Die sprachliche Unterscheidung zwischen Züchter und Vermehrer zeigt schon, woher der Wind weht.
Es gibt nicht nur einen sprachlichen, sondern auch einen sachlichen Unterschied zwischen Züchtern und Vermehrern. Vielleicht sollte ich Dir das mal erklären - ich bezweifle aber, daß Du das verstehen willst.
Ein Vermehrer ist einer, der nur Jungvögel produzieren will. Nicht unbedingt auf "teufel-komm-raus" aber ohne unbedingt darauf zu achten, was dabei heraus kommt. Sicherlich wird er - zumindest die meisten werden es tun - darauf achten, daß es den Vögeln gut geht, daß sie sauber gehalten werden, genügend Platz, Futter und Wasser haben - mehr braucht es ja nicht - und das ist auch noch nicht verwerflich.
Es gibt aber auch andere, das sind die denen man das Handwerk legen sollte. Die nutzen ihre Vögel bis zur Erschöpfung aus und es ist ihnen wurscht, ob die Altvögel den Streß des Brütens und der Jungenaufzucht überstehen. Im Zweifelsfall wird das ausgelaugte Paar gegen ein neues, "funktionierendes" Paar ausgetauscht. Denen geht es hauptsächlich um den Gewinn und die Maximierung desselben. Solche Vermehrungen sind schon eher Fabriken und haben den Namen "Zucht" nicht verdient. Aber davon gibt es hierzulande wohl nur wenige, die sitzen meist im Ausland - vermutlich in Osteuropa und weiter weg - wo die Auflagen noch nicht so streng sind. Aber auch dort gibt es die andere "bessere" Kategorie von Vermehrern und sicher auch richtige Züchter. (Die Erklärung folgt im nächsten Absatz!)
Natürlich ist auch ein Züchter ein Vermehrer, aber mit einem anderen Hintergrund. Der Züchter baut seinen Stamm mit Bedacht auf und hat bei der Zusammenstellung seiner Brutpaare ein bestimmtes Ziel im Auge, welches er durch geschickte Auswahl seiner "Elternvögel" konsequent verfolgt. Allein aus diesem Grund kann man bei einem, der seine Vögel im Schwarm brüten läßt, nicht von einem Züchter reden, weil er gar keine Möglichkeit hat - außer vielleicht einem Zufallstreffer - ein bestimmtes Ziel (Größe, Farbschlag, oder was auch immer) zu erreichen. Mir ist in diesem Zusammenhange jetzt egal, ob es ethisch vertretbar ist oder nicht. Es gibt leider auch Züchter denen man das "Handwerk" legen sollte. Die "Auswüchse" bei verschiedenen Vogelarten - aber auch bei Hund und Katz u.a. - kennen wir ja leider zur Genüge.
Ein Beispiel außerhalb der Vogelwelt mag das vielleicht etwas besser erklären. Ein Gärtner, der Rosen für den Verkauf produziert, wird Wildlinge ziehen - oder zukaufen - und diese mit der gewünschten Sorte "veredeln". Obwohl er auch ein Ziel im Auge hat, so ist es noch lange kein Züchter, weil er die gewünschte Sorte nur reproduziert. In diesem Bereich ist der Züchter derjenige, der versucht verschiedene Sorten zu kreuzen - er spielt in gewissem Sinne "Bienchen" - und wartet gespannt auf das was dabei heraus jommt. Nach vielen (Miß)Versuchen wird er vielleicht ein Ergebnis - eine neue Sorte - erzielen mit dem er, aber auch wir als Kunden zufrieden sind und sie dann kaufen.