Die begrifflichkeiten NB und HZ sehe ich durchaus richtig interpretiert. Eine NB bleibt immer eine NB, egal wo sie lebt.
Vielleicht wäre es mal ganz gut wenn man den Begriff Prägung etws differenzierter darstellt. Schau Dir Konrad Lorenz an. Er spricht von der irreversiblen Prägung, also von der sensiblen Prägephase, in der der Vogel unteranderem sein Sexualschema festlegt. Wann diese Phase abgeschlossen ist, hängt ganz von der Art des Vogels ab. Nestflüchter erleben ein deutlich kürzere Prägephase als Papagein z.B.
Fest steht das das Wesen von dem ein Jungvogel aufgezogen wird als Artgenosse wahrgenommen wird, d.h der Vogel indentifiziert sich mit den Eltern.
Was bedeutet das für seine Zukunft? Eine HZ ab ein, oder Schlupf, wird den Menschen bedingungslos als Artgenossen und potentiellen Sexualpartner betrachten. Er wird also all seine instinktiven Verhaltensweisen an seinem Halter durchleben wie, Rangkämpfe (auch Beissen, was ungewöhnlich fest ausfallen kann, wenn der dumme "Artgenosse Mensch nicht rallt was der Vogel will), soziale Interaktionen (Schmusen, Gefiederpflege, alles gemeinsam tun), bis hin zur (versuchten) Vollziehung des Geschlechtsaktes.
Für ihn ist es das normalste der Welt und führt meistens zu Frust auf Seiten des Vogels.
Teil-HZ sind sozusagen doppel geprägt, da davon auszugehen ist das ein Grauer im Alter von fünf Wochen die sensible Prägephase noch nicht abgeschlossen hat. Er ist auf seine Artgenossen und auf Menschen geprägt. Letzteres kann ihm ganz leicht zum Verhängniss werden, wenn der Mensch sich dem Vogel nicht fern halten kann, bzw seinem Bedürfniss nach Schmusen mit dem Vogel nachkommt. Hinzukommt, das ein doppelgeprägter Vogel sich durchaus für einen Artgenossen entscheiden kann, den Menschen aber weiterhin ebenfalls als Artgenossen betrachtet und ihn als Konkurrenten betrachtet.
Es ist wichtig zu erkennen wie tiefgreifend das Thema Prägung ist.
Eine Naturbrut kann bei schlechter Haltung oder zu enger Bezogenheit zum Menschen ebenfalls Verhaltensstörungen zeigen. Allerdings geschieht das nicht auf Grund der Prägung im eigentlichen Sinne, sondern weil sich ein soziales, anpassungsfähiges Wesen wie der Papagei aus Not dem Menschen anschliesst. Unsere Hunderüden rammeln sich auch gegenseitig (und die arme Katz) wenn die Hündin gegenüber heiss ist, aber das tun sie aus einem Trieb/Instinkt heraus, nicht weil es ihnen lieber ist den Rücken eines anderen Rüden zu schrammeln. Der Vergleich klingt etwas weit hergeholt, ich hoffe es ist klar was ich damit sagen möchte.
Von Prägung kann also kaum die Rede sein, auch wenn der Begriff oft benutzt wird. Es ist ein Fehlverhalten das sich aufgrund äusserer Umstände ausbildet und sich über Jahre so festigen kann, das es schwer ist den Vogel wieder in die richtige Richtung zu schieben. Sicher kann man da auch von prägenden Erlebnissen oder Umständen sprechen. Dies ist aber nicht gleich zu setzen mit der irreversiblen Prägephase eines Jungtieres.
So berichten viele erfahrene Papageienhalter das sie mit verhaltensgestörten NB weniger Schwierigkeitenhatten sie wieder zu resozialisieren, als mit HZ. Wer verstanden hat was ich da oben geschrieben habe, erkennt das das völlig logisch ist
So, und nun nochmal zu der Papageienhaltung imn der Wohnung. Aus verscheidenen Gründen halte ich sie für wenig erstrebenswert. Oft fängt es schön mit dem Faktor Platz an (dieses Problem können selbst weitläufige
Volieren nicht wirklich lösen)
WENN man sich aber für einen Papageien entscheidet und sich gut informiert hat, seine Erwartungen an das künftige Haustier kritisch geprüft hat, kann durchaus viel Freude mit seinen Vögeln haben. Auch die "wesensfestesten" NB legen unnatürliche Verhaltensweisen an den Tag. Nicht jede muss aber ihr Schaden sein. Die Welt geht nicht davon unter wenn ein Grauer z.B. aus Neugier einen Löffel in den Krallen hält und ihn anlullt. Es ist doch ganz logisch das sich einige Verhaltensweisen in der Gefangenschaft abschwächen und andere bilden. Man kann den löffelnden Geier auch fotografieren und sich darüber freuen. Wichtig ist nur das man das Tier nicht vermenschlicht, oder es auf ein Schmusetier anlegt.
Die einen Halter sind glücklich wenn sie ihre Vögel in einer grossen Aussenvoli nur beobachten können und andere wollen das Tier nah erleben und es in den Alltag einbinden. Beides sollte man aktzeptieren.
Wichtig ist nur das man begreift was für ein Wesen man vor sich hat ud das man Maß halten kann.