noch gut zu wissen wäre ... Du hattest mir per PN ja mitgeteilt, daß Du sicher weißt, eine Henne zu haben, da Du ein Zertifikat einer Geschlechtbestimmung hast. Aber warst Du auch ganz sicher, daß Du einen Hahn als Partner geholt hattest und wie alt war der? Nicht, daß es eine Henne war ... zwei Hennen vertragen sich nämlich normalerweise nicht.
Aber der Hauptgrund war wohl Eifersucht.
Noch was ... weißt Du, wie alt die Henne genau ist?
So nach diesem ellenlangen Posting brauch' ich erstmal eine Pause. Dann können wir uns mal darüber unterhalten, wie Leute vorgegangen sind, die die Verpaarung hinbekommen haben und worauf man achten sollte, um Interesse zu wecken und Eifersucht zu vermeiden.