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Liebe Menschen
ich bin die Marcharedd, eine Stadttaube,
und ich brauche ganz kurz Eure Aufmerksamkeit,
um die schlimmsten Irrtümer über uns aus der Welt zu schaffen.
Wir sind verwilderte Haustiere. Wir sind an sich reine Körnerfresser. Wenn wir Wurstreste und Pommes aufpicken, geschieht das aus schierer Not. Leider ergibt diese Mangel- und Fehlernährung bei uns einen wässrigen Hungerkot, der dann an den Fassaden entlang läuft und Euch so ärgert. Wenn wir gesunde Körnernahrung bekommen, setzen wir einen festen, geruchlosen Kot ab, der schon viel weniger störend ist und keine Bausubstanz schädigt.
Über 6000 Jahre ist von Euch an uns herumgezüchtet worden. Uns wurde die Schlagtreue angezüchtet, so dass wir uns immer nur ein paar hundert Meter von unseren Brut- und Schlafplätzen entfernen können. Wir sind also nicht in der Lage, auf Felder hinauszufliegen, um Nahrung zu suchen. Wir können auch nicht auf Bäumen nisten, weil wir Felsenbrüter sind und der Mensch uns als seinen Haustieren immer entsprechende Behausungen gebaut hat. Wir unbetreuten Stadttauben, müssen uns irgendwelche jämmerlichen Unterkünfte an Euren Gebäuden (als Felsersatz) suchen.
Euch wird immer wieder erzählt, dass wir Krankheiten übertragen. Das stimmt aber nicht. Von Euren obersten Bundesbehörden wurden wir zu Recht nicht als Schädlinge eingestuft. Es gibt in Eurem ganzen Land keinen einzigen nachgewiesenen Fall von Krankheitsübertragung auf Menschen. Die Parasiten und Erreger, von denen wir befallen sind, gehen nicht auf Menschen über.
Aber wenn Ihr trotzdem Angst vor Gefahren habt, die von unserem Kot oder von uns selbst ausgehen könnten, dann schützt Euch ganz einfach: Bitte richtet Schläge für uns ein. Dort können Tierschützer uns artgerecht füttern und unseren Kot vor Ort entsorgen. Sie können uns auch gern die Eier wegnehmen. Wir wollen unsere Vermehrung doch gar nicht. In den 6000 Jahren Domestikation ist uns das ständige Brüten angezüchtet worden. Wir müssen zwanghaft brüten, sogar wenn wir halb verhungert sind.
Deshalb sind Fütterungsverbote völlig sinnlos. Eben weil wir auch dann noch zwanghaft brüten müssen, wenn wir bereits mehr tot als lebendig sind.
Tötungsaktionen, die Ihr leider auch gerne durchführt, bringen ebenso wenig, weil nach Tötungsaktionen mehr Jungtauben am Leben bleiben, die sonst in der Enge unserer notgedrungen slumartigen Behausungen gestorben wären. Nach kurzer Zeit ist unsere Population wieder auf dem alten Stand.
Einzig und allein das Konzept mit den betreuten Schlägen hilft uns und Euch. Wir würden dadurch weniger und
wir wären absolut gesund. Bitte setzt Euch dafür ein. Tut das für Euch selbst und tut es für uns!
Und bitte kümmert Euch um die Brieftaubenzüchter. Die langen Flüge der Brieftauben sind durch brutale Methoden erzwungen. 2-3 Millionen Brieftauben schaffen jährlich den Rückflug nicht. Sie sterben vor Erschöpfung oder landen bei uns in den Städten. Legt den Züchtern das Handwerk. Zwingt sie zur Einhaltung des Tierschutzgesetzes – dann wäre schon vieles bei denen nicht mehr möglich.
Bitte denunziert die freundlichen Menschen nicht, die uns mit Körnerfutter versorgen. Sie helfen uns und Euch.Wenn es die nicht geben würde, hättet Ihr andauernd Elendsgestalten von Tauben vor Euren Füßen herumwanken. Dann müssten wir erst richtig aufdringlich werden, denn niemand – auch keine Taube – leidet gern große Not. Unser kreatürlicher Überlebenstrieb würde für Euch entsetzlich lästig werden.
Bitte unterstützt die Tierschützer bei Eurer Stadtverwaltung, damit endlich die notwendigen Taubenschläge eingerichtet werden. Wir danken es Euch bestimmt: Kein Anbetteln mehr, keine Nistversuche auf Euren Balkonen, keine Angst bei Euch vor Krankheiten, keine Belästigung durch unseren Kot!
Rückfragen bei:
Bundesarbeitsgruppe Stadttauben, Tel. 0911- 6 32 43 05
Oder:
Menschen für Tierrechte Nürnberg e.V., Tel. 0911- 417 419
Elisabeth Mederer
http://www.tierschutzverein-lauf.de/html...aubenblatt.html