Hi Jens,
wieso ein Wiederspruch?
Nur weil ich nicht der Ansicht bin, dass erkrankte Tiere unweigerlich zum Tode verurteilt sind, bedeutet doch nicht im Umkehrschluss, dass ich Tiere mutwillig anstecken würde.
Vor gut 15 Jahren, war es wohl so, dass eine PBFD-Erkrankung für das betroffene Tier und den dazu gehörigen Bestand hochdramatisch war. So wurde mir von vkTA berichtet, die schon sehr lange in diesem Bereich tätig sind.
Mittlerweile ist es so, dass diese Erkrankung meist relativ glimpflich verläuft (Ausnahme sind horizontal angesteckte Jungtiere). Es wird spekuliert, dass dies sein könnte, weil diese Erkrankung mittlerweile so arg verbreitet ist, dass eine Grundimmunität gegeben ist. Es gab doch diese Untersuchung der Uni Witten- Herdecke, in der in vermeintlich gesunden Zuchtbeständen bei fast 40% der Tiere das Virus nachgewiesen wurde. Agapornidenbestände sollen ja sogar zu 90% durchseucht sein. Aber dass dies die Begründung für den glimpflichen Verlauf der Erkrankung ist, ist Spekulation.
Vor Jahren wurde so gut wie kein Tier auf PBFD und Polyoma gecheckt. Jetzt wo mehr getestet wird, bemerkt man auch die Vielzahl solcher Fälle. Mit PMV ist es ähnlich. Auch diese Erkrankung wurde kaum bei Übernahmeuntersuchungen berücksichtigt. Jetzt wo angefangen wird, zu testen, bemerkt man, dass doch etliche Tiere PMV ausgesetzt waren. Ich vermute, ähnlich wird es bei ABV sein.
Weißt Du, ich korrespondiere mit ziemlich vielen Tierärzten und Haltern weltweit. Und aus den so gewonnen Informationen setzte ich meine Puzzelstücke zusammen, aus denen ich meine Meinung bilde. Dabei gibt es ein ganzes Spektrum von Meinungen und Erfahrungen.
So wurde mir von einem Institut gesagt, dass PMV Tiere einer "Zeitbombe" gleichen und in einem "Hochsicherheitstrakt" gehalten werden sollten. Das gleiche Institut hat mir auch gesagt, wenn sie gewisse Symptome sehen und das Tier ist PMV positiv, gehen sie von PDD aus (obwohl zB eine Differentialdiagnose Hefen wären - eine andere sind Megabakterien, die auch Großpapageien befallen können, aber auf die in D bei Großpapageien so scheint es, kaum getestet wird). Und dann gibt es eine Studie, in der - ich glaube es waren 15 Tiere mit PDD Symptomatik ABV positiv waren und jetzt wird geglaubt, es sei der Bornavirus. Von einem anderen TA höre ich, dass nur 70% der Tiere mit PDD Symptomatik ABV positiv sind. Wie soll das denn sein können? Aber auch nicht alle PDD-Tiere sind PMV positiv.
usw usf.
Es gibt keine absoluten Wahrheiten. Dazu sind diese Themen noch viel zu wenig erforscht.
Aber bei einem bin ich mir absolut sicher: viel mehr Tiere als die meisten von uns träumen sind PMV und/oder ABV und/oder Polyoma und/oder PBFD und/oder Pacheco positiv. Und dagegen kann man nichts machen, außer sehr vorsichtig zu sein und zu hoffen, dass man so eine Ansteckung vermeidet. Hat man es sich erstmal in den Bestand geholt, kann man nur hoffen, dass es nicht zum Ausbruch kommt und die Tiere so gut es geht unterstützen.
Es tut mir leid, dass ich keine "schwarz/weiße" Antwort für Dich habe. Mir wäre es auch lieber. Aber so sieht die Realität eben leider nicht aus.
Und wenn Du diesen Text in einem halben Jahr nochmal liest, wird er vielleicht völlig überholt sein.
ps Ein Tier mit Handtuch über dem Transportkäfig sondert nicht weniger Gefiederstaub ab - aber der Gefiederstaub verbreitet sich nicht überall.
Und bei der Untersuchung wird für jedes Tier natürlich ein frisches Handtuch genommen.
LG,
Ann.