Seien wir mal ehrlich: In der Praxis kümmert sich keiner darum, ob er nun Lichtintensitäten auf der Höhre von Sidney oder der Höhe von Kapstadt simuliert.
Das ist in der Praxis letztlich auch irrelevant, da wir so genaue Simulationen gar nicht hinbekommen.
Auch die modernste Vivarienbeleuchtung ist selbst heute noch nur ein Abklatsch der natürlichen Verhältnisse, wenn es um lichtdurchflutete Habitate geht.
Wir schaffen es nie, in einer größeren
Voliere allein durch Beleuchtung Helligkeite wie an einem Sonnentag in der Steppe hinzubekommen. Egal, ob die in Mecklenburg oder in Tansania liegt.
Was wir aber schaffen können ist, eine auch für Vogelaugen (und Reptilienaugen) mit ihrem im Vergleich zu uns erweiterten Sehspektrum nicht farbverfälschende Beleuchtung hinzubekommen, die flackerfrei ist. Zudem könne wir kleinflächige Sonnenbadestationen zur Verfügung stellen, deren Lichtintensitäten tatsächlich denen eines Sonnenfleckes im Freiland entsprechen. Aber auch hier macht es keinen Sinn, sich Unterschiede in Abhängiggkeit von der geographischen Breite des zu simulierenden Ortes vorzunehmen. Diesbezüglich wären nämlich vor allem absolute Intensitäten relevant und hier ist unsere Handlungsfreiheit physikalisch begrenzt: Die Sonne ist so weit weg, dass wir in ihrem Licht keine Intensitätsunterschiede zwischen dem Violierenboden und der
Volierendecke feststellen.
Unsere Lampen sind dagegen nahe dran und daher wird die exponentielle Relation zwischen Abstand eienr punktförmigen Lichtquelle und Intensität höchst relevant. Die Helligkeit in 1m Abstand ist daher zB nur 25 % der Helligkeit in 50cm Abstand. Wir kommen also nicht umhin, mit unnatürlichen Helligkeitsgradienten leben zu müssen. Aber so schlimm ist das nicht. Wir simulieren ja in aller Regel auch nicht perfekt die unterschiedlichen Intensitäten im natürlichen Tagesverlauf. Als Ersatz können wir unseren Vögeln aber Sitzgelegenheiten in unterschiedlichem Abstand zum Sonnenspot anbieten und so wählen sie die ihnen jeweils zusagenden Helligkeiten eben selber.
Eine weitere Limitation der Technik ist die Tageszeit- und Wetterabhängige Änderung der Lichttemperatur. Auch das simulieren wir in der Regel nicht.
Sonnenlauf und Lichtfarbenverläufe naturnah zu imitieren wäre technisch nur mit so hohem Aufwandmachbar, das wir derzeit zwangsweise darauf verzichten. Manche Terrarianer simulieren zumindest Wetter und Lichtfarbenverlauf durch unterschiedliche automatische Dimmung oder Umschalten zwischen verschiedenen Lichtfarben. Aber schon das ist aufwändig.
Ich denke, es ist schon ein großer Schritt erreciht, wenn alle Vogelhalter sich Gedanken über adäquates Lichtsprektrum, Farbtemperaturen, Helligkeits- und Lichtverteilungsparameter Flimmerfrequenzen sowie UVB Versorgung machen würden. Aber selbst davon ist die Mehrheit der Halter derzeit noch weit entfernt. Jede weitere Annäherung an natürliche Verhältnisse ist also momentan eher Kür. Das kann nichtsdestotrotz spannend sein, hier zu experimentieren.
Die UVA/UVB Problematik aktuelle angebotener Lampen ist auch nicht an der Reptilienspezifität festzumachen. Es gibt solche Lampen halt derzeit vor allem für den Terraristikbedarf und nicht für den Vogelbedarf. Ich bleibe dabei: Was für die herps gut ist, ist für die Birds nicht schlecht. Bartagame und Wellensittich sonnen sich in Australien im Licht der gleichen Sonne und u.U. nur wenige m voneinander entfernt.
Es gibt aber eben Reptilienlampen, die es mit dem UV Anteil übertreiben. UV ist halt ein Schlagwort, in aller Munde und eine Verkaufshilfe.
Daher gibt es heute Lampen, die einen für viele Anwendungen deutlich zu hohen UVB Anteil aufweisen. Schlimmer noch, um das zu erzielen nehmen manche herstelelr signifikante Anteile unter 290nm in Kauf und dann ist Schluss mit lustig.
Entsprechedn gibt es auch aus dem Terraristikbereich Berichte von Schäden durch solche Lampen.
Mit eine Grund, warum ich oben gesagt habe: Name und vorgeschlagene Anwendung sind Herstellereklame und wenig praxisrelevant. Man sehe sich besser Spektren und Intensitäten an und entscheide anhand dieser.
Ein Beispiel: Licht zwischen 320 und 350 nm wird weder vom Vogel gesehen, noch hilft es bei der Vitamin D Synthese. Ein starker Peak hier ist also ebensowenig relevant, wie eine komplette Lücke in diesem Teil des Spektrums. Oder: Ein Peak mit Maximum bei 320 nm kann zB zu der korrekten Bezeichnung 10% UVB Anteil führen. Die Peakschulter bei 305 nM ist aber dann wohl so um die 20% des Gesamtpeaks. Demnach wären statt 10% nur 2% UVB für die Vitamin D Synthese nutzbar. Oder ganz allgemein: Für eine Unterstützung der Vitamin D Synthese sind signifikante UVB Anteile (im subtropischen Natursonnenplatz sind es ca 400µW/m2)zwischen 295 und 310 nm unabdingbar und Spektralanteile unter 290 nm sind ein absolutes no go.....etc pp.
Für Vögel kommt noch hinzu, dass Ihr Federkleid den Zugang der UVB Strahlung zu größeren Hautflächen verhindert und so die Wirkung reduziert. Im Freiland sonnenbaden Vögel daher aktiv, indem sie ihr Gefieder so aufplustern und abspreizen, dass Sonnenlicht auch sonst verborgene Hautstellen erreicht.
Dieses Sonnebadeverhalten wird aber nur durch hohe Lichtintensitäten gekoppelt mit Strahlungswärme ausgelöst. Eine Lampe mit hohem UVB Anteil aber geringer Helligkeit löst das nicht aus und kann so ihr eigentlich ausreichendes UVB nicht "an den Vogel bringen". Abhilfe ist hier, einen hellen Sonnenspot mit dieser Lampe so zu kombinieren, dass beide die selbe Fläche bestrahlen.
Man sieht, ein wenig Mitdenken ist angesagt.
Im vergleich zum Status quo der meisten Vogelhalter ist ein Fortschritt aber leicht zu erzielen. Imemr noch glauben Vogelhalter nämlich gerne vor allem ihrem Auge, das uns aber in Zusammenspiel mit unserm Hirn völlig falsche Lichtverhältnisse vorgaukeln kann -altes Waldaffenerbe- und bezüglich Farbwahrnehmung und zeitlicher Auflösung natürlich weit hinter dem Vogelauge zurücksteht. Objektive Anqalyse von Lichtparamtern ist unserem Auge daher schlicht nicht möglich.
So leben immer noch viele Vögel, die aus lichtdurchfluteten Habitaten stammen dauerhaft bei Zimmerhelligkeit, werden mit mit 100Htz flackernden T8 Röhren spärlich beleuchtet, müssen unter UVA freier Beleuchtung starke Farbverfälschungen hinnehmen und bekommen weder UVB Bestrahlung noch eine Vitamin D Supplementation über das Futter. Das ist leider alles die Regel und nicht die Ausnahme. Es ist daher leicht, es besser zu machen und auch eine einzelne Röhre mit UVA Anteil und EVG ist ein Fortschritt. Aber das Ziel sollte doch eher sein, es so gut wie möglich zu machen. Und da ist eben in den oben umrissenen Grenzen doch einiges machbar.
Allerdings besteht dann auch wieder die Gefahr zur Übertreibung: Selbst ein Steppenbewohner möchte auch ein schattiges Plätzchen haben und ein Waldbewohner mag zwar in jedem Fall einen kleinflächigen hellen Sonneplatz, ist mit einer schattenlso hell ausgeleuchteten
Voliere aber sicher viel unglücklicher als mit normaler Helligkeit in Fensternähe. Also immer zweimal denken, bevor man handelt.
So, ich muss weg, aber zum Schluss noch kurz zu der spezifischen Frage nach der 3 Quadratmeter
Voliere: Natürlich hängt das vom Standort, vorhandenen Fensterflächen und der Sitichart ab. Aber auch davon, ob das nur eine zeitweise Unterbingung von Vögeln ist, dei einen großen Teil des Jahres in Freivolieren leben oder der Daueraufenthalt. Ich gehe mal von normalem Wohnraum mit kleinflächigen Fenstern und dauerhaft dort untergebrachten Steppenbewohnern aus.
Dann wäre meine Empfehlung die folgende: Zwei T8 HO Vollspektrum von je 80W (Ich empfehle Narva Biovital oder Truelight) mit Doppel ellipsoid Reflektor. Nicht mittig, sondern an einer Seite nahe beieinander angebracht. Dazu zwei weit auseinanderliegend installierte Bright Sun UV Desert 70 W (auch die 150 W wäre hier nicht verkehrt) mit EVG und Sitzästen mit verschiedener Entfernung von der Lampe im Lichtkegel angebracht. Auf dem höchsten darf der Vogelkopf 15 cm unter der Lampe sein. Das darf ruhig alles ganztägig brennen. Manchem ist ja schon das zu teuer, daher sei nicht unerwähnt, dass es auch OK ist, nur die Röhren ganztägig in Betrieb zu haben und die Bright Suns nur Stundenwiese zuzuschalten. Bewährt wäre zB 1 Stunde morgens und dann noch einmal 3-4 Stunden ab Mittag. Man kann auch mal Tage- oder Wochenwiese auf die Spots ganz verzichten und simuliert so eine Schlechtwetterphase. Soweit mein Vorschlag. Natürlich nur eine Möglichkeit, aber sicher keine ganz verkehrte.