Vergesellschaftung 2.Teil
Ich hatte länger nichts geschrieben, weil es nichts Neues gab.
Diverse Anfragen, bei Leuten, die einen Timneh-Hahn abgeben wollten, waren unbefriedigend - keiner wollte sich auf eine Probezeit einlassen, sondern den Vogel so schnell wie möglich auf nimmer Wiedersehn loswerden.
Plan B war, Jocki in gute Hände zu einem Hahn zu vermitteln.
Ich habe feststellen müssen, daß einige Züchter sehr interessiert sind an einer Wildfanghenne - zwecks Blutauffrischung.
Grundsätzlich habe ich ja nichts gegen das Züchten.... aber keiner der Züchter hätte Jocki eine Wahl gelassen.... sie wäre zwangsverpaart worden und wenn sie keinen "Ertrag" gebracht hätte - ja, was wäre dann wohl aus ihr geworden ?!?!
Also auch ein Schuß in den Ofen.
Ich nahm Kontakt zu Angie Allgäu auf. Sie hat 3 passende Timnehhähne bei sich in der
Voliere.
Ich habe dann noch auf wärmeres Wetter gewartet, damit Jocki sich nicht gleich erkältet.
14 Tage lang kam sie in den Gartenkäfig, sobald die 15° Marke erreicht war.
Der verwöhnte Stubenvogel sollte ja nicht ganz unvorbereitet in die ungewohnte Freilandsituation kommen. Sie fand es super spannend im Garten.
Die "Zwei streitende Amseln" konnte Jocki aber nicht weiter üben, da die Amseln gerade brüten und nicht streiten, hi,hi...
Am Samstag war es dann soweit :
Jocki kam zur Vergesellschaftung zu Angie ins Allgäu.
Meine Mutter, Jocki und ich wurden herzlich aufgenommen. Jocki fand schon das erste Huhn, das sie sah, sehr interessant.
Dann stellten wir Jocki auf die Bank vis a vis der großen
Voliere, die Jockis Heimat für die nächsten Wochen werden sollte.
Eine bunt gemischte Schar von Papageien tummelte sich erstaunlich friedlich auf den Ästen, Seilen, Schaukeln - alle genossen den herrlich warmen Tag.
Angie wollte individuell nach Verhalten des Vogels entscheiden, wann Jocki zu den anderen durfte.
Jocki´s Körpersprache war eindeutig : "Ich will da rein, ich will dabei sein !!!"
Meiner Mutter wurde ganz flau im Magen, als Angie die Käfigtür öffnete.
Jocki kam sofort raus und kletterte auf den Klappersack. Ich wollte Jocki eigentlich noch ein bißchen in der
Voliere herumtragen und ihr alles zeigen - aber es dauerte ca. 30 Sekunden, da war Jocki auf dem großen Seil gelandet und ging auf Erkundungstour. Wir Menschen waren abgemeldet.
Aber was erregte ihr Interesse ?
Die Timnehhähne ? Die Kongos ? Die Kakadus ?
Nein - es war das Kaninchen, das am Boden herumhoppelte !!!
Jocki wollte ihm zu gern die Ohren noch länger ziehen! Bei der Verfolgung des Hoppsers lernte Jocki automatisch die
Voliere kennen.
Angie und ich flachsten, dass es wohl zu einer Fehlverpaarung kommen würde...
Meine Mutter und ich schauten uns noch den Rest des Anwesens an. Jeder Vogel hat eine Geschichte - und die ist meist nicht erbaulich. Aber das ist ein anderes Thema.
Als meine Mutter wieder zu Jocki ging, wurde sie von einer Amazone quer durch die
Voliere gejagt und landete unsanft auf dem Boden. Jocki hat es einfach noch nicht gelernt, sich gegen andere Vögel durchzusetzen.
Tja - und dann war ihre Körpersprache eine andere ! Sie kam auf eine Stange am Gitter und gab zu verstehen : "Das war ein spannender Nachmittag, aber jetzt würde ich gern wieder nach Hause fahren !"
Meiner Mutter und mir gab es einen Stich ins Herz - unser geliebter Vogel sollte in dieser rauen Umgebung bleiben...
Ich kraulte Jocki zum Trost noch einmal das Köpfchen. Dann sagten wir "Tschüss, Jocki". Nun wußte sie, was die Stunde geschlagen hatte.
Mit ihrem traurigen Blick vor Augen machten wir uns auf die Heimfahrt.
Hatten wir das Richtige für Jocki getan ???
Heute Abend dann das erste Telefonat mit Angie.
Jocki war allein aus der Innenvoliere nach draußen gegangen. Den Vormittag hatte sie ruhig an einem Platz gesessen und sich alles angeschaut.
Angie hatte sie aus der Hand gefüttert, damit sie am Anfang keinen Hunger leiden muß.
Am Nachmittag ist sie dann "aufgetaut" - herum geflogen und geklettert, Obst gefressen und Angie was vom Brötchen geklaut.
Mit dem Timnehhahn Pauli hat sie sich ein Rededuell quer durch die
Voliere geliefert. Angie hat sich köstlich darüber amüsiert.
Ein gutes Zeichen !!! Jocki würde keinen Pieps von sich geben, wenn sie unglücklich wäre.
Diese Nacht können Mutti und ich etwas beruhigter schlafen.
Wenn Angie die Zeit findet, wird sie Bilder der weiteren Entwicklung hier einstellen.
Und ich werde euch natürlich auch auf dem Laufenden halten.
Drückt dem tapferen Jockimädchen mal kräftig die Daumen, daß sie so schnell wie möglich ihren "Traummann" findet.....