Moin, moin!
Meine Wellis lasse ich manchmal einfach den ganzen Tag draußen, auch wenn ich bei der Arbeit bin, unser Wohnzimmer ist vogelsicher, ...
So war das bei uns auch. Als dann das erste Aymara-Pärchen bei uns einzog, hatten wir Urlaub und konnten anfangs erstmal beaufsichtigten Freiflug geben ... das war vielleicht ein Abenteuer:
Zunächst Skepsis auf beiden Seiten, keiner traute dem anderen über den Weg. Nachdem man dann geschnallt hatte, daß man in einem kleinen gemischten Schwarm lebt und vor den anderen Grünen anscheinend keine Angst haben muß, gewann nicht nur die Neugierde Oberhand, sondern die Hähne meinten, sie müßten erstmal auskaspern, wer der Alpha-Vogel, also der Boss is'.
Glücklicherweise ging das aber alles ausschließlich mit Drohgebärden und Schnabelgefechten ab, ohne daß jemand gebissen wurde. Das war Anfang Januar und dauerte so etwa eine Woche. Danach war Ruhe und bis auf gelegentliche Jagereien seitens der Aymaras, um mal daran zu erinnern, wer der Boss is', war Frieden.
Man konnte die Bande letztendlich auch unbeaufsichtigt fliegen lassen
Dann Mitte April kamen die Aymaras in Brutstimmung und sie wurden merklich aggressiver und haben die Wellies auch mal beim Verscheuchen gebissen. Das war zwar unblutig, aber da meine Wellie-Zicke wohl recht nachtragend war, hat sie nur auf eine Gelegenheit gewartet, sich zu rächen und die Aymara-Henne in den Fuß gebissen.
Kurz und gut ... unbeaufsichtigten Freiflug konnten man ab dem Zeitpunkt abhaken. Das Theater dauerte dann so bis Mitte/Ende Juni, dann kehrte allmählich wieder Frieden ein, weil die Aymaras nicht mehr in Brutstimmung waren. Danach war dann wieder alles wie voher.
Im nächsten Jahr das gleiche Theater, aber merklich heftiger, selbst gemeinsamen Freiflug konnte man ca. 3 Wochen lang abhaken, eine einzige Jagerei. Dann Ende Juni wieder Frieden.
Mittlerweile leben meine Wellies aber nicht mehr, der Hahn starb letztes Jahr an einer Leberverfettung, weil er an der Brust ein Lipom hatte, das durch die Rippen nach innen wuchs und die Organe befiel. Und die Henne, meine alte Wellie-Oma (ca. 15 Jahre alt), mußte ich vor ein paar Wochen wegen einer scheinbar sehr schmerzhaften Hüftgelenksverkalkung erlösen lassen.
Aber auch wenn bei uns bis auf die Paar Wochen im Frühjahr alles recht gut hingehauen hat, dürfen wir eines nicht vergessen:
Artübergreifende Vergesellschaftung sind immer ein Risiko! Was bei manchen Leuten super klappt, ist bei anderen nicht selten voll in die Hose gegangen ... so die generelle Erfahrung hier in den Foren.
Was die Vergesellschaftung von Aymaras angeht, fallen mir jetzt nur zwei weitere Beispiele ein:
Auf der
Ornithea konnte ich mal eine absolut friedliche Gemeinschaftvoliere mit Aymaras und Katharinas bewundern. Das waren aber alles Jungvögel (ca. 6 Monate alt), pro Art drei Paare, wenn ich mich recht entsinne.
Die zweite Vergesellschaftung wurde hier im Forum berichtet: Eine Züchterin erzählte, daß ihr Aymara-Hahn gestorben sei und sie dann die Henne in eine riesige Gemeinschaftsvoliere mit diversen australischen Arten gesetzt habe, damit die Henne nicht alleine ist, bis ein neuer Hahn gefunden wäre ... Aymaras sind halt wie Unzertrennliche, Einzelhaltung geht da ja mal absolut nicht, im Extremfall frißt der Vogel dann nichtmals. Dummerweise war die Henne aber wohl der Meinung, daß sie der Alphavogel sein müsse und demonstrierte das, indem sie die gesammte
Voliere aufmischte ... eine einzige Jagerei. Sie mußte die Henne wieder einzeln setzen.
Du siehst also, die Erfahrungen können extrem unterschiedlich ausfallen.
Oder brüten Aymara-Paare nur einmal im Jahr und dann eben im Sommer?
Manche Paare brüten einmal, manche zweimal. Die erste Brut ist oft so im April. Bedenke aber, daß die Jungvögel eine ganze Weile unter Artgenossen aufwachsen müssen, damit sie vernünftig sozialisiert sind und nicht nur futterfest. Ideal ist die Abgabe so nach einem halben Jahr.
Die Bedeutung dieser Sozialisation wird meist völlig unterschätzt und Jungvögel viel zu früh abgegeben. Zwei Beispiele: Alle meine Aymaras stutzen sich die Krallen selbst, bis auf die einzige Henne, die bereits im Alter von 4 Monaten zu uns kam. Sie lernte das erst von ihrem Hahn. Genauso die Wellies ... der Hahn lernte das auch erst von den Aymaras, seine Henne war dafür wohl schon zu alt, sie lernte das nie. Die Wellies haben auch nie Grünkost angerührt und wir haben da weiß Gott alles versucht. Nachdem aber die Aymaras da waren und sie gesehen haben, wie es denen schmeckte, probierte auch der Wellie-Hahn ... seine Henne kam merklich später auf den Geschmack.
Fazit: Überleg Dir gut, ob Du Dir wirklich zusätzlich Aymaras anschaffen willst und vor allem, was Du machst, wenn die Vergesellschaftung entgegen meiner Erfahrungen in die Hose gehen sollte. Aber zu allererst denke an den PBFD-Test ... es wäre möglich, daß diese Entscheidung dadurch gefällt wird, nämlich falls die Wellies latent infiziert sein sollten.