Papageien in Menschenobhut: Haltung
Laut einer Auflistung in der Zeitschrift "Lebendige Tierwelt" (Heft 3/1995), die vom Bundesverband Praktischer Tierärzte eV herausgegeben wird, werden insgesamt ca. 6,2 Millionen Heimvögel in Deutschland gehalten, darunter rund 900.000 Papageien und Großsittiche sowie 3,9 Millionen Wellensittiche. Heute sind die Zahlen über den deutschen Heimtiermarkt zwar etwas rückläufig, doch zählen gerade Papageien und Sittiche immer noch zu den beliebtesten Heimtieren in Deutschland.
Papageien werden falsch gehalten
Die anzutreffenden Haltungsbedingungen entsprechen leider sehr häufig nicht den Ansprüchen der gepflegten Papageien und Sittiche, so dass vermeidbare Beeinträchtigungen der Vögel entstehen, die bis zu schweren Gesundheitsschäden reichen können. Dazu gehören vor allem Einzelhaltung, zu kleine Käfige sowie mangelhafte Ernährung. Es gilt, die schlechte Haltung zu verbessern oder das Leiden der Tiere zu dulden. Letzteres will aber wohl niemand!
Tierschutzgesetz
Grundsätzlich ist es begrüßenswert, dass das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Januar 1995 durch eine Gutachtergruppe Mindestanforderungen an die Haltung von Papageien definiert, und somit einen ersten Leitfaden für private Tierhalter und Behörden geschaffen hat.
Es ist zu wünschen, dass mehr und mehr Halter sich zumindest an diese Minimalanforderungen halten. Eine artgemäße Haltung kann durch diese Kriterien allerdings noch nicht erreicht werden. Schließlich wurde das Gutachten mit dem Auftrag erstellt, Kriterien zusammenzustellen, dessen Unterschreitung ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz bedeutet. Dabei ist die Papageienhaltung doch gar nicht einmal soooo schwer.....! Es geht nur darum die Privathalter über die richtige Papageienhaltung aufzuklären. Echte Tierliebhaber werden ohnehin alles tun, um ihrem Pflegling das Optimum zu bieten!
Schlechte Aussichten
Bei einer Befragung von 528 Haltern von Großpapageien (Amazonen, Graupapageien und Kakadus) mussten die Mitarbeiter des Instituts für Papageienforschung e.V. feststellen, dass das Gutachten zumindest bislang (199
noch nicht die gewünschte Wirkung erzielen konnte. Als Ergebnis bleibt festzuhalten, dass von 528 Befragten noch 92,6 % an der Einzelhaltung von Papageien festhalten, die nach dem heutigen Erkenntnisstand maßgeblich an der Entstehung schwerer Verhaltensstörungen hin zur Selbstverstümmlung von Papageien verantwortlich ist.
Erschreckend ist auch der hohe Anteil (20, 5 %) an Vögeln, die einer künstlichen Aufzucht (
Handaufzucht) entstammen. In Abhängigkeit von der Aufzuchtmethode konnten für verschiedene Papageienarten bereits weitreichende Beeinträchtigungen des Verhaltens, insbesondere des Sozialverhaltens aufgezeigt werden.
Als positiver Aspekt fällt auf, dass immerhin 58,5 % ihre Tiere hinreichend ernähren, d.h. neben einem Körnerfuttergemisch regelmäßig auch Obst, Gemüse und anderweitige Futterzusätze anbieten. 46,2 % der Befragten halten ihre Vögel in einem Käfig, dessen Grundfläche kleiner als 0,5 m² ist, was als unzureichend angesehen werden muss. Nur 37,5 % der Halter gewähren ihren Papageien regelmäßige Freiflüge im Zimmer.
Mangelnde Informationen
Leider findet man auch heute noch einige Veröffentlichungen in den deutschsprachigen Papageienzeitschriften und auf dem Büchermarkt vor, die vorwiegend kommerzielle Tiervermarktungszwecke verfolgen und gezielt die gesamte Tier- und Artenschutzproblematik allenfalls auch noch dazu ausnutzen, anstatt sinnvolle Aufklärungsarbeit zu leisten.
Fotos immer seltener Arten lassen befürchten ist, dass der "Sammeltrieb" anderer Papageienhalter angestachelt wird und die Nachfrage nach diesen Tieren steigt. Immer wieder tauchen Aufnahmen von Tieren auf, die deutliche Spuren der Gefangenschaft zeigen, aber dennoch den ahnungslosen Lesern als wertvolles "Naturdokument" aus der freien Wildbahn präsentiert werden.
Es handelt sich dann nicht selten um angebundene Vögel, die mit Hilfe von Tierfängern in den Heimatländern der Papageien unter natürlich anmutenden Bedingungen fotografiert wurden.
Teilweise nimmt die "Aufklärung" durch einschlägige Zeitschriften auch bizarre Formen an, wie ein Zitat aus einer der in Papageienhalterkreisen am häufigsten gelesenen Zeitschriften belegen mag: "Wenn Sie dieses Jahr wieder einmal nicht wissen, was Sie ihrem Sittich oder Papagei zu Weihnachten schenken sollen, versuchen Sie es doch einmal mit etwas ganz Persönlichem: Backen Sie ihm seine künftigen Weihnachtsplätzchen. Sie werden sehen, er wird begeistert sein...".
Angesichts solcher Verniedlichung von Wildtieren muss man sich nicht darüber wundern, dass Papageien und Sittiche noch immer unter einer starken Vermenschlichung durch ihre Besitzer leiden müssen und falsch gehalten werden.
Die 10 Grundregeln der Papageienhaltung
Ernähren Sie Ihre Papageien abwechslungsreich: Nur so bleiben sie gesund.
Geben Sie Ihren Papageien ein ausgewogenes und vielseitiges Futter. Viele Fertigfutter sind zu fetthaltig und mineralienarm, müssen also mit Obst, Gemüse etc. angereichert werden. Geben Sie regelmäßig ein Vitamin- und Mineralstoffpräparat aus dem Fachhandel oder vom Tierarzt über das angebotene Obst.
Achten Sie auf die Qualität und das Herstellungsdatum des Futters! Das Futter muss frisch sein.
Verschaffen Sie Ihren Papageien genügend Freiraum! Nur große Flugvolieren oder tägliche Zimmerfreiflüge werden den Bedürfnissen der Vögel gerecht.Bieten Sie Ihren Papageien Möglichkeiten zur Beschäftigung: Geben Sie ihnen z.B. Kiefernzapfen und frische Zweige zum Benagen.
Papageien sind gesellige Tiere! Halten Sie nie einen Papagei einzeln, sonst verkümmert er! Aber kaufen Sie nie Tiere aus dem Wildvogelhandel, denn für einen lebenden Vogel sterben beim Import mehrere Artgenossen!
Versorgen Sie Ihre Papageien täglich mit frischem Wasser zum Trinken! Geben Sie regelmäßig ein ungezuckertes Fruchtsaftgetränk (z.B. Möhrensaft).
Papageien baden gern. Geben Sie ihnen die Möglichkeit dazu oder duschen Sie sie mit einer Blumenspritze ab!
Lassen Sie Ihre Papageien Tier sein! Beobachten Sie ihr natürliches Verhalten und zwingen Sie den Tieren kein Sprachtraining oder Kunststücke auf. Fördern Sie aber, wo es geht, den Spieltrieb Ihrer Lieblinge.
Informieren Sie sich über die wirklichen Bedürfnisse der Papageien. Reden Sie mit uns.
Je vollständiger Sie diese Regeln befolgen, desto eher bleiben Ihre Papageien gesund!
Halten Sie Papageien als Paar!
Papageien leben in der Natur in Gruppen oder Schwärmen. Daher wird die Einzelhaltung von Papageien ihren Bedürfnissen grundsätzlich nicht gerecht. Sie führt oft zu Verhaltensstörungen wie Federrupfen und Dauerschreien. Der Mensch kann den Artgenossen nicht ersetzen. Halten Sie Papageien immer paarweise oder in Gruppen.
Das Institut für Papageienforschung e.V. bietet hierzu einen hervorragenden Verpaarungsservice an.
Man bringt nach telefonischer Absprache (Di. und Do. von 11.00 bis 13.00 Uhr unter 02064-98779) sein Tier zum IPF und dort wird es dann mit arteigenen Tieren in großen Flugvolieren vergesellschaftet.
Natürlich nur dann, wenn artgleiche Tiere zur Verfügung stehen und die
Volierenanlage nicht überlastet ist. Somit können sich die Tiere ihre Partner auf natürlichem Weg suchen. Dann kann man den Partner gegen eine geringe Schutzgebühr mit nach Hause nehmen. Die Tiere können dann zusammenleben. Verkaufen oder weitergeben darf man die Tiere aber nicht, denn man wird bei der Übernahme nicht der Eigentümer. Der bleibt der eingetragene Verein. Man wird lediglich der Halter und das ist auch gut so. Sofern man den Tieren eine gute Haltung zukommen läßt , wird man vom IPF auch nicht gestört. Theoretisch kann es aber Kontrollbesuche von Mitarbeitern des IPF geben. Alles in allem eine gute Lösung.
Beachten Sie die gesetzlich geforderten
Volierengrößen für Papageien und Sittiche
Das Tierschutzgesetz empfiehlt seit 1995 folgende Mindestgrößen:
Größe der
Papageien und Sittiche
Maße der Unterbringung
(Länge x Breite x Höhe)
Grundfläche
des Schutzhauses
bis 25 cm
1 x 0,5 x 0,5 m
0,5 m2
über 25 bis 40 cm
2 x 1 x 1 m
1 m2
über 40 cm
3 x 1 x 2 m
1 m2
über 60 cm
4 x 2 x 2 m
2 m2
Sie tun aber gut daran, Ihren Papageien mehr Platz zu gönnen!
Kennen Sie die Mindestanforderungen an die Haltung von Papageien?
Bild: Beispiel für eine geeignete
Volierenkonstruktion.
So ernähren Sie Ihre Papageien richtig
Bieten Sie täglich ein vielseitiges Körnerfutter zusammen mit Obst und Gemüse an. Fertigfutter ist oft zu fett und daher ungeeignet. Füttern Sie täglich und bieten Sie täglich frisches Wasser zum Trinken an.
Verschaffen Sie Ihren Papageien Beschäftigungsmöglichkeiten
Der starke Erkundungs- und Spieltrieb der Papageien muss bei der Haltung ebenfalls beachtet werden. Es gibt z. B. folgende Möglichkeiten:
Statten Sie die
Voliere mit zahlreichen verzweigten Naturästen aus,
Bieten Sie mehrmals wöchentlich frische Zweige zum Benagen an,
Schaffen Sie Beschäftigungsmöglichkeiten, z. B. Pappschachteln und andere Gegenstände zum Auseinanderbauen. Hängen Sie Ketten und Seile auf,
Füttern Sie so, dass die Tiere sich mit dem Futter beschäftigen müssen.
Geben Sie ihnen z. B. ganze Maiskolben, Nüsse (keine Erdnüsse!) und Bananen in der Schale, Kiefernzapfen.
Institut für Papageienforschung e.V.,
Zum nachlesen:
http://www.papageien-und-sittiche.de/service4.html