Fauchen
Hallo alle zusammen,
fast alle Verhaltensmuster sind stark an ihren biologischen Zweck angepasst. Das "Fauchen" der Nymphensittiche gehört zu den sogenannten "agonistischen" Verhaltensweisen (d.h.: es gehört im engeren Sinne zu den angriffs- oder fluchtmotivierten Verhaltensweisen / Signalhandlungen). Es ist im genetischen Repertoire der Art beereits angelegt und findet durch innerartliche Lernprozesse seine letztliche Ausprägung. Das "Fauchen" dient sowohl der innerartlichen als auch der außerartlichen "Auseinandersetzung". Es ist also eine (von vielen möglichen) "Strategien", die sich zu einem Zeitpunkt "X" vor der Jetztzeit -aus welchen Gründen auch immer- als für das Überleben der Art (beziehungsweise für das Verschaffen eines Vorteils -benefits- für die Art) wirksam erwiesen hat. Mit anderen Worten: Die Anpassung "Fauchen" kann also (wegen der Langsamkeit evolutionärer Prozesse) für eine vergangene Umwelt (mit völlig anderer Fauna als heute) optimal gewesen sein und muss den Reproduktionsvorteil erhöht haben. Dieser Zeitversatz in evolutionären Prozessen wird als "time lag" bezeichnet. Gegen die momentan in den Ursprungsgebieten prioritär zu beachtenden Feinde bzw. Konkurrenten (=Greifvögel, verwilderte Hauskatzen, Stare) dürfte das "Fauchen" für sich genommen wenig ausrichten.
Um den Ursprung des "Fauchens" der Nymphensittiche zu ergründen, wäre es erforderlich, festzustellen, ob zu dem zitierten Zeitpunkt "X" in der Vergangenheit ein faunistischer Vertreter (auf Grund seiner Größe, seines Nahrungs- und Beutespektrums, seiner Brutgewohnheiten etc.) als potenzieller Konkurrent der Nymphen in Frage kam, dessen Lautäußerungsrepertoire u.a. das "Fauchen" beinhaltete. So ist zum Beispiel von manchen (auch kleinen) Hörnchen bekannt, dass sie ausgeprägte Fauchgeräusche produzieren.
Neuere wissenschaftliche Arbeiten zur "Nachahmung" (Imitation) kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen hinsichtlich der Entstehung akustischer Imitationen. Während die einen das "Vererbungsmodell" bevorzugen, vertreten andere ein Kombinationsmodell aus "Vererbung" und "Sozialem Lernen". Reader & Laland (vgl. Reader, Simon M & Laland, Kevin N. (1999): Do animals have memes, Journal of Memetics -Evolutionary Models of Information Transmission, 3. Univ. Cambridge) vertreten sogar die These, dass Nachahmung eine von Generation zu Generation neu vollzogene Lern-, Gedächtnis- und Wiederholungshandlung ist.
Um ein Überbleibsel aus der Abstammungsgeschichte (von den Reptilien) handelt es sich auch m.E. nicht. Dafür ist die Vokalisation bei der Stammlinie (den Reptilien) zu rudimentär.
Kleines Späßchen am Rande: Ob die Nymphe wohl weiß, dass die Schlange nichts hört.
Mehr fällt mir zu dieser interessanten Frage auch momentan nicht ein.
Liebe Grüße
Volker