Guten Morgen an Alle,
zuerst möchte ich mich für die lieben Worte von Euch bedanken. Ich habe gestern Abend 1/3 des Beitrags über Lottchen gefertigt und gespeichert, er ist jedoch verschwunden, ich finde ihn nicht wieder (zu dumm dafür), somit das Ganze noch einmal.
Nach dem Tod meines Mannes habe ich mich entschlossen, mir einen GRAUEN Partner zuzulegen. Ich suchte im Internet und nur ein Züchter, nahe der Holländischen Grenze meldete sich, daß noch ein Juges abzugeben sei. Ich kontaktierte ihn und wir vereinbarten einen Besichtigungstemin. Lotte saß in einem kleinen Käfig mit einem Edelpapagei zusammen, war noch nicht voll befedert und wurde mit der Spritze mit Aufzuchtsbrei gefüttert. Es wurde vereinbart, daß der Züchter mir das Tier gegen ein Entgelt nach Hause bringt, wenn sie futterfest ist. Wir blieben in telefonischem Kontakt und mir wurde mitgeteilt, daß er noch nie so einen Jungvogel gehabt hat, Lotte wollte einfach nicht Körner fressen.
Da ich noch nie einen Grauen gehabt habe, besuchte ich einen Graupapageien Workshop im Papageienpark Bochum. Die Referenten waren die Diplombiologen und Papageienexperten Niemann, Dr. Manderscheid aus Luxemburg und Dr. Janeczek aus München so wie Frau Mundt, Leiterin des Papageienparks. Hier habe ich über die Tiere so viel erfahren, wie aus diversen Büchern zusammen nicht.
Am 29.06.08 (geschlüpft ist sie am 14.02.0
war es endlich so weit, Lottchen kam zu mir nach Hause. Ich setzte sie in die vorbereitete
Voliere, sie war nicht ängstlich, und wir ließen sie in Ruhe. Ich konnte jedoch meine Augen nicht von ihr lassen und bemerkte, daß sie sehr stark ihren Kopf zur linken Seite hin schüttelte. Auf meine Frage meinte der Züchter nur, daß dieses Verhalten normal sei. Als ich sagte, daß ich mit ihr gleich einen Arzt aufsuchen werde, wurde er böse und meinte, daß man so etwas erst macht, wenn das Tier mindestens ein Jahr alt ist, um ihr Streß zu ersparen.
Ich bekam jedoch gleich am 11.07.08 einen Termin in der Tierklinik Lademannbogen, bei dem Papageienexperten Dr. Kostka (wurde mir beim Workshop empfohlen) einen Termin. Es wurden Röntgenaufnahmen, Abstriche und Blutentnahme gemacht. Da sie nur 406 Gramm wog und nichts Festes fressen wollte, bekam ich Dr. Harrisons Aufzuchtsfutter mit, das ich ihr ebenfalls mit einer Spritze gab.
Breits nach 4 Tagen rief Hr. Dr. Kostka bei mir an und teilte mit, daß er telefonisch von der LMU Klinik für Vögel in München benachrichtigt wurde, daß bei der Lotte Aviäre Paramyxo-Virus-Antikörper (APMV-AK) nachgewiesen wurden. Das heißt, daß sie sich bereits vor Monaten infiziert haben muß, ich sollte unbedingt den Züchter darüber informieren (hierzu werde ich bei Gelegenheit mehr berichten, wenn gewollt), was ich umgehend erledigte.
Da die jungen Grauen erst nach einem Jahr anfangen, ihr Immunsystem selbst zu stärken, mußte nun alles dafür getan werden. Sie bekam jeden 2. Tag eine Injektion Zylexis, Beutel mit PT-12 Laktobazillen und Omijo. Am 02.09.08 wurde erneut Blut abgenommen. Der erste Befund bestätigte sich, jedoch zeigte das Blutbild Besoderheiten, die zur Sorge Anlaß gaben. Lotte fing an, sich des öfteren zu übergeben, obwohl sie nichts gefressen hatte. Auch wurden die Zuckungen stärker. Da man zu diesem Zeitpukt immer noch der Meinung war, daß das Paramyxo-Virus die sogenannte Drüsenmagenerweiterung verursacht, verbunden mit Veränderung der Nerven, geht man davon aus, daß dies die Ursache ist. Man hat mir geraten, Lotte keinerlei Körnerfutter und feste Früchte oder Gemüse zu verabreichen. Auch dürfe sie nicht mit anderen Vögeln in Kontakt kommen, da eine Infizierung über den Kot erfolgen kann.
Am Abend des 28.09.08 saß Lotte auf ihrem Freisitz und fing an zu würgen, ohne daß etwas aus dem Schnabel oder der Nase austrat. Dies dauerte ungefähr 40 Minuten, verbunden mit krampfarigem Flügelzucken. Anschließend saß sie mit hängenden Flügelchen, verdrehtem Köpfchen und halbgeschlossenen Äuglein zusammengesunken auf ihrem Stock. Sie hatte Mühe, sich festzuhalten. Ich setzte sie in ein Badelaken und habe sie mit Schwarzlicht bestrahlt (Wärmelampe, vom Tierarzt gekauft). Ich wachte die ganze Nacht bei ihr, was sie sehr genoß. Am nächsten Morgen rief ich in der Klinik an und erfuhr, daß Hr. Dr. Kostka aus gesundheitlichen Gründen seine Tätigkeit plötzlich aufgeben mußte. In meiner Not, da Lotte nur aufgeplustet dasaß und keinerlei zu sich nehmen wollte, habe ich eine Mail an Herrn Dr. Jaeczek, München, geschickt und ihn um Rat gebeten. Ich erhielt umgehend eine Nachricht mit dem Hinweis, daß ich meinen Vogel viel zu früh gekauft habe da man Graupapageien möglichst erst mit ca.10 Monaten vom Züchter erwerben sollte und er meinte, daß ich aufgrund des PMV Antikörpertests sowie des Nachweises der APMV Viren das Tier dem Züchter hätte zurückgeben können. Da ich mich jedoch entschlossen habe, dem Tier ein schönes Zuhause zu geben, würde er mir helfen, Lotte trotz ihrer PMV Infektion möglichst lange am Leben zu erhalten. Hierfür mußte er das Tier sich ansehen und wir vereinbarten einen Termin in der Nähe von Hamburg, am Sonntag, dem 16.11.08, bei einer Züchterin, deren Bestand er seit Jahren betreut.
Lotte bekam eine Narkose, viel Blut abgenommen und wurde gründlich untersucht. Ihr Gewicht hatte sich zwischenzeitlich auf 38
6 Gramm reduziert. Nach der Untersuchung bekam sie zwei Spritzen, zum Aufbau und zur Blutbildung. Nun hieß es erneut Ergebnisse abwarten, die leider nicht gut ausfielen.
Nach wie vor waren die Paramyxo Viren aktiv. Die serologischen Untersuchungen waren positiv und werden als mögliche Ursache der neuropathischen Drüsenmagenerweiterung diskutiert. Bei der bakteriologischen Untersuchung wurde ein mäßiges Wachstum von potenziell krankmachenden Bakterien in Reinkultur festgestellt. Wurmeier oder krankmachende Hefe- oder Schimmelpilze wurden nicht nachgewiesen.
Nach wie vor ist ihr Blutbild schlecht. Der Wert von Alpha-Amylase ist erhöht und ein Indiz für eine mögliche Schädigung im Bereich des Drüsenmagens bzw. der Bauchspeicheldrüse. Der Wert von Albium ist erniedrigt und weist auf eine mögliche Leberfunktionsstörung hin.
Moderate Leukozytose (Ehöhung der Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen) mit relativer und absoluter Lymphozytose (Erhöhung der weißen Blutkörperchen vom Typ Lymphozyten), absoluter Heterophilie (Erhöhung der weißen Blutkörperchen vom Typ Heterophile) und Monozytose (Erhöhung der Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen vom Typ Monozyten), hochgradige toxische Linksverschiebung der heterophilen Granulozythen. Das Blutbild spricht für eine massive Reaktion des angeborenen und erworbenen Immunsystems. Es liegen Anzeichen einer inadäquaten Immunreaktion im Sinne einer septikämisch-toxämischen Situation oder einer Knochenmakerschöpfung vor. Die Prognose aus hämatologischer Sicht ist derzeit als ungünstig zu stellen. Es mußte eine antibiotische Behandlung durchgeführt werden, da die unreifen heterophilen Granulozyten (weiße Blutkörperchen) nicht über das vollständige Abwehrspektrum reifer Zellen verfügen. Folge: 7 Tage Antibiotika, dann Laktobazillen, 30 Tage Antibiophillus und zur Stärkung der Leber Silicur.
Zur Nachkontrolle wurde der 17.01.09 vereinbart, im Papageienpark Bochum.
Die Nachuntersuchung erfolgte wie vor genannt. Das Ergebnis noch niederschmetternder. Lotte hat zu viele weiße Blutkörperchen im Blut. Bei einigen von ihnen besteht eine hochgradige Veränderung in ihrem Erscheinungsbild und ihrer Funktionalität. Im Vergleich zur Erstuntersuchung im November ist numerisch keine Besserung zu sehen, morphologisch ist die Linksverschiebung der Heterophilen weiter fortgeschritten. Dies ist prognostisch ungünstig zu bewerten. Es hatte weitere Medikamente zur Folge.
Wie Herr Dr. Janeczek mir berichtete, hatte er ein Gespräch mit der Ärztin des Labors. Beide konnten aufgrund der Werte nicht begreifen, daß dieser Vogel noch lebt.
Aufgrund verschiedener Hinweise habe ich mich noch überreden lassen, eine weitere Meinung eines Sezialisten einzuholen. So bin ich bei Herrn Dr. Britsch, aus der Praxis Dr. Bürkle und Dr. Britsch, aus Karlsruhe, gelandet.
Es folgte die gleiche Prozedur wie vor. Auf dem Heimweg bekam Lotte einen Schwächeanfall. Sie fiel von ihrer Stange, verdrehte die Äuglein und blieb auf dem Rücken regungslos liegen. Ich dachte, daß sich jetzt die Vorhersagen bewahrheiten. Ich setzte sie auf die Füßchen und streichelte sie, was sie sehr genoß. Zuhause angekommen, fing sie an, sich etwas zu erholen. Bei Kamillentee und Humana Heilnahrung und viel liebevoller Zuneigung ging es bald bergauf. Die Meldung, die ich jedoch von Herrn Dr. Britsch erhalten habe, übertrifft alles. Die Basophilen Granulozythen im Blut sind dermaßen erhöht, daß noch niemand in der Fachwelt so etwas gesehen hat. Auch hier wurde gesagt, daß ein Wunder das Tier noch am Leben hält.
Zwischenzeitlich wird das Gesamtbild von Lottchen schlechter. Die zentralen Störungen, zunehmende Schwächeanfälle und sich viel übergeben sind kein gutes Zeichen. Ein Untersuchungsergebnis auf Bornaviren, das jetzt möglich ist, steht noch aus. Am 27.03.09 war Herr Dr. Britsch bei uns im Hause, das neueste Ergebnis steht noch aus.
Ich hoffe jedoch, daß bei der Einnahme so vieler Medikamente, auch mal etwas Positives herauskommt. Man soll die Hoffnung nie aufgeben.
Zum Schluß noch etwas Gutes. Wenn sie gut drauf ist, dann erzählt sie unglaublich viel, sie pfeift komplett die erste Strophe des Liedes des Gefangenenchors von Nabuco. Außerdem fliegt sie wie ein Weltmeister durch insgesamt 107 qm.
Ich liebe sie und wir sind zusammen ein glückliches Paar.
Hoffentlich habe ich nun nicht zu viel gelabert, wenn ja, dann verzeiht es mir bitte.
Viele liebe Grüße
von LOTTE und Mama