@Stephanie, Du meinst es sicherlich nur gut, aber hast Du schon mal Kakadus gehalten? Du kannst Wellensittiche nicht mit Kakadus gleichsetzen. Bist Du schon mal von einem Kakadu ohne Vorwarnung angegriffen worden? Durftest Du solche Bisswunden schon mal verarzten? Ich habe schon einiges bei Haltern gesehen und gehört und ich kann schon verstehen, wenn dann auch mal zum Kescher gegriffen werden muß. Von daher kann man es nicht ganz verteufeln. Ich gebe Dir Brief und Siegel, ein Kakadu würde sich einen Spaß draus machen und 5 Stunden "Diskussionen" locker aushalten. Ich glaube aber auch, dass man mit Training manche Sachen auch bei betagten Vögeln in den Griff bekommt. Das braucht aber viel Zeit, Konsequenz und Geduld.
Was ich sagen wollte war, dass in diesem Fall aus meiner Sicht die Sicht auf den Vogel als "Mobber" könnte man sagen, der schadenfroh seine Macht ausspielt, einem wie auch immer gearteten Training für eine bessere Beziehung im Weg steht.
Denn wie will ich mich jemandem nähern (auch einem Tier), der mich auf dem Kieker hat, der Spaß daran hat, mich zu demütigen, könnte man sagen.
Diese Absicht dürfte aber, Kakadu oder nicht, SO nicht in dem Tier vorhanden sein, oder jedenfalls sehe ich mehr Chancen für eine Beziehungsverbesserung wenn man ihm diese Absicht einfach mal nicht unterstellt und auch nicht zutraut.
In einem solchen Fall halte ich einen erst mal "emotional distanzierten" Umgang mit dem Vogel für besser, auch gesünder für die Halterin, als die Qual der ständigen Gedanken darüber, wer jetzt mit welcher Absicht seine Macht ausspielt.
Oder anders gesagt:
Wenn mich ein Passant anspuckt, bin ich verletzt, empört, wütend.
Wenn ich weiß, dass er geistig oder psychisch behindert ist oder eine Gesichslähmung hat und das nicht absichtlich, in der Absicht mich zu demütigen gemacht hat, kann ich anders und gelassener reagieren.
Ich kann alle Gedanken daran, warum er das gemacht hat, warum er mich vorführen wollte, ob er mich verletzten oder provozieren wollte oder mir damit etwas sagen oder beweisen, weg lassen und ganz cool reagieren, habe dann nur das Problem, dass ich angespuckt wurde und die Spucke entfernen muss, nicht noch das Problem, dass ich mir überlegen muss, wie ich mein Gesicht wahre, bin also viel weniger gestresst, viel entspannter.
Auf diesen letzten Punkt, weniger gestresst und entspannter, "cooler", gelassener sein zu können, kam es mir an.
Man kann sich als Analogie auch vorstellen, wie man auch einen Ausländer, einen Betrunken, einen Sprachbehinderten und jemanden reagiert, der absichtlich undeutlich mit einem redet.
Nimmt man die Absicht raus, und unterstellt einfach mal keine böse (gehässige, schadenfrohe, dominierende) Absicht, kann man viel gelassener reagieren und hat dadurch mehr Energie und Durchhaltevermögen, um das Problem anzugehen, als mit all den anderen Gedanken und Ängsten im Hinterkopf.