Hallo Ihr Lieben,
Handaufzucht kontra Naturbrut wird wohl immer zu heftigen Diskusionen führen, wie man hier ja auch sehen kann.
Meiner Meinung nach wird oft vergessen, dass man den
Handaufzuchten die Nähe und Zärtlichkeit der Elternvögel nimmt.
Versetzen wir uns doch mal in die Lage eines Kücken.
Naturbrut:
Das Kücken sitzt mit seinen Geschwistern im Nest, wird mit der körperlichen Wärme der Eltern gewärmt, welche ihm in der vertraute Stimme entgegenen, die es von klein an kennt. Die Vogeleltern füttern und umhegen das Kücken und dessen Geschwister und sind ständig für die Jungvögel da. Irgenwann wird das Kücken größer, wird neugierig und schaut aus den Nistkasten, wo Mama und Papa immer hinfliegen. Irgendwann fasst es seinen Mut zusammen und folgt den Eltern, die auch in der neuen "großen" Welt noch eine Weile für es da sind, bis es richtig selbstständig ist.
Es beobachtet wie Mama und Papa sich kraulen, füttern, fliegen und sich putzen, was sie fressen usw.Es kann mit seinen Geschwister die neue Welt erkunden.Es hat genügend Zeit sich die natürlichen Verhaltensweisen der Eltern abzuschauen und zu erlernen.
Auch die Elternvögel können ihre Kücken bis zur Selbstständigkeit begleiten und stolz zusehen, wie aus ihren Babys selbstständige "Halbstarke" werden.
Handaufzucht:
Das Kücken sitzt im günstigen Fall einige Wochen mit seinen Geschwistern zusammen ebenfalls im Nest und wird von den Eltern umsorgt.
Dann wird es plötzlich samt Geschwister aus dem Nest genommen und in eine Schüssel oder einen Kasten gesetzt.
Wo ist nur die Papageienmama geblieben, die das Kücken und seine Geschwister von oben gewärmt und beschützt hat. Es ist zwar auch nicht kalt( künstliche Wärme), aber wo sind die Eltern? Keine Papageienmamastimme mehr :( ! Das Kücken hat Hunger und dann nähert sich ein anderes großes Wesen( Mensch) und da das Kücken nicht verhungern will, nimmt es von diesem Wesen Futter aus einem fremden Gegenstand (Spritze, Löffel usw.) an,schließlich bleibt ihm ja nix anderes übrig.
Wenn das Kücken Glück hat, nimmt sich das große Wesen ab und zu Zeit und versucht die körperliche, beschützende Nähe der Eltern durch Streicheleinheiten zu ersetzen.
Wenn es Pech hat, wird es nach dem Füttern wieder bis zur nächsten Mahlzeit beiseite gestellt. Hoffendlich ist dann wenigstens noch ein Geschwisterchen da, mit dem man kuscheln kann.
Es wächst ebenfalls heran, aber es sind keine Eltern mehr da, die die jungen Vögeln in die große Welt begleiten und zeigen wie man sich richtig putzt, was man fressen darf und wie sich ein echter Papagei verhält. Nur die Geschwister, die auch alle "grün hinter den Ohren sind" sind da um zu üben.
Die junge Rasselband erkundet die Welt auf eigene Faust, es bleibt ihnen ja auch nix anderes übrig. Mama und Papa sind als Lehrer ja nicht mehr da.
Und was passiert mit den Papageieneltern nachdem ihnen die Vögelbabys gestohlen wurden ? Sie schauen verdutzt in ihr Nest und mussen feststellen, dass ihre ganzen Babys verschwunden sind, die sie bis jetzt so liebevoll umsorgt haben. Wo sind sie nur hin
? Traurig blicken sie ins Leere.
Fazit: Verhaltensweisen können Jungvögel durch das vorzeitigen Rausnehmen aus dem Elternnest nicht in der Vielfalt erlernen, wie es ein Naturbrutvogel kann. Eine Naturbrut kann auch noch nach dem Verlassen des Nestes von seinen Elternvögel lernen. Auch die körperliche Nähe und die Sprache der Eltern wird dem Naturbrutkücken nicht abruppt vorenthalten. Es hat Zeit sich von den Eltern abzunabeln.
Selbst von uns Menschen wissen wir, das Babys, die Zuneigung und Zärtlichkeiten von klein auf bekommen, in ihrer Entwicklung nur davon provitieren.
Auch die Gefühle der Elternvögel, denen die Brut geklaut wird,sollte man nicht vergessen, schließlich haben wir es mit intelligenten Wesen zu tun, die auch trauern können.
Sicher gibt es auch viele
Handaufzuchten, die ihre Besitzer glücklich machen ( hab ja selbst drei
), aber für welchen Preis :( !
Ich würde mir mit dem heutigen Wissen keine
Handaufzucht mehr anschaffen, da ich es nicht in Ordnug find, dass der Mensch in eine intakte kleine Familie so massiv eingreift.
Handaufzuchten sollten im Notfall dazu da sein, einem Kücken das Überleben zu ermöglichen, wenn Probleme bei der Elternaufzucht auftreten, aber wirklich nur im Notfall.
Ich hab auch schon davon gehört, das der eine oder andere Züchter die Kücken täglich kurz in die Hand nehmen und sie dann wieder ins Nest zu den Eltern zurücksetzen. Auch diese Kücken verlieren ihre Scheu dem Menschen gegenüber, müssen aber nicht auf ihre Eltern verzichten, bis sie selbstständig sind. Diese Variante finde ich viel schöner, wenn sie auch nicht bei allen Paaren möglich ist, da auch ein Vertrauen zwischen Züchter und den Elterntieren da sein muss.
Warum will der Mensch sich das Vertrauen eines jungen Vogels nicht mit Geduld und Zuneigung verdienen, anstatt es mit der
Handaufzucht zu erzwingen ?