Bemühungen um den Erhalt südamerikanischer Sittiche innerhalb der VZE
von Jörg Asmus
Ende April 2011 trafen sich in Berlin anlässlich der Artenschutztagung der VZE eine Vielzahl interessierter Vogelfreunde, die sich mit dem Erhalt verschiedenster Vogelarten in den Heimatgebieten aber auch der noch vorhandenen Bestände in zoologischen Einrichtungen oder auch in den Privatanlagen hier in Europa beschäftigen. Wiederholt war auch bei dieser Veranstaltung zu vernehmen, dass die Populationszahlen zahlreiche Arten in ihrer Heimat immer weiter sinken und sich auch die Bestände artenreiner und mutationsfreier Individuen in Menschenobhut minimieren. Die Situation in den Heimatgebieten lässt sich von hier aus oft nur durch die Unterstützung von Schutzmaßnahmen, beispielsweise von Projekten der Loro Parque Fundación oder des Fonds für bedrohte Papageien, beeinflussen. Leider können diese Projekte auch nur einen kleinen Bruchteil der noch existierenden Vogelarten Nutzen bringen, denn Schutzmaßnahmen erfordern sehr viel Geld, das mitunter nur durch Spenden zusammengetragen werden und dann auch nur wenigen Vogelarten zugute kommen kann.
Einige Tauschend Menschen haben sich allein in Deutschland der Vogelzucht verschrieben, mit zum Teil sehr verschiedenen Zielsetzungen. Einige Vogelfreunde erfreuen sich an der Haltung einer bunten Gesellschaft; Nachzuchten entstehen darin oft als Zufallsprodukt. Oftmals herrscht eine Art Gleichgültigkeit vor, wenn aus einer bunten Gruppe Agaporniden weitere bunte Vögel oder sogar Mischlinge von zwei Arten entstehen, Letzteres wird dann oft auch als etwas Besonderes dargestellt.
Die wohl meisten Züchter widmen sich durch eine akribischen Auswahl der bei ihnen vorhandenen Exemplare einem ganz anderen Ziel; durch entsprechende Verpaarungen dieser Individuen sollen auf Meisterschaften möglichst gute Bewertungen für deren Nachzuchten erreicht werden, die dann bestenfalls mit Pokalen gekrönt werden, welche wiederum später die Vitrinen der erfolgreicher Züchter füllen. Zahlreiche Standards sorgen für diese Siegerehren, aber auch dafür, dass sich der standardisierte Vogel immer mehr von seinem Verwandten in der freien Natur entfernt.
Dann existiert auch noch eine Reihe von Züchtern, die sich mit einem hohen Wissensstand der Zucht von Mutationen (Farbveränderungen) widmen und mit neuen Mutationen mitunter sehr viel Geld verdienen können. Auch viele Unerfahrene möchten mit ihren Tieren an diesem Geldsegen teilhaben und hoffen auf ihre eigene neue Mutation. Der Vogelmarkt ist überschwemmt von farblich mutierten Vögeln mit dem Resultat, dass optisch wildfarbene Vögel zwar noch vorhanden sind, die aber häufig Gene in sich tragen die Generationen später wieder für Mutationen bei deren Nachkommen sorgen. Hierbei handelt es sich um sogenannte spalterbige Vögel, die diese Erbinformation verdeckt in sich tragen.
Des Weiteren gibt es eine gewisse Anzahl von Züchtern, die sich die „guten alten Zeiten“ zurückwünschen, als Massenimporte noch dafür sorgten, dass auch schwer zu vermehrende Arten ständig in ausreichendem Maße bei den Importeuren zu bekommen waren. Einige dieser Menschen versuchen inzwischen zur Seltenheit gewordene Vogelarten zu pflegen und zu vermehren; einige dieser Züchter können durchaus schon als Sammler bezeichnet werden, immer auf der Suche nach seltenen Arten, die die eigene Kollektion bereichern können.
Ein kleiner Teil der Vielzahl unserer Züchter hier in Europa widmet sich aber auch der Vermehrung von artreinen und auch mutationsfreien Vögeln, ähnlich wie dies bereits seit vielen Jahrzehnten von zoologischen Einrichtungen praktiziert wird. Durch die Arbeit der zoologischen Einrichtungen konnten einige Vogelarten auf diese Weise sogar schon vor dem Aussterben bewahrt werden. Nach dem Vorbild der Zoos werden durch Privatinitiativen inzwischen Zuchtprojekte geführt und Verpaarungen der in einem Zuchtbuch registrierten Individuen durch einen Koordinator empfohlen beziehungsweise veranlasst. In der Vergangenheit kommt es so zum Glück auch immer mehr zu Kooperationen von Zoos und Privatzüchtern bei derartigen Bemühungen.
Unter den deutschen Vogelzuchtverbänden hat sich in den vergangenen Jahren insbesondere die „Vereinigung für Zucht und Erhaltung einheimischer und fremdländischer Vögel e. V.“ (VZE) dieser Verantwortung gestellt und einige solcher Zuchtprojekte ins Leben gerufen. Erfahrungen sind dort in der Zwischenzeit gesammelt worden und auf alle in der VZE geführten Initiativen dieser Ausrichtung übertragen worden. Durch derart entstandene Netzwerke artenschutzbegeisterter Züchter konnten die Bestände einzelner Vogelarten in den vergangenen Jahren vergrößert werden und die verantwortlichen Koordinatoren besitzen jederzeit einen aussagekräftigen Überblick über die Bestandsentwicklung.
Während der diesjährigen Artenschutztagung der VZE 2011 in Berlin trat Rudi Prinz mit der Bitte an mich heran innerhalb der VZE eine Arbeitsgruppe Schmalschnabelsittiche und Dickschnabelsittiche (Brotogeris und Bolborhynchus) und eine weitere Arbeitsgruppe Keilschwanzsittiche (Aratinga) zu gründen. Bereits im Mai 2011 wurde diese Anfrage von Rudi Prinz im Präsidium der VZE beraten. In diesem Kreis wurde nach einem kurzen Gespräch schließlich einstimmig beschlossen, dass der Gründung einer AG Schmalschnabelsittiche und Dickschnabelsittiche sowie einer AG Keilschwanzsittiche innerhalb der VZE nichts entgegensteht und finanzielle Mittel für die Arbeit dieser Interessengemeinschaften in geeigneter Weise zur Verfügung gestellt werden sollen.
Ziel dieses Vorhabens ist es die Vertreter dieser drei Papageiengattungen in den Zuchtanlagen der europäischen Züchter zu erhalten und die Populationszahlen unter Beachtung verwandtschaftsferner Verpaarungen zu vergrößern; hierzu zählen Arten, die bei Papageienfreunden schon seit längerer Zeit zu den absoluten Seltenheiten gezählt werden können. Die Leitung der künftigen AG Keilschwanzsittiche wird Rudi Prinz übernehmen und die Leitung der AG Schmalschnabelsittiche und Dickschnabelsittiche dessen Bruder Hans Prinz. Rudi und Hans Prinz haben ihre Tätigkeit als Sprecher der Arbeitsgruppe Brotogeris und Aratinga innerhalb der AZ gekündigt und setzen ihr Wirken nun auf der VZE-Ebene fort.
Ich möchte alle Halter und Züchter von Angehörigen dieser beiden Papageiengattungen dringend dazu aufrufen sich dieser neuen VZE-Initiative anzuschließen sowie sich mit dem jeweiligen Verantwortlichen in Verbindung zu setzen und ihre Tiere als Bestandteil des Projektes zu melden. Im Gegenzug erhalten Sie neueste Informationen zur Entwicklung der Initiative sowie über die Angehörigen der Gattungen Brotogeris und Bolborhynchus sowie Aratinga. Sie werden in die Vermittlung von Vögeln dieser beiden Gattungen mit einbezogen und haben die Gelegenheit an den regelmäßigen Zusammenkünften der beiden Arbeitsgruppen teilzunehmen. Durch die VZE organisierte Fortbildungsveranstaltungen zum Thema Artenschutz sollen künftig regelmäßig durchgeführt werden; natürlich ist auch die Teilnahme an derartigen Veranstaltungen für Mitglieder dieser Interessengemeinschaften möglich. Reihen Sie sich bitte in den kleinen Teil der Züchter ein, die den Artenschutzgedanken in sich tragen und melden Sie sich mit Ihren Keilschwanzsittichen bei
Rudi Prinz
Im Jagdfeld 11
50374 Erftstadt
Telefon 0171-7843986
E-Mail: **********
und mit Ihren Schmalschnabelsittichen und Dickschnabelsittichen bei
Hans Prinz
Franz-Lehnen-Str. 28
50374 Erftstadt
Telefon 0151-14202389
E-Mail: **********
Durch Ihre Zusammenarbeit mit uns tragen Sie mit dazu bei die Vogelzucht in Europa in einem wichtigen Verantwortungsbereich zu lenken und später vielleicht auch mit zur Rettung der einen oder anderen Vogelart beizutragen.
Verfasser:
Jörg Asmus
Verantwortlicher für die Erhaltungszuchtprojekte der VZE
Barlachweg 2
18273 Güstrow
e-Mail: **********