Schlimme Nachricht!
Hallo,
eigentlich wollt ich garned mehr schreiben, is alles so frustrierend...
Außerdem muß ich mir die Zeit dazu echt stehlen, bin fast rund-um-die-Uhr mit meinen Sorgenvögele beschäftigt -ja doch, auch nachts!
Zum einen muß ich öfter mal die Runde machen, ob alles i.O. ist, ob alle schön auf ihren Schlafplätzen hocken, ob keiner irgendwie auffällig is...
Und dann gibt`s immer mal wieder den einen oder anderen meiner Dauerpatienten, dem´s grad ned so gut geht, und der dann die halbe Nacht lang, vertrauensvoll gekuschelt in meine Hand oder meinen Arm -je nach Größe halt *g*-, selig schläft, während ich damit kämpfe, eben selbiges nicht zu tun.
Tja, und tagsüber muß und will ich natürlich allen gerecht werden, jedem einzelnen so viel an Zeit und Aufmerksamkeit und eben auch Pflege zukommen lassen, wie er braucht -und das ist bei so vielen "Bedürftigen" garned so einfach!
So, aber weil Ihr so lieb nachfragt...
Und da im Moment eh alle versorgt und ruhig sind...
Außerdem isses mir vielleicht auch eine kleine Entscheidungshilfe, wenn ich mal das Ganze niederschreibe und Ihr Eure Gedanken dazu äußern könnt...
Also...
Ihr wißt ja bereits, daß die Wundheilung nicht so einfach werden und auch recht lange dauern würde.
Es war immerhin eine wirklich große OP mit riesigen Schnitten!
Dr. Manderscheid meinte, im Verhältnis etwa so, als hätte man bei mir einen ganzen Fußball entfernt.
Zu allem übel hat der Racker es auch noch geschafft, in der ersten Zeit die Krause abzukriegen und sich selber ein paar Fäden zu ziehen.
Und das, obwohl ich jahrelang "krausenerprobt" bin!
Ihr könnt Euch denken, wie entsetzt ich darüber war, und was ich mir für Vorwürfe gemacht habe.
Und glaubt mir, die nächste Krause war sowas von bombensicher und wurde in engen Abständen kontrolliert, und sobald er auch nur ein kleines Stückchen dran gearbeitet hatte, wurde sie doppelt und dreifach repariert oder gleich durch eine neue ersetzt.
Auch wenn er manchmal fürchterlich unter diesem Ding gelitten hat -es
mußte nunmal sein!
Dafür hab ich ihn umso öfter rausgenommen und mit ihm gekuschelt -was er ungemein genossen hat, obwohl`s ja eigentlich kein zahmes Vögele is-, und dazu hab ich den Kragen auch manchmal abgenommen, oder auch sonst, wenn ich ihn unter Beobachtung hatte und bei Bedarf einspringen und weiteres Unheil-anrichten verhindern konnte.
Und nachts hat er eben auch recht häufig in meiner Hand geschlafen, weil ich es nicht länger mit ansehen konnte, wie er verzweifelt nach einer angenehmen Schlafposition gesucht hat.
Bei mir hat er sich sofort völlig entspannt, seine kleinen Äuglein geschlossen und sich offensichtlich sehr wohl gefühlt.
Übrigens möchte ich ausdrücklich davor warnen, in so `ner Situation dann einzuschlafen -viel zu gefährlich!!!
Die Wunden heilten also, wie zu erwarten, nur langsam, und es kam zwischendurch immer wieder zu Rückschritten, weil eine Stelle erneut anfing, zu eitern.
Und auch als endlich, endlich diese fürchterliche, große schwarze Kruste abfiel, war die Freude darüber etwas getrübt, weil darunter ebenfalls wieder eine offene nässende Stelle zum Vorschein kam.
Auch die starke Schwellung ging erst ganz allmählich zurück.
Und während der ganzen Zeit machte ich mir zusätzlich Sorgen um das Gewicht.
Zwar war er damit gerade noch im unteren Normbereich eines PK und es blieb auch relativ konstant, aber sein Brustbein stand immer stärker scharf hervor.
Allerdings war sein Appetit eigentlich nicht gestört, und getrunken hat er sogar solche Unmengen, daß ich mir deswegen auch schon wieder Sorgen machte.
Zum Glück hat sich dieser übermäßige Durst in der Zwischenzeit gelegt, auch sein Brustbein scheint mir wieder etwas "runder" zu werden.
Die eine kleine Wunde, die jetzt noch verhanden ist, ist schön trocken und reizlos, alle anderen Stellen bereits supergut verheilt.
Er hatte sogar schon für ein paar Tage den Kragen ab und war bei seinen Kumpels im VZ und ist dort putzmunter durch die Gegend gewuselt und ab und zu auch schonmal `n bißchen geflattert, heute sogar mehrmals richtig geflogen, wenn auch nur kurze Stückchen.
Zwar mußte ich ihm heut Abend die Krause doch wieder umlegen, weil er leider an der Stelle, die doch eigentlich kaum noch zu sehen war, geknabbert hat, aber im Großen und Ganzen könnte man sagen: hurra, es geht aufwärts in Richtung Gesundheit und ein unbeschwertes Aga-Leben, und bald ist alles überstanden und nur noch wie ein böser Traum.
Doch leider kann man das nicht, ganz und gar nicht!!!
Der Alptraum geht weiter, der Tumor -oder ein neuer?- ist wieder gewachsen!
Und er wächst so rasant, daß man fast zusehen kann.
Und nun???!!!
Dr. Manderscheid hatte ja beim ersten Mal schon die Befürchtung, daß der Tumor bösartig ist; und das scheint sich jetzt zu bestätigen.
Die OP ist gerade mal ein Monat her, und schon sitzt da wieder so ein Riesenknubbel -das sieht sehr böse aus!
Könnt Ihr Euch vorstellen, daß ich nicht mehr schlafen kann und total hin- und hergerissen bin und einfach nicht weiß, was ich tun, wie ich mich entscheiden soll?!
Soll ich ihn einfach noch ein paar Tage -vielleicht auch Wochen..., wer weiß das schon?- unbehelligt und glücklich und in vertrauter Umgebung bei seiner "Familie" sein Leben leben lassen, solange er nicht leidet, aber eben auch mit dem schlechten Gefühl, ihn "aufgegeben" zu haben?
Oder soll ich alles menschenmögliche in die Wege leiten, mit dem winzigen Fünkchen Hoffnung, ihn trotz miserabler Prognose damit vielleicht doch vor dem baldigen Tod zu "retten", jedoch mit dem ebenfalls schlechten Gefühl, sollte er es dennoch nicht schaffen, ihn in seinen letzten Tagen auch noch unnötig gequält zu haben mit jeder Menge Streß durch die sehr lange Fahrt zum TA, samt Narkose und OP, und der nachfolgenden Plackerei, mehrmals am Tag mit ekliger Medizin vollgestopft zu werden, mit erneuten Schmerzen, mit äußerst unangenehmen Einschränkungen durch diese verhasste Halskrause, die unweigerlich wieder für längere Zeit getragen werden muß, und vor allem auch mit erneuter Einsamkeit und Traurigkeit darüber, wieder ganz alleine im Krankenkäfig zu sitzen?
Was soll ich tun?
Wie ist es richtig?
Ich...weiß...es...nicht, ich weiß es einfach nicht!!!
Ach, mein armer, kleiner Schatz!
Hast so tapfer gekämpft, und nun das!