Hier sind riesige Mengen von Naturvögeln in eine gewaltige Domestikationsmaschinerie geflossen.
Hallo Spinusist,
die von Dir angeprangerte Domestikation fängt unweigerlich an, sobald über die F1-Generation hinaus gezüchtet wird.
Es gibt Untersuchungen an Füchsen, wo sich die 1. Änderungen im Erscheinungsbild, d.h. Farbe, Fellstruktur, Körperproportionen, Schwanzhaltung, usw. ab der 11. Zuchtgeneration bemerkbar machten. Wesensänderungen wie reduzierte Scheu und ruhigeres Verhalten sowie Veränderungen der Körpergrösse traten schon früher auf, z.T. ab der 3. Generation.
Und komme mir jetzt bitte nicht mit dem Vorwurf, was haben Füchse mit Vögeln zu tun? Rein genetisch betrachtet wirken (fast) überall die gleichen Vererbungs- und Mutationsregeln, egal, ob Fisch, Schlange, Vogel, Fuchs oder Taufliege ......
Je mehr Vogelarten zunehmend erfolgreich nachgezogen werden, umso mehr Mutationen wird es zukünftig geben. Da sich gerade in den letzten 15 Jahren in Puncto Zuchterfolg viel getan hat, tritt dieses "Problem" nicht nur zunehmend in der Vogelzucht, sondern auch in der Aqua- und Terraristik auf. Dort ist das ablehnende "Geheule" von - insbesondere auch der deutschen - "Natur"fraktion ähnlich laut .......
Um diesem Trend erfolgreich gegensteuern zu können, ohne permanent "frisches Blut" durch Wildfänge zuzuführen gibt es wohl nur einen erfolgversprechenden Weg:
Erhaltungszuchtprogramme, wie sie z.B. von Zoos bereits praktiziert werden.
Dazu ist es sicherlich sinnvoll, in einem 1. Schritt eine Züchter/Halter-Datenbank aufzustellen und die vorhandenen Arten und Tiere zu erfassen.
An 2. Stelle sollten die einzelnen Arten dann in zentrale Zuchtbücher eingetragen werden und die Verteilung an interessierte Züchter zentral organisiert werden.
Wichtig ist es auch, die Selektions- bzw. Auswahlkriterien eindeutig festzulegen ohne sich auf einen starren Standard zu beziehen. Sonst existieren relativ schnell wieder
Volierenpopulationen, die mit der echten Wildform nicht mehr viel gemeinsam haben - ausser die Farbe
.
Es würde dem Genpool sicherlich auch sehr zugute kommen, wenn die Projekte sich mittelfristig international ausweiten würden.
Also, statt auf Mutationszüchter einzudreschen die Kraft besser in solch ein Projekt stecken.
Übrigens, in der Aquaristik gibt es solche Erhaltungszuchtprojekte bereits.
Herausgekommen sind eine Unzahl armseliger Wesen, deren einziger Lebenszweck darin besteht, ihren Züchtern Pokale einzubringen. Das Umzüchten nach aktuellen Preislisten spielt ebenfalls ein bedeutende Rolle.
Ja, diese Praxis gibt es. Auch hier gilt (leider) der Grundsatz von Angebot und Nachfrage.
Allerdings beschränkt er sich nicht nur auf Neumutationen, auch bei "neuen" Wildvögeln greift dieser Mechanismus gnadenlos. Was war der Hype auf blaue Gimpel oder bei den Prachtfinken die Forbes Papageienamadine spannend zu verfolgen .........
In Zeiten des Artensterbens können wir unsere öffentliche Berechtigung nur mit der Zucht natürlicher Gehegepopulationen darlegen.
Dann spucke mal in die Hände und Formuliere den Antrag bei AZ und DKB auf Erhaltungszuchten. An Mitverfechtern sollte es Dir ja nicht fehlen. Ich wünsche Dir bzw. Euch viel Erfolg!
Bei echtem Interesse von Deiner Seite kann ich Dir gerne weiterführende Links und Literatur nennen.
Gruß
Jon