Moin allerseits,
hier gab es heute zwar keine Kraniche, aber hunderte Wildgänse auf ihrem Weg nach Westen an die Küste zu beobachten.
Nun, das hat seine Gründe.
Im Frühjahr hatte ich im entsprechenden Thread " Kranichzug Frühjahr 2011= nahezu tagtäglich Analysen eingestellt, denn auch die Meteorologie hängt eng mit dem Vogelzug zusammen. Das habe ich auch in diesem Herbst vor, sowohl im Herbst als auch im kommenden Frühjahr. Im Sommerhalbjahr gibt es bekanntlich keine Zugbewegungen ( zumindest nennenswerte).
Kommen wir nun also zu einer Detailanalyse.
Die Witterung Mittel- und auch Osteuropas wird gegenwärtig von einer ausgedehnten Antizyklone über dem osteuropäischen Raum bestimmt. Jenes verlagert sich Stück für Stück weiter ostwärts. Die Luft zirkuliert um Antizyklonen auf der Nordhalbkugel infolge der Corioliskraft im Uhrzeigersinn, es ergibt sich demnach eine östliche bis südöstliche Strömung, in der kontinentale Kaltluft advehiert ( zu uns geführt) wird. Eine solche Witterungsphase oder auch Singularität im Monat Oktober bezeichnen wir auch als " Goldenen Oktober", habt ihr sicherlich bereits gehört.
Dieser goldene Oktober macht seinem Namen an diesem Wochenende alle Ehre- es ist sonnig, wolkenlos und nachts sehr frisch und auch frostig. Verbreitet stellt sich Bodenfrost, in ländlichen Regionen auch der erste Luftfrost ein- hier an meiner Station konnte ich in der vergangenen Nacht 2.0 °C messen, am Boden herrschte Frost. In der kommenden Nacht dürfte es noch frischer werden.
Ausgenommen von besagtem Frost sind Küstenabschnitte mit auflandigen Windverhältnissen.
Nun, innerhalb Osteuropas ist die Luftmasse noch kühler, verbreitet werden hier selbst am Tage kaum noch 5 °C erreicht, selbiges gilt für den Nordosten Europas, Brutgebiet zahlreicher Wildganspopulationen.
Über dem atlantischen Raum haben wir zyklonale Systeme ( tiefen Luftdruck) vorliegen, die für die kommenden Tage noch nicht von Bedeutung sein werden, wahrscheinlich erst im Laufe der kommenden Woche. Unter der absinkenden Luftbewegung im nordosteuropäischen Raum werden nachts bereits Werte weit unter dem Gefrierpunkt erreicht, was die dortigen Zugvögelpopulationen definitiv veranlasst, südlichere Regionen ( primär die Niederlande) anzusteuern. Küstenabschnitte mit Seewindverhältnissen ( Absinken der Luftmasse auch über der See und damit verbundene Ausgleichsströmung gen. Land). sind dabei prädestiniert.
Da nun im Herbst die Temperaturdifferenzen auf der Nordhalbkugel größer werden, wird es in den kommenden Wochen vermehrt zur Genese mehrerer Sturmzyklonen über dem Nordatlantik kommen, ob diese Relevanz für Europa beinhalten, wir werden sehen. Modelle simulieren relativ einig, dass es bereits in der kommenden Woche ( bzw. gegen deren Ende) zu einem solchen kommen könnte, was aber unsicher ist, allein wegen der zeitlichen Distanz. Numerische Modelle sind bei größeren zeitlichen Distanzen nie richtig zu interpretieren, erst wenn wir in den Bereich der Kurzfrist ( 72 h) kommen wird es allmählich klarer und eine Option kristallisiert sich aus der Masse der Rechnungen heraus.
Fakt ist:
- an diesem Wochenende bis einschließlich Montag die Singularität " Goldener Oktober"- kühle, sonnige Tage in klarer Luftmasse, in der Nacht teils frostigkalt, Gefahr von Reifglätte primär in Waldgebieten oder auf Brücken.
- in der kommenden Woche Umstellung auf wechselhaftere Zeiten ( vermehrte Schaueraktivität, es wird milder, auch nachts).
Fazit für den Vogelzug:
In den kommenden Tagen werden sicherlich vielfach Wildgansschwärme zu sehen sein, primär mit Zugbewegung nach Westen der Populationen aus Ost/Nordosteuropa, auch Kranichschwärme betrifft dies. Möglicherweise wird dieser Zug in der kommenden Woche eine kurze Unterbrechung finden, da es in Europa durch den zyklonalen Einfluss ( Tiefdruckeinfluss mit milder, atlantischer Luftmasse) allgemein etwas milder wird.
Bei Fragen bitte fragen, ein Update wird mit aller Wahrscheinlichkeit morgen noch folgen.