Zwei Jahre und 10 Monate....
... war es auf den Tag genau her, daß Ännchen bei uns eingezogen ist.
Wie sich vielleicht manche erinnern, war sie ein ziemlich unberechenbarer, launischer, selbstbewußter Vogel!
Um eins gleich klar zu stellen, äußerst selbstbewußt ist sie immer noch!
Unser Start war ganz klar:
Ännchen tanzte mir auf der Nase herum, machte, was sie wollte und frönte ihrer Leidenschaft, Männer-Jagen!
Im Laufe der Zeit, die nicht ganz problemlos war, änderte sich Ännchen's Verhalten in Bezug auf Männer ganz, ganz langsam.
Zuerst stellte sie ihre wilden Hack-Arien gegen die Gitter ein, wenn ein Mann nur den Raum betrat und ihrer Voli näher als zwei Meter kam.
Nicht nur mein Mann, auch Besucher wurden nach und nach mehr toleriert.
Wilde Hack-Szenen haben wir nur noch ganz, ganz selten, aber die richten sich dann gegen alles und jeden, der sich ihrer Voli nähert, einfach, weil Madame quer drauf ist.
Wir akzeptieren das, lassen sie in Ruhe und kümmern uns später wieder um sie, wenn sie sich beruhigt hat.
Zum Glück ist sie nicht nachtragend und hat ihre Launen schnell wieder vergessen.
Ich habe gelernt, wann sie partout nicht angefasst oder aufgesammelt werden will und schiebe meine geplanten Aktionen dann einfach auf später, oder, wenn sie rein muß, halte ich ihr einen Stock hin, in den sie dreimal beißt und dann aufsteigt. Es schont meine Finger unglaublich.
Gestern abend hat sie zum ersten Mal ihren Käfig geöffnet und ist nach draußen geklettert, während mein Mann und ich im Raum waren.
Sie stapfte äußerst selbstbewußt auf ihren Ästen und dem Volidach rum, allerdings ohne irgendwelche Anzeichen von Aggressivität.
Ich habe die Hoffnung, daß es ein Zeichen von ihr war, daß sie meinen Mann endlich akzeptiert und damit zeigen wollte, daß sie sich auch in seiner Gegenwart bewegen kann, ohne gleich Angriffe fliegen zu müssen.
Ich habe das für Leute geschrieben, die vielleicht in ähnlichen Situationen mit ihren Kampfgeiern stecken.
Solch ein aggressives Tier zu haben, ist nicht immer einfach und auch ich habe mich gelegentlich gefragt, wie das alles irgendwann mal enden soll.
Manche Leute sagen ja mit einem leisen Grinsen, was ist schon ein Jahr im Leben eines Papageis.
Sie haben Recht!
Es hat fast drei Jahre gedauert, bis der Vogel hier den Zeitpunkt bestimmt hat, wann er bereit war, den verhaßten Gegner zu akzeptieren.
Ich hoffe es bleibt so!
Und allen anderen, die vielleicht in ähnlichen Situationen sind, möchte ich hiermit Mut machen, viel Geduld, Liebe und Durchhaltevermögen wünschen.
Erzwingen läßt sich gar nichts bei unseren Lieblingen, aber wenn man ihnen genügend Zeit gibt, kommen sie vielleicht doch zu der Entscheidung, daß es sich durchaus lohnt, Vertrauen zu fassen und sich mit allen Mitbewohnern zu arrangieren!
Liebe Grüsse
Sonja