Huups, jetzt geht's wieder rund.
Ich muss ja schon sagen: Ich halte gesunde Vögel gefangen und habe nicht das Gefühl, Mitgefühl mit ihnen haben zu müssen. Ich glaube, dass sie dort, wo sie "gefangen" sind, ganz zufrieden sind.
Das mit dem Mitleid und dem Mitgefühl, da muss man vielleicht mal wieder Begriffsdefinition anstellen:
Mitgefühl habe ich mit Menschen, die in Bedrängnis geraten sind, denn ihre Gefühle kann ich nachvollziehen. Die der Tiere kann ich nicht nachvollziehen, sondern nur in sie hinein projizieren, denn ich kann nicht genau wissen, wie ein Tier fühlt, ich kann es nur erahnen. Daher passt Mitgefühl eigentlich nicht.
Wenn Tiere leiden, also Schmerz oder eklatanten Mangel, so kann ich deren Leid wahrscheinlich so erleben wie sie. Als kurz vor dem Hungertod, eine schwere Verletzung, eine Krankheit, die Verfolgung durch ein anderes Tier o.Ä. Da ich diese grundsätzlichen Gefühle, wie Angst und Schmerz ebenfalls leiden kann, habe ich mit dem Tier Mitleid.
So, jetzt ist da ein verwaistes Krähenküken, welches schon durchnässt, unterkühlt und mit leerem Kropf auf einem Gehweg sitzt und nicht einmal mehr auf seinen Ständern Halt findet, dann ist die Sachlage klar, dieses Tier leidet so wie ich, wenn ich in die gleiche Situation komme. Ich habe Mitleid und klaube es auf. Ich helfe ihm, indem ich diese Mangelsituation abstelle, es wärme, trockne und füttere, bis es wieder lustig irgend einen Unfug anstellen kann.
Ein Kind (Menschenkind), welches unterkühlt, durchnässt und hungrig ist und deshalb knatschig ist, mit ihm habe ich Mitleid. Mit der Mutter, die gerade im Moment keine Möglichkeit hat, die Bedrängnis des Kindes zu beheben so sehr sie auch gerne möchte, mit der habe ich Mitgefühl. Ich habe diese Situation selber schon erlebt. Ich helfe beiden, wenn ich sie mit einer warmen Speise und einer trockenen Unterkunft beglücke.
Und wie ist das mit der Prägung:
Ein Tier oder Mensch ist fehlgeprägt, wenn es oder er nicht mehr weiß, wer oder was es/er ist. Ein Vogel, der seine Artgenossen als solche nicht mehr erkennt, sondern glaubt, der Mensch sei der Artgenosse, dann ist er fehlgeprägt. Wenn dieser aber zwar seine Artgenossen als solche erkennt und positives Interesse an ihnen hat, aber nicht weiß, wie er sich ihm gegenüber adäquat verhalten soll, dann ist er nicht fehlgeprägt, sondern fehlsozialisiert. Sozialisation findet ja sukzessive im Schutz der Sozialgemeinschaft mit kleinen Korrekturen statt. Ein Jungtier hat Attribute an sich, die den erwachsenen Artgenossen signalisieren, nicht zu hart mit den Erziehungsmethoden zu sein. Ein erwachsener unsozialisierter Vogel bekommt die ganze Härte zu spüren, die ein Fehlverhalten herausfordert. Daher ist es oft so problematisch, Papageien aus einer Einzelhaltung in eine normale Gruppe von Artgenossen zu integrieren, abgesehen von Reviergrenzverletzungen, die eventuell noch oben drauf kommen.
Gibt es eigentlich fehlgeprägte Menschen?
So etwas ist wohl eher neuropathologisch anzusehen.
Damit die kleinen süßen Papageienbabies so ganz und gar zahm sind, werden sie von Hand aufgepäppelt und sollen auch ja keine Argenossen kennen lernen, weil sie sonst nicht zahm genug werden. Diese sind als ausgewachsene Vögel nicht nur fehlgeprägt sondern auch fehlsozialisiert und gehen mit ganz harten Erziehungsmethoden gegen ihre Artgenossen (Menschen) vor, wenn die nicht den für Papageien genetisch angelegten Verhaltensmustern entsprechen. Mit Artgenossen können diese gar nichts anfangen. Sie beachten sie gar nicht oder haben Angst vor diesen Fremdlingen, vor allem, wenn jene beginnen mit Sozialisation!
Was hat das jetzt mit den verfemten Krähen zu tun? Eigentlich nichts. Sie sind meistens nicht fehlgeprägt, sondern eben fehlsozialisiert und verhalten sich gegenüber Menschen möglicherweise übermütig, weil die vielleicht verunsichert sind. Diese Krähen sind dann lästig und werden von manchen "Opfern" als gemeingefährlich aggressiv eingestuft.
Wilde Krähen sind, wie schon oft gesagt, einfach besorgt um ihre Brut und reagieren mit Angriffsflügen, was aber eigentlich selten ist.
Huups, so viel geschrieben. Vielleicht nützt es was.