Vogelimporte
Hallo Lorienne,
Vogelimporte sind bei den meisten Arten meiner Meinung nach vollkommen überflüssig. Da geht es vor allem darum die aufwändige Nachzucht zu vermeiden und einen schnellen Euro zu machen. Die überwiegende Mehrzahl der Vögel läßt sich aber durchaus auch in Europa nachzüchten, wenn man ihnen die entsprechenden Bedingungen bietet. Es gibt natürlich auch Vogelarten, die man bisher nicht so richtig erfolgreich nachziehen kann, weil man zu wenig über deren Brutbiologie weiß. Witwenvögel sind so ein Beispiel. Da gab es neulich mal eine interessante Untersuchung über die Artdiversifikation bei Prachtwitwen und Atlaswitwen bei denen der im Nest erlernte Gesang ihrer Brutwirte als Arterkennungsmerkmal auch der Witwen gilt. Da muß also nicht nur der Wirt zur jeweiligen Witwe passen, sondern die Witwen müssen auch noch bei der gleichen Wirts(unter)art aufgezogen worden sein, sonst erkennen die sich gegenseitig nichtmal als zur gleichen Art zugehörig an. Das wußte man alles lange Zeit nicht und hatte dementsprechend auch keine Chance bei der Nachzucht.
Ich stelle zu den Vogelimporten einfach mal einige Zahlen in den Raum: Es gibt eine recht aktuelle Studie von "Pro Wildlife". Danach werden in die EU jedes Jahr etwa 1,75 Millionen Wildfänge importiert. Etwa die gleiche Anzahl kommen entweder beim Fang oder beim Transport ums Leben. Beim Einfangen werden ja immer noch häufig Netze benutzt, in denen sich viele Vögel strangulieren. Unangenehmerweise ist die EU sogar auch der weltweite Spitzenabnehmer für Vögel, die dem Washingtoner Artenschutzabkommen unterliegen. Zwischen 1994 und 2003 kamen so rund 10 Millionen geschützte Vögel nach Europa, die in deren Heimatländern eingefangen wurden.
Es gibt aber auch in Europa einige leuchtende Beispiele: Dänemark und Schweden haben den Handel mit Wildfängen inzwischen komplett verboten. Auch die USA haben den Handel mit Wildfängen recht stark limitiert.
Was Australien angeht hast Du vollkommen recht. Die standen einmal vor der Situation, dass die Bestände gefährlich stark abnahmen, weil skrupellose Jäger im großen Stil Wellensichtige, Zebrafinken und andere klassische Australier wegfingen, so dass die Regierung dort die Notbremse gezogen hat. Hätten sie das nicht getan, gäbe es unter Umständen keine wildlebenden Wellensittiche mehr. In Afrika dagegen sieht das aber sehr düster aus, weil man hier armutsbedingt nicht mal die Wilderei bei den Großtieren wirklich in den Griff bekommt. Solange wir gut zahlen, werden dort die Tiere auch gefangen werden und zwar ohne Rücksicht auf die Bestandsgrößen.
Grüße
Worbast