Dass kleinere Arten agiler wären und deswegen mehr Platz brauchen als Größere, leuchtet mir nicht ein. Einzig das Verhältnis Vogelgröße zum Platzangebot ist ein Kriterium. Kleines Beispiel: In meiner Außenvoliere hatte ich mal Pennantsittiche und Nymphensittiche. Die sind ja schon vergleichsweise groß aber nicht minder agil. Diese waren nämlich sehr agil und ständig am fliegen und klettern oder liefen am Boden herum. Einmal in der Luft kann ich nur sagen: 11 Meter Flugstrecke sind für diese Vögel zu wenig, wenn die sich mal richtig ausfliegen wollen. Eine Wende auf 2,5 Metern ist dann auch schon Spaßbremse. Dann hatte ich auch Wellensittiche und Schönsittiche (zweitere noch immer), die sind ja was kleiner. Zum Schwung nehmen ist es für die auch schon recht knapp. Für Kanarienvögel erschien mir die
Volierengröße schon recht komfortabel. Bei den Prachtfinken kann ich sagen: OK, sie haben so einen Aktionsradius von 2-3 Metern. Wenn sie sich ausfliegen wollen, sind 11 Meter gut und eine Wende geht bei 2,5 Metern ohne Mühe. Bei diesen Beobachtungen bin ich auf eine Verhältnisgröße von 100:1 gekommen. Anders ausgedrückt: 10 m für 10 cm Vogel. Bei den Schönsittichen mit ihren 20 cm wäre eine
Voliere von 20 x 5 Metern angemessen, um ihnen ein befriedigendes Gefühl beim Fliegen zu ermöglichen. Es geht mir dabei nicht ums Flattern an sich, sondern um das Erlebnis Geschwindigkeit. So Tiere sollen doch auch ihren Spaß haben, nicht war? Naja, zwingend ist das nicht, aber schön. Zwingend wäre mindestens das Größenverhältnis 10:1 bzw. 1 Meter pro 10 cm Vogel, egal welche Art. Alles Kleinere wäre für mich eine Gemeinheit.
Dazu kommt noch die Besatzdichte. Da drehen sich mir immer wieder die Augen gen Himmel, wenn ich sehe, wie sich die Vögel jede Sekunde um einen Platz zum Landen streiten müssen. Angesichts des extrem hohen Seuchenrisiko und dem Dauerstress: Das geht gar nicht, ist aber anscheinend bei sehr vielen Vogelhaltern so. Dafür hatte ich mal so eine Zahl von 20 g Vogel auf 1,5 qm. Beim Welli wäre das 3 qm, bei zweien schon 6. Beim Prachtfink wären das 1 qm, beim Nymph 6 qm allein für einen. Die ist sehr schnell überschritten, vor allem, wenn es Babys gibt. Das hat auch praktische Gesichtspunkte. Man muss dann weniger putzen. Für die Vögel hat das den Effekt, dass sie ziemlich entspannt vor sich hin leben können.
Dann noch zur Einrichtung: Vögel sind sehr schöne Tiere. Man möchte sie gerne anschauen. Dann setzt man sie in ein Bauer und freut sich an ihrer Buntheit. Für den Vogel ist das extrem öde. Interessanter und schöner wird es aber, wenn man ein großes Gehege hat (wie z.B. das von mir Idealisierte). Das kann man dann gestalten. Darin sehen die Vögel noch viel schöner aus und diese haben auch noch mehr von ihrem Leben.
Nimmt man jetzt mal alle Kriterien zusammen, haben alle von Vielem genug. Die Tiere müssen sich nicht andauernd streiten, jeder findet sein Lieblingsplätzchen zum Schlafen und der Halter hat viel Vergnügen beim Betrachten und relativ wenig Arbeit. Also mir geht es vor allem um Freude an den Vögeln. Wenn ich das Gefühl haben kann, dass sie zufrieden sind, dann freue ich mich. Aber was ist schöner für den Vogel als der weite Himmel? So sind die Kompromisse, die wir eingehen, letztendlich bestimmend für die Piepmätze. Nur nicht geizen!