Hallo zusammen,
uff, na denn, versuch ich mal auf manche Sachen einzugehen:
Waschi schrieb:
Ähm, "Standesdenken?" Bei den Frühmenschen z.B. schon?
Das Prinzip "Jagd" ist eigentlich fast so alt wie die Evolution selbst.
Ich meinte natürlich nicht den Frühmenschen. Ich meinte die "Art des Jägers", wie er heute ist.
Der heutige Jäger ist mit Sicherheit nicht mit dem Urmenschen zu vergleichen. Der heutige Jäger gehört in der Regel zu einem elitären "Verein" und es besteht für den heutigen Jäger aus Überlebensgründen absolut keine Notwendigkeit zu jagen.
Pere schrieb:
Vögel, die in unserer heutigen Kulturlandschaft – und die haben wir nun mal – nicht überleben können und deshalb ausselektiert werden!
Diese Vögel werden aber doch nicht von der Natur ausselektiert! Oder bezeichnest Du etwa menschliche Bauten, Autos, Pestiziede... als Natur???
Und diese heutige menschliche Landschaft ist ja nun auch gestaltbar. Die Frage ist, ob das gewollt ist.
Pere schrieb:
Bei der Jagd selbst sieht man oftmals Tiere ganz aus der Nähe, regelmäßig sehe ich Kohlmeisen und Rotkehlchen aus weniger als 1 Meter Entfernung, letztes Jahr hat sich sogar ein Zaunkönig auf mein Knie gesetzt....
Glaubst Du nicht, dass Du all diese schönen Erfahrungen auch ohne das Töten des Wildes machen könntest???
Pere schrieb:
Aber wenn der Aufwand für EINEN Hasen getrieben wird – sei´s drum!
?????????????????????????? Dann sei`s drum um den einen Hasen, der stundenlang in Panik vor seinen unfairen Verfolgern um sein Leben rennt? Der eine Hase, der einer Meute Menschen in Warnkleidung ein wenig Freude in ihrem tristen Alltag bereitet? Der eine Hase, der niemals von diesen Menschen erlegt werden würde, wenn sie keine Waffen hätten und ehrliche Gegner wären?...
Die Warnkleidung ist aus Sicherheitsgründen vorgeschrieben.
Ich weiß das. Ich finde das aber alles sehr grotesk. Wie war das mit dem "Naturgefühl" bei der Jagd, dem "Einssein" mit der Natur...
Ich finde es jedenfalls sehr bedenklich, dass jagderfahrenen Menschen nicht zugetraut wird, ihr Ziel an zu visieren. Woher kommt sonst diese Vorschrift? Es kann ja nur darum gehen, dass der Jägerkollege geschützt wird vor dem Schuss des Jägerkollegens. Da frage ich mich aber, wie das Schießen vonstatten geht. Ich dachte immer, das zu erlegende Wild wird genau erspäht (alleine schon aus der angeblichen Grundidee der Jagd: selektieren), woher kommt dann diese Angst, aus der eine solche Vorschrift entsteht?
Ich bezweifel sehr, dass diese "Kesseljagd", die in unserer Gegend gang und gäbe ist, nicht mindestens genau so viel Stress für ein Tier bedeutet, als die Tiertransporte! Von denen ja nun fast jeder normaldenkende Mensch mittlerweile eingesehen hat, dass das absolute Tierquälerei ist.
DagmarH schrieb:
Diese Menschen verbringen einen großen Teil ihrer Zeit in der Natur und entwickeln ein Naturverständnis, das den meisten Menschen heute längst abhanden gekommen ist. Wer kann denn dagegen etwas einzuwenden haben?
Wie ich oben schon schrieb, kann man seine Zeit auch ohne Tiere zu töten in der Natur verbringen und auch durchaus zu einem intensiven Naturverständnis gelangen. Es kann derjenige etwas dagegen einzuwenden haben, der es nicht verstehen kann, dass Tiere zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse getötet werden. Aber darum geht es mir hier nicht. Ich habe ja ganz zu Anfang schon meine Einstellung zur Jagd kundgetan.
stefan schrieb:
Von Staats wegen kann man nur versuchen, einen halbwegs praktikablen Interessenausgleich zu schaffen. Z.B. Flächen aufkaufen oder pachten, Schutzgebiete ausweisen und 'Betreten Verboten' Schilder aufstellen. Durch Aufklärung und Gespräche mit den Betroffenen (Förster, Landwirte usw.) Besserung erhoffen. Der Bevölkerung die Angst vor 'Wildtieren' nehmen. Viel Geld ausgeben, um den ökonomisch Betroffenen 'Schäden' durch Tiere auszugleichen (wenn die Reiher mal wieder den Fischteich leer fressen).
Na, das wäre doch schon mal ein guter Start!!!
Ob nun Lachse im Rhein schwimmen oder in der Lausitz der Wolf heult - für die Lebensgrundlagen des Menschen ist das sowas von egal...
Das hast Du sehr treffend beschrieben! Es ist für die Lebensgrundlage des Menschen egal, aber es geht nicht nur um den Menschen!
Almut schrieb:
So haben sich das die Grünen in der Anfangszeit vorgestellt, möglichst viele zurück auf den Bauernhof. Meine Oma sagte damals schon, sollen sie nur zwei Wochen vormachen, Wäsche auf dem Herd kochen, etc., dann wählt sie grün.
Also, ich habe nicht gesagt "zurück zur Natur", wie ihr das unter der Idee der Grünen versteht. Ich habe auch nicht vor, meine Wäsche im Bach zu waschen o.ä.. Aber wie wäre es denn z.B. mit der Überlegung, erst mal die städtischen Kapazitäten auszunutzen, bevor man das Land bebaut oder beispielsweise einem Großmarkt anstatt 5000 m² nur 1000 m² zugesteht. Wie wäre es z.B. damit, sich einzugestehen, dass Braunkohle heut zu Tage kein ernst zu nehmender Energieträger mehr ist (hierfür werden aber riesige Arreale abgebaggert und der Natur weg genommen. Und vor allem nicht wirklich re naturiert. Hier bei uns werden daraus zum Großteil Seen.)
Mir würden noch viele Beispiele einfallen, wie man der Natur Natur zurückgeben kann, bzw. wie man sie erhalten kann. Und das hat nichts mit Utopie zu tun, sondern mit Größenwahsinn des Menschen und seinem Konsumwahn, der gestoppt werden muß, aus meiner Sicht. Dann gäbe es mehr Raum für Tiere.
Man könnte ja auch ganz Deutschland zu betonieren, dann bräuchte man sich keine Gedanken um zu erlegendes Wild zu machen, denn dann gäbe es nichts zu regulieren.
Ich weiß nicht, ich hab so das Gefühl, dass es heut zu tage beim jagen letztendlich um die Rechtfertigung einer Sache geht, die in früheren Zeiten - als der Mensch Tiere noch als Nahrung brauchte - durchaus für das Überleben notwendig war.
Dies ist natürlich der Gedanke eines Vegetariers. Bzgl. des Fleischessens stimme ich zu, dass jagen eher zu rechtfertigen ist, als der Gang in die Metzgerei.
Bzgl. des ökologischen Gleichgewichts als Begründung für die Jagd:
Warum verwendet der Jäger, dem dieses Gleichgewicht so am Herzen liegt, nicht seine Energie darauf, die Tiere, die sich aus seiner Sicht zu stark vermehren, einzufangen, zu kastrieren bzw. ihnen die Eier auszutauschen und dann wieder frei zu lassen?
Das macht Mensch bei Hunden, Katzen, Tauben, ...
Nee, Eure Begründungen für die Jagd, die sind im Prinzip nicht stichhaltig, da es andere Lösungen gibt, würde man nur mal wirklich darüber nachdenken.
Dann finde es ehrlicher, als Jäger zu sagen, dass das Jagen - sprich Töten und Essen des Tieres - einfach Freude macht.
Nachdenklichen Gruß,
Dagmar