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Fiedler versus Steiof / eine argumentative Befassung
Fiedler:
"Darüber hinaus kann ich aber in den derzeitigen Ausbruchsmustern durchaus Übereinstimmungen mit dem Vogelzuggeschehen finden. Zwar längst nicht in allen Fällen, aber es ist ja auch nicht zu erwarten, dass das Virus ausschließlich das eine oder das andere Vehikel benutzt."
Hierzu:
Die dokumentierten (partiellen) Übereinstimmungen gemeldeter H5N1-Fälle mit Vogelzug-Routen (Zitat Fiedler: "...die räumliche und sogar zeitliche Koinzidenz (einschließlich der Übereinstimmung beim Virentyp) auf der Etappe von Südwestsibirien bis ins Schwarzmeergebiet lässt sich nicht übersehen.") könnten zu der unter Umständen voreiligen Annahme verleiten, dass für diese "Ausbruchskette" Wildvögel prioritär als Vektor anzusehen sind. Hinterlegen wir jedoch diese Zugroute mit den Verkehrs- und Handelswegen (Stichwort: Transsibirische Eisenbahn), so wäre eine Verbreitung durch Handel mit (und Verbringung von) infiziertem Geflügel, Geflügelprodukten (und evtl. virenbehafteten Futtermitteln) auf dieser Route mit gleicher Wertigkeit in`s Kalkül zu ziehen. "Übereinstimmung beim Virentyp" wäre zudem auch auf Grundlage des vorgenannten Modells erklärbar.
Die von Fiedler verwendete "Quantifizierung" (Zitat Fiedler: " Zwar längst nicht in allen Fällen...") impliziert (vom Gegenstandpunkt her gesehen), dass die "Vogelzug - als - Vektor -Theorie" die notwendige Stringenz vermissen lässt; dies insbesondere in Anbetracht der keinerlei "Zugmuster" folgenden aktuellen H5N1-Fälle.
Fiedler:
"Ich bin aufgrund der derzeitigen Ausbruchsmuster davon überzeugt, dass wir uns alle von der Annahme verabschieden müssen, dass die Ankunft des Virus im Freiland (transportiert durch einen Wildvogel) an einer bestimmten Stelle unausweichlich und zeitnah dort zu bemerkbarem Massensterben bei Wildvögeln führen muß. So lassen sich viele Ausbrüche auf der zeitlichen Achse schlichtweg überhaupt nicht erklären."
Hierzu:
Vorgenannten Ausführungen ist vom Grundsatz her zuzustimmen. Sie stehen jedoch teilweise in Widerspruch zu der von Fiedler zuvor benannten "sogar zeitliche(n) Koinzidenz" der Outbreaks zwischen Westsibirien und dem Schwarzmeergebiet - wobei wieder auf das schlüssigere "Verkehrs-, Transport- und Handelswegesystem" als möglichen Vektor zu verweisen wäre.
"Für die Verbreitung des Virus durch Zugvögel gebe es keine wissenschaftlichen Belege, sagte Hepworth. Hier bedürfe es noch sehr viel Forschungsarbeit. In Indien etwa seien die Zugvögel bereits im September gewesen, viel eher als der Ausbruch der Krankheit. Auch gebe es nur einen geringen Zusammenhang zwischen der vorwiegenden Nord-Süd-Orientierung von Flugrouten und dem Weg von Südost nach Nordwest, über den das Virus von Asien nach Südeuropa gelangt sei."
Quelle:
http://www.welt.de/data/2006/02/22/849857.html
Der Annahme der Verbreitung über "Trittsteine" (also in jeweils kleineren räumlichen Bewegungen) steht entgegen, dass jeder "Trittstein" eigentlich einen mehr oder weniger kleinen Ausbruch zur Folge haben müsste. Ein solches Verbreitungsmuster ist jedoch nicht (respektive: bisher nicht) erkennbar. In Erwägung zu ziehen wäre allerdings, dass die (bisher) fehlenden Bindeglieder (eventuelle kleinere Ausbrüche) unbemerkt blieben. Vorstehende (generell auf der Argumentationslinie von Fiedler - siehe obiges Zitat - liegende) Anmerkungen dürften die "Vogelzug - als - Vektor - Theorie" ebenfalls in ihrem Stellenwert hinsichtlich des Gesamt(Seuchen)Geschehens erheblich relativieren.
Des weiteren darf nicht unbeachtet bleiben, dass unterschiedliche (Wildvogel)Gattungen und (Wildvogel)Arten unterschiedlich auf aviäre Influenzainfektionen "reagieren" - die Zeitspannen von der Erstinfektion bis zur klinischen Symptomatik und letztlich zum Exitus variieren.
Womit eine Befassung mit folgender Anmerkung (Fiedler: "Die meisten Vögel sterben an Ort und Stelle". Diese Annahme ist in zweierlei Hinsicht wohl so nicht mehr haltbar: erstens gibt es inzwischen Arbeiten, die in Asien für Hühner hochpathogenes H5N1 in klinisch gesunden Wildvögeln (Enten, Weidensperling) nachweisen konnten...") geboten ist.
Hierzu:
Zunächst: Sperlingsvögel können nach bisher bekannten Arbeiten nicht ernsthaft als Vektoren für H5N1 in Betracht gezogen werden.
Vgl. v.a.:
Role of passerine birds in the ecology of influenza viruses
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=retrieve&db=pubmed&list_uids=6683860&dopt=Abstract
Roy G, Burton J, Lecomte J, Boudreault A. Rev Can Biol Exp. 1983 Mar;42(1):73-81.
A total of 267 passerine birds distributed among 37 species were netted during spring 1980 and summer 1981 in the Laurentian and Montreal areas. All the cloacal swabs collected at that time wer free of influenza viruses. Three and five days after oral administration of avian or human influenza A virus strains, 108 isolates were obtained from 42 of 134 passerine birds. Positive samples were recovered mainly from the respiratory and the digestive tract and also from liver. Spleen and kidneys. Viral replication is cells from trachea, lungs, gizzard and caecum was detected by indirect immunofluorescence using a monoclonal antibody to influenza A virus nucleoprotein. Viral transmission from inoculated to non inoculated birds placed in the same cages was not observed. On the other hand a similar experimental inoculation of young mallard ducks showed that extensive viral transmission occurred from inoculated to non inoculated ducklings and that infection was found exclusively in the digestive tract. Furthermore viruses were detected in samples of drinking water from all cages containing infected ducks. Passerine birds do not represent an important reservoir of influenza viruses but might contribute to the formation and spreading of recombinants potentially pathogenic for man and animals.
Unabhängig davon wäre von Interesse, welche konkreten Arbeiten zu H5N1-infizierten Passer hispaniolensis ohne klinische Symptomatik verfügbar sind. Ggf. hätte die Frage danach, ob Infektionen (beim Weidensperling) unter Laborbedingungen herbeigeführt wurden, oder ob es sich um Lebendbeprobungen von Naturentnahmen handelt und die Frage danach, ob Passer hispaniolensis generell (oder über eine bestimmbare Zeitspanne) nach Infektion "klinisch unauffällig" bleibt, einen gewissen Stellenwert. Gleiches gilt hinsichtlich des "Studiendesigns" (hier insbesondere die beprobten/beobachteten "Quantitäten").
Gleiches gilt für die (auch vom FLI erwähnten) Arbeiten. Anmerkungen: "Enten" bezeichnet eine sehr umfassende Gruppe unterschiedlicher Arten. Es stellt sich die Frage, von wem die angesprochenen Arbeiten initiiert und durchgeführt wurden und warum eine (wenigstens zusammenfassende) Publikation bisher nicht erfolgt ist.
Die "Wiener Zeitung" berichtet:
http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=4377&Alias=Dossiers&cob=222138
"In der italienischen Laguna di Orbetello, einem der größten europäischen Überwinterungsgebiete für Zugvögel, wurde festgestellt, dass 80 Prozent der Wildvögel Antikörper gegen Stämme der Vogelgrippe entwickelt haben. Dies könnte auch einen gewissen Schutz vor H5N1 bringen."
Primärquelle der Meldung dürfte folgende Arbeit sein:
2.0.CO;2" target=_newhttp://avdi.allenpress.com/avdionline/?request=get-abstract&doi=10.1043/0005-2086(2003)047<0861:COIVIW>2.0.CO;2
vgl. hierzu auch:
http://www.sciencedirect.com/scienc...serid=10&md5=3b35c7284d95ca5b898698bd5cb6901d
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/...tool=iconabstr&query_hl=1&itool=pubmed_docsum
Fiedler:
"... wie kann ein Virus endemisch werden, von dem man gleichzeitig annimmt, dass es durch Wildvögel um halbe Kontinente verbreitet wird ?"
Hierzu: > siehe v.a. obige Anmerkungen zu "Ortobello". Die Frage nach dem "Wie" ist durchaus interessant und berechtigt. Allerdings ist auf Grundlage der aktuellen Beprobungsergebnisse (in Deutschland) und zurückliegender Ergebnisse (v.a. "Ortobello") wohl davon auszugehen, dass aviäre Influenzaviren (generell) und davon H5N1 (speziell) als seit einem Zeitpunkt "X" in Wildvogelbeständen (unabhängig von der jeweiligen - wohl von weiteren Faktoren abhängigen - "Durchseuchungsrate") "endemisch" anzusehen sind.
Abschliessend einige Anmerkungen zum möglichen Vektor "illegaler Handel", "Futtermittel" und "tierische Nebenprodukte":
Die Vogelgrippe hat über einen illegalen Import erstmals auch die Europäische Union erreicht. Zwei mit dem hochansteckenden H5N1-Virus infizierte Wildvögel sind auf dem Flughafen Brüssel als illegale Importe beschlagnahmt worden, teilte der Staatssekretär im Verbraucherministerium, Alexander Müller, gestern mit. Reisende hätten die lebendigen Vögel in einem Koffer aus Asien einführen wollen. Bei der Kontrolle seien sie gestoppt worden.
("die tageszeitung" - TAZ - / 17.08.2005)
http://www.firstfish.de/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=65&idart=196
Fischzüchter in Vietnam wurden darüber in Kenntnis gesetzt, dass die gängige Praxis, Exkremente von Hühnern aus entsprechenden Farmen als Fischfutter zu nutzen, zur unkontrollierten Verbreitung der tödlichen Vogelgrippe führt. Hierzu muss man wissen, dass ca. 20% des Futters, welches Hühner zu sich nehmen, nahezu unverdaut das Huhn wieder verlassen. Zusammen mit dem Restfutter (Mastpellets, Getreidekörner etc.), das mit den Hühnerexkrementen aufgefangen wird, ergibt dies ein billiges und hochverfügbares Fischfutter mit einem Proteingehalt von ca. 30%. Vor allem in der südvietnamesischen Provinz Dong Nai werden täglich ca. 100 Tonnen Hühnermist in den Tri An-See geschüttet. Dieser See speist den Dong Nai-Fluss, welcher durch die größte Stadt Vietnams, Ho Chi Minh-Stadt (ehem. Saigon), fließt. Hier werden etwa 7 Millionen Menschen mit Wasser aus dem Dong Nai-Fluss versorgt.
"Hühnerexkremente in den Tri An-See zu schütten, während sich die Vogelgrippe potentiell zu einer Pandemie entwickeln kann, ist höchst gefährlich. Dieses ist daher unverzüglich einzustellen" sagte Le Hoang Sang vom örtlichen Pasteur-Institut. Hühnerexkremente sind Hauptträger des Virus H5N1, welcher in kühler und feuchter Umgebung ca. 1 Monat überleben kann, in Wasser nur unwesentlich kürzer. Erschreckend ist hierzu auch die Meldung über den Tod eines 9jährigen Jungen, der im Mekong-Delta (Provinz Tra Vinh) geschwommen ist und sich dort durch den bloßen Kontakt mit Wasser mit dem tödlichen Virus infiziert hat, weil dort Hühnerkadaver im Wasser entsorgt wurden. Verschiedene Provinzen und Kommunen haben inzwischen zwar angeordnet, dass diese Art der Fischfütterung zu unterlassen ist. Überprüft werden soll es angeblich auch, allerdings ist es schwierig zu kontrollieren, ob die Exkremente nicht in der Nacht in die Seen geschüttet oder per LKW an andere Orte verbracht werden und dort als Fischfutter enden. Es ist halt in zweierlei Hinsicht billig. Zum einen kann in Mengen anfallender Hühnermist günstig entsorgt und zum anderen Fischfutter auf einfachste und günstigste Weise beschafft werden. Nur leider werden Menschen und Tiere wieder die Leidtragenden kommerzieller Gewinnsucht sein (Quellen: Nachrichtenagentur Reuters und PFK Magazine)
http://www.fishupdate.com/news/full...rt_detects_land_animal_bones_in_fishmeal.html
EU rapid alert detects land animal bones in fishmeal
16 August, 2005 - THE EU rapid alert system for week 31 has detected carbon monoxide treatment of frozen yellowfine tuna loins (Thunnus albacares) from Vietnam via Spain, notified by Italy. Histamine was also found in frozen tuna from Spain, notified by Italy. Malachite green and crystal violet was found in frozen eel from China via Poland, notified by Germany. Fragments of bones of land animals were found in fishmeal from Germany via Denmark. The Czech Republic notified that. Alert notifications are sent when the food or feed presenting the risk is on the market and when immediate action is required. Alerts are triggered by the Member State that detects the problem and has initiated the relevant measures, such as withdrawal/recall. The notification aims at giving all the members of the network the information to verify whether the concerned product is on their market, so that they also can take the necessary measures. Consumers can be reassured that products subject to an alert notification have been withdrawn or are in the process of being withdrawn from the market.