Feliz año!!
Schon von Berufes wegen, kann ich dir, bei der einer oder anderer, aber nur in knappen Sätzen, Antwort auf deine Fragen geben.
1. wer erklärt den "Fängern", das sie sich einen neuen Lebensunterhalt suchen müssen?
Ich sicher nicht, meinst du ich will im Spital landen?
Aber zur Info was im Moment so alles aktuell ist:
Es gibt bereits verschiedene Versuchsprojekte in Südamerika, unter anderem diverse im Brasilianischen Bundesstaat Pernambuco, eines davon in Recife. Bei diesem Projekt probiert man mit ehemaligen Fängern, Birdwatching und auch Animalwatching den Touristen anzubieten. So etwas geht natürlich nur in den Touristenhochburgen. Auch muss dafür eine Infrastruktur neu aufgebaut werden. (was Geld kostet und davon hat man nicht genug) Es ist natürlich nur ein kleiner Tropfen auf dem berühmten heißen Stein, aber Gott hat die Welt ja auch nicht in einem Tag erschaffen. Alles braucht seine Zeit. Auch ein weiteres Projekt läuft leider nur zögerlich an, da will man versuchen, jetzige Fänger, als Ranger in den neu erschaffenen Nationalparks einzugliedern. Weiter werden heute in den Schulen, Kinder auf ihre Schätze der Natur, viel besser sensibilisiert. So, das tönt alles schön und gut, das mit den Schulen. Nur muss man jetzt Wissen, das in Brasilien leider nur wenige Kinder in die Schule gehen können. Die Armut ist enorm. Es fehlt an Geld, das Schulsystem ist auch ein anderes als das Europäische. Es wird sicher noch sehr lange gehen, bis der hinterste und letzte begriffen hat, was die Uhr schlägt oder geschlagen hat.
Anderseits muss man die Südamerikaner natürlich auch verstehen, die hatten bis vor kurzer Zeit, absolut kein Auge für Ihre Natur. Die sahen nur eines, Tiere fangen und Verkaufen, gleich Geld verdienen, gleich Familien ernähren. Das hatte der Grossvater so gemacht, der Vater auch schon, der Sohn wird es auch noch machen. Die Amerikaner und Europäer kauften ja zu Hundertausenden solche Tiere. Teilweise bezahlte man jeden Geldbetrag. Es war einfach auch ihr Job den Sie ausübten, wie du und ich auch einen Job ausüben. Wir Europäer, aber auch die Amerikaner und auch andere Länder, wollten ja die exotischen Tiere kaufen. Dass da irgendeinmal der Hahn zugemacht werden musste, war ja an einer Hand abzulesen. In den 70er-90er Jahren war es eine Ausbeute der Natur hoch zwei. Ich erlebte dieser Boom Vorort und weiss von was ich spreche. Schlussendlich ist es heute sehr einfach sich aus der Verantwortung zu schleichen, die anderen können es ja richten!! Darum spreche ich immer wieder die Züchter an,
„ hält Sorge zu euren Vögel, es gibt kein Nachschub mehr“. Das ist eure Verantwortung und nützt die Chance.
2. wer erklärt den Käufer (die sehr wahrscheinlich NICHT in der EU zu finden sind) dass solche Vögel nicht gekauft werden sollten
Wenn du nach China, Japan, Taiwan oder nach Amerika reisen möchtest, dann bitte. Mir gefällt es da wo ich bin. Im Moment sind diese Länder die grossen Abnehmer. Und die zahlen gutes teures Geld, mehr als wir in Europa. Aber, erfreuliches habe ich letzte Woche vernommen, der Schmuggel aus Mexiko hat massive abgenommen. Die speziellen Zollkontrollen greifen endlich. Mexiko war schlichtweg der Drehpunkt in Sachen Vogelschmuggel/ Tierschmuggel von Süd und Mittelamerika.
3. sollte das Video Betroffenheit erzeugen oder
Ich glaube nicht, wahrscheinlich wollte der Einsteller einfach auf den Fall aufmerksam machen da ja ein deutsches Ehepaar involviert ist. Für mich persönlich ist dieses Video nichts Aussergewöhnliches. Ich habe schon mehrfach grösseres Elend gesehen.
Betroffenheit sollte hingegen dieses
Video machen. Bitte Video nur anschauen wenn man wirklich sehr starke Nerven hat.
Jetzt wollte ich auch noch mal ganz nett anfragen, was denn aus all den "geretteten" Vögelchen geworden ist?
Zurück ins Nest? Ganz sicher nicht!
Handaufzucht und Auswilderung? Da will ich die Dokumentation zu sehen ....
Vernichtung oder langsames Siechtum...
Da sind noch Fragen offen!
Ich antworte ganz nett, weil ich selber in verschiedene Projekte involviert bin.
Zurück ins Nest sicher nicht. Nein, das würde total in die Hose gehen. Denn meistens werden ja die Jungvögel eingefangen, indem die Nesträuber einfach die Bäume fällen in dem die Altvögel ihre Junge aufziehen.
Explizit zu diesen Vögeln kann ich dir nicht sagen, ob alle wieder zurück in die Natur gebracht werden könnten. Wahrscheinlich schon, denn Südamerika macht viel mehr als wir Europäer überhaupt nur erahnen, respektive Wissen. Oder einfach nicht Wissen wollen? Auswilderungen sind in Südamerika/Mittelamerika heute fast ein Tagesgeschäft. (Sorry leicht übertrieben, aber sicher ein Monatsgeschäft) Auch wenn es der Europäer nicht so recht wahr haben will. Es wird natürlich auch nicht immer gross Kommuniziert. Solche Aktionen verlaufen meistens ohne grosses traritrara, ohne jegliche Medienvertreter. Die Erfolgsquoten sind mittlerweile auch nicht mehr so schlecht wie auch schon. Man musste natürlich auch zuerst gewisse Erfahrungen sammeln. Wie geht man richtig vor, wie soll man die Vögel vorbereiten u.s.w. Heute geht man davon aus, dass ca.70%- 80% von den ausgewilderten Vögeln überleben werden. Papageien sind einfacher auszuwildern als zum Beispiel ein Weichfresser, also Tucan, Arassari oder auch nur Tangaren.
Nebenbei gesagt, Tangaren wurde auch schon sehr erfolgreich ausgewildert. Da kommt es dann aber wirklich auf die Art an. Samt - Berg und Schillertangaren gehen einigermassen gut, bei den anderen Arten wird es kritisch bis fast unmöglich. Vor allem natürlich die Blütenbesucher können recht Probleme machen. Beim Baumsteiger (
Dendrocolaptidae) haben wir in Belize selber auch schon ein Projekt erfolgreich durchgeführt. Es wurden anfangs 2012 15 Lanzettstrichel-Baumsteiger (
Lepidocolaptes souleyetii) ausgewildert.
Ein paar Müsterchen gefällig, nicht nur aus Südamerika
Wie alles begann 3 Muster von vielen
Blauscheitel-Edelpapagei 1971 wurden in der Nähe vom Strand Tanjong Aru (Malaysia)12 Blauscheitel-Edelpapageien ausgewildert. Schon ein paar Jahre später waren bereits 40 Paare vorhanden.
1982 sind Weißstirnamazone (
Amazona albifrons) auf Jamaika ausgebüxt. Heute hat es eine kleine Population auf dieser Insel.
Im April 2007 wurden 27 Rubinloris auf der Insel Rimatara auf Atiu wiederangesiedelt. Innerhalb von 2 Monaten nach ihrer Auswilderung sind vier auf die benachbarte Insel Miti’aro geflogen und hinterliessen 23 Artgenossen auf Atiu. Bestandskontrolle 2010 ergab 100 Individuen
Noch laufende Projekte, ein paar wenige von vielen
Puerto Rico-Amazonen
Bis jetzt wurden 86 Amazonen mit Erfolg auf Puerto Rico nachgezüchtet und Ausgewildert. Das Projekt läuft immer noch. Wobei das Zuchtjahr 2012 ein schlechtes Zuchtjahr war.
Aruba:
Auswilderung von St. Thomas-Sittiche (
Aratinga pertinax)im Arikok-Nationalpark. Projekt läuft noch aber mir sind keine Zahlen bekannt.
Bonaire:
Auswilderungen von Gelbschulter-Amazonen (
Amazona barbadensis) Projekt läuft noch.
Drei private Projekte laufen in Brasilien und Argentinien mit der Taubenhalsamazone (
Amazona vinacea), der Prachtamazone(
Amazona pretrei) sowie dem Goldsittich (
Guaruba guarouba) die beiden brasilianische Projekte werden von der IBAMA begleitet.
Brasilien
Caatinga Projekt, in diesem Projekt wurden bis dato 600 Papageien ausgewildert. Projekt läuft seit 2 Jahren.
Auswilderungen 2012 Guatemala
Durch ARCAS 5 Mülleramazonen (
Amazona farinosa), 7 Weisskappenpapageien (
Pionus senilus), 15 Weissstirnamazonen (
Amazona albifrons), 52 Gelbwangenamazonen (
Amazona autumnalis) und 1 Goldzügelamazone (
Amazona xantolora). Alles Papageien die von Hand aufgezogen wurden.
Auswilderungen 2010 Mexiko durch Conrehabit
Unter anderem 272 Elfenbeinsittiche (
Aratinga canicularis) kamen zu Conrehabit. Die den Auftrag bekamen, die Tiere für die Auswilderung vorzubereiten. Schlussendlich konnten 110 Sittiche ausgewildert werden, die restlichen kamen in den kontrollierten verkauf. Die Zahlen von den ausgewilderten Grünwangen und Blaukappenamazonen gibt die Regierung nicht bekannt.
Auswilderungen 2011 Belize und Bolivien
gesamthaft 550 beschlagnahmte Papageien die auch von Hand aufgezogen wurden. Darunter Mülleramazonen (
Amazona farinosa) Atzekensittich (
Aratinga nana) Glatzenkopfpapagei (
Pionus senilis) Goldzügelamazone (
Amazona xantholora) Mönchsittich (
Myiopsitta monachus ) Soldaten-Amazone (
Amazona mercenaria), Nandaysittich (
Nandayus nenday), Rostkappenpapagei (Pionites
leucogaster), Tucumanamazone (
Amazona tucumana) und Gelbscheitelamazone (
Amazona ochrocephala)
Weiter gibt es mehrere Projekte in
Kamarun,
Kenia und
Uganda die sich mit der Auswilderung von beschlagnahmten Graupapageien beschäftigen.
Neuere Projekte gibt aber auch in:
Bolivien,
Costa Rica,
Peru,
Guyana und in
Puerto Rico für die Blaukronenamazone die irgendeinmal wieder in Haiti ausgewildert werden sollte. Hochgestecktes Ziel, man arbeitet daran. Ist aber noch eine Baustelle
Nicht ganz so erfolgreich war hingegen die Auswilderung des Arasittich (
Rhynchopsitta pachyrhyncha) in Arizona. Aber anscheinend haben doch vereinzelte Tiere überlebt. Sichtungen vom letzten Jahr schöpfen wieder Hoffnungen.
Bussen: Die die Justiz Brasilien ausspricht. Für ein Vogel der nicht gefährdet ist, bekommt der erwischte eine Busse bis zu 500R$. Für ein geschützter Vogel bekommt er bis zu 5000 R$. (Haltung von Vögeln ist auch in Brasilien Bewilligungspflichtig) (100 Euro sind ca. 270 R$) Wiederholungstäter fliegen in den Knast. Das ist gerade eben vor kurzem in Belo Horizonte (3) und in Ubatuba (5) passiert.
Aber auch Kleinkatzen (
Felinae) werden heute bereits ausgewildert. Leider kann man nur die in Südamerika nachgezüchtete Felinae auswildern. In Europa ist die Lebendfütteung verboten, nur die Warmfütterung ist erlaubt. Lebendfütteung ist aber die richtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Auswilderung von Kleinkatzen.
Bosque de Zarate, Peru. Hier lebt ein Paar Andenkatzen (Bergkatzen)
(
Leopardus jacobita), die vor 4 Jahren ausgewildert wurde. Bereits ist Nachwuchs da. Ein weiteres Paar wurde dieses Jahr ausgewildert.
Pica Sira, Peru in der Zwischenzeit 4 neue Paare Tigerkatze auch Ozelotkatze (
Leopardus tigrinus). Eines davon hatte 2010 2 Jungtiere die dieses Jahr von uns besucht wurden. (Sorry wir schreiben ja 2013, also war es letztes Jahr)
Neue Projekte laufen nun in Guanacaste und im Biológica Hitoy Cerere, Costa Rica, sowie im Nationalpark La Amistad Panama und Costa Rica an.
Und nun das neuste Projekt das vor ein paar Wochen gestartet wurde.
Der Brasilianische Bundesstaat Minas Gerais hat sich ein ganz ehrgeiziges Ziel gesteckt, das nun mit Hilfe von der
IBAMA und der
CITES umgesetzt wird/ werden sollte. Jeder Besitzer von Illegal gehaltenen Papageien, kann bis mitte dieses Jahres ohne Strafe, seine Vögel an die Behörde zurückgeben. Diese Vögel werden dann in 2-3 Jahren wieder ausgewildert. Schon am ersten freiwilligen Abgabetag, wurden über 300 Papageien abgegeben. Ich bin einmal gespannt auf den Ausgang, bin aber sehr zuversichtlich da ich die Leute hinter diesem Projekt persönlich kenne.
Ich hoffe ich konnte dir die eine oder andere Frage beantworten.