Hallo,
dieses Thema hat mich in früheren Zeiten bewegt, und ich habe es mit mir selbst ausdiskutiert. Ich hatte früher Amazonen und Graupapageien so wie die meisten in Zimmervolieren, die man oben aufklappen konnte. Sie konnten oben aufsitzen und kackten dann hauptsächlich in den Käfig. Dann war das Reinigen etwas begrenzt.
Die Amazonen waren Wildfänge, wurden mit der Zeit zutraulich. Die Grauen entstammten einer Zucht, wobei die Jungen von Hand aufgezogen wurden. Später habe ich selbst zwei Nymphensittiche (notgedrungen) mit der Hand aufgezogen. Die Grauen waren natürlich ganz zahm und lernten etwas sprechen, was zwar lustig ist, die Kontaktfreude mit den Menschen bestätigt, für mich aber eher Nebensache war. Wichtig war mir, dass sie sich gegenseitig hatten und dass sie Freiheit in der Wohnung hatten zum Leidwesen meiner Familie.
Meine Erfahrung daraus ist, je weniger man die Tiere von sich beziehungsabhängig macht, desto besser geht es ihnen. Wir können eben nicht auf gleicher Wellenlänge kommunizieren.
Die Haltung von Papageien in der Wohnung ist möglich und für die Tiere nicht schlimm. Aber man muss schon einige Abstriche machen. Papageien scheißen überall hin, also überall muss Papier ausgebreitet werden. Papageien nagen alles an. Also eine Wohnung mit Papageien ist voller Macken, aber auch voller Gefahren für die Tiere. Papageien sind Futterverschwender. Das kann man aber minimieren, wenn man feste Futterzeiten einführt und wenn man die Tiere für's Leckerli arbeiten lässt.
Papageien, vor allem die Großen, haben einen Intellekt eines Menschenaffen, oder eines dreijährigen Kindes. Sie sind extrem kontaktbedürftig. Sie sind ebenso sensibel. Bei Vernachlässigung ihrer Bedürfnisse werden sie zuerst aggressiv, später auch autoaggressiv, genauso wie kleine Kinder. Papageien machen was sie wollen. Wenn man sie gewähren lässt, stellen sie einem das ganze Leben auf den Kopf. Feste Zeiten und bestimmte Verhaltensgrundregeln der Pfleger können aber das Leben mit Papageien harmonisch gestalten. Dann sind sie nicht unzufrieden. Der Kontakt mit Artgenossen ist sehr wichtig. Papageien verkümmern seelisch, wenn sie das nicht haben.
Weil die Beschäftigung mit Papageien ein echter Full Time Job ist, habe ich sie schweren Herzens weggegeben (aber aus Einsicht und nicht aus Frust). Die Frau, die sie übernommen hat, hatte für die Tiere eine ganze Scheune.
Sofern man die Papageien als (wilde) Tiere in einer Großvoliere hält, hat man hauptsächlich nur Pflegearbeiten. Das bedeutet nicht, dass man zu den Tieren keine Beziehung aufbauen kann, was ich unter diesen Umständen als besonders wertvoll halte.
Ähnliche Erfahrungen wie mit den Grauen und Amazonen konnte ich später mit Pennantsittichen machen. In der Wohnung beinahe unerträglich, waren sie in der Freivoliere einfach großartig. Sie lebten dort wie in der Natur, vermehrten sich und nahmen Futter aus der Hand, was für mich Kontakt genug ist. Die Freude bei den Tieren konnte ich feststellen, wenn sie mich beobachteten. Wenn ich z.B. im Garten Hagebutten oder Cotoneasterbeeren gesammelt habe. Da wurden sie sehr aufgeregt, denn gleich gab's was. Die Früchte habe ich aufs
Volierendach geworfen oder durchs Gitter gesteckt. Dann hatten sie eine Aufgabe. Das Futter war nicht umsonst.
Auch die Pennantsittiche habe ich abgegeben, weil meine
Voliere für ein fruchtbares Paar noch zu klein ist.
So viel zur Papageienhaltung Ja/Nein
Grüße, Alex