Hallo zusammen,
die eingetretene, sommerliche Wetterlage wird bereits in den nächsten 24 h ( zumindest im Großteil) des Landes jäh beendet. Man muss das ganze differenziert betrachten- einerseits sorgt das steuernde Tief über der nördlichen Nordsee infolge seiner Lage dafür, dass es zu einer südwestlichen Höhenströmung ( Advektion subtropischer Luftmassen) kommt, andererseits räumt es diese aus eigener Kraft ( mithilfe gekoppelter Frontensysteme) kurze Zeit später wieder aus. Das wird bereits in den nächsten Stunden der Fall sein.
Nun, Mitteleuropa liegt seit einigen Tagen in dieser südwestlichen Höhen- sowie Bodenströmung, in der es zum Heranführen sehr warmer und feuchter Luftmassen kommt. Gleichzeitig aber verlagern sich die Frontensysteme ( besonders wichtig: die Kaltfront) an der Achse dieses Tiefdrucksystems weiter ostwärts und liegen aktuell noch über der Nordsee. Man kann in diesem Fall durchaus von einer markanten Kaltfront sprechen. Massiv in den Karten mischen die hohen Taupunkte ( Taupunkte: die Temperatur, bei der der aktuelle Wasserdampfgehalt der Luft bei 100 % läge). Damit es zu einem brisanten ( man spricht von " Setup" kommt muss aber einiges mitspielen- heute ist das der Fall. Labilität überlappt sich mit passenden Scherungswerten in der niederen und mittleren Troposphäre- der ideale Nährboden für markante Entwicklungen. Zwischen dem Nordsee-Tiefdrucksystem und einer südeuropäischen Antizyklone hat sich ein starker Gradient aufgebaut, der allein hierdurch schon durch Wind ausgeglichen wird ( auch ohne konvektive Ereignisse ( Schauer u. Gewitter) pfeift es insbesondere im Nordwesten schon recht ordentlich- ggf. auch so schon mit stürmischen Böen.
Fakt ist jedenfalls, dass sich diese konvektiven Ereignisse in den nächsten Minuten/ wenigen Stunden über dem Raum Belgien/nördliches Frankreich entwickeln dürften. Die Kaltfront, die diese Gebiete bereits erreicht trägt ihren Teil zu den Entstehungsbedingungen bei ( die vorher noch vorhandene solare Einstrahlung ebenso). Die Höhenwinde verlaufen momentan frontparallel- die Zellen orientieren sich daran und werden also gen. N, eher sogar NE abdriften ( dabei rückt speziell der Westen und Norden Deutschlands in den Fokus). Nach Genese dieser Zellen entwickeln diese sich aufgrund der gegebenen Bedingungen rasch weiter, das Potential auf Superzellen ist da- auch hier passen die meisten Komponenten. Cluster ( also Zusammenschlüsse von Zellen) werden sich aber vorerst nicht bilden, der Typus lautet eher einzeln, nicht gruppig. Die Möglichkeit auf eine Verclusterung dieser mit abnehmender Blitzaktivität im Laufe der Nachtstunden ist allerdings gegeben- es regnet sich dann quasi nur noch aus.
Fakt: in der subtropischen Luftmasse, die zurzeit vorhanden ist ist der Nährboden für unwetterartige Entwicklungen gegeben, besonders prädestiniert ist der Westen und Norden Deutschlands. Die Zellen entstehen im Laufe des späten Nachmittags/Abends über dem südlichen Belgien oder dem nördlichen Frankreich und driften in der entsprechenden Höhenströmung frontparallel zu uns. Möglich sind schwere, seltener auch orkanartige Böen, Starkregen und Hagel ( wobei es sich heute eher nicht um Großhagel handeln wird- danach riecht es in diesem Fall nicht). Weitere Begleiterscheinungen können hohe Blitzraten sein, selbst tornadische Ereignisse sind später nicht auszuschließen.
Ich muss abschließend noch betonen, dass das keine Allgemeingültigkeit hat- es kann sein, dass der Wohnort nicht getroffen wird, die Post aber nur 5 km weiter abgeht.. solche Setups sind auch kein Garant für flächendeckende Gewitter. Dennoch: es kann unruhig, aber auch spannend werden, jetzt bleibt nur noch die Entwicklung der Zellen abzuwarten, die noch bevorsteht.
Übrigens.. postfrontal ( der Kaltfront) fließt maritime Kaltluft ein - die subtropische Luftmasse wird ausgeräumt.. pünktlich zu den " Eisheiligen".. in der Nacht zum Sonntag ist dann bereits Bodenfrost möglich. Aber dazu das nächste Mal ein paar Worte.
mfg,
Nisus.
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