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Der Tod der Kuscheltiere - Die grausame Jagd auf Haustiere
Sendung vom 21.05.2002
Gudrun Hillich
Tierärztin
?Ich will mal das Röntgenbild zeigen. Der Knochen ist gesplittert, wie man sieht. Und alle 4 Kugeln haben wir aber dann entfernt. Oftmals gelingt das gar nicht.? Die durch Schrotschüsse verletzte Katze war nur durch ein Knochen-Implantat zu retten, - eine langwierige, schmerzhafte und teure Behandlung. Über 1.000 Mark hat den Besitzer die Wiederherstellung seiner Katze gekostet. Ihr Verhängnis war, dass sie in Geisa zu Hause ist, einem kleinen Ort, dass dieser von Feldern, Wiesen und Wald umgeben ist und dass es dort Jäger gibt.
Peter Kirchner
Katzenbesitzer
?Als das passiert ist mit der Katze, als geschossen worden ist, muss ich sagen, der Schuss war nicht sehr weit weg, auf keinen Fall über 200 Meter weg.?
Warum auf die Katze geschossen wurde, ist völlig unklar. Sie hatte zum gegebenen Zeitpunkt Junge, entfernte sich nie weit von zu Hause.
Peter Kirchner erstattete bei der zuständigen Polizeiinspektion in Bad Salzungen Anzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz, § 17. Ein Straftatbestand.
Klaus Hillich
Polizeiinspektor
?Ein Besitzer einer Schrotflinte ? das ist waffenpflichtig ? er muss einen Waffenberechtigungsschein haben und, und, und. Und man kann davon ausgehen, dass es entweder ein Jäger war oder einer, der eine illegale Waffe besitzt.?
Wenn Jäger auf Haustiere schießen, ist das meist sogar durch das Bundesjagdgesetz gedeckt, einem Gesetzt, dass noch aus dem 3. Reich stammt. Muss beim Hund noch ?der Verdacht? des Wilderns vorliegen, reicht es bei Katzen völlig aus, wenn sie 500 Meter vom letzten bewohnten Haus angetroffen werden. Eine Vorgabe, die viel Spielraum für die Schießfreude lässt. Bundesweit bringen Jäger ? nach eigenen Angaben ? jährlich cirka 35.000 Hunde und 400.000 Katzen zur Strecke. Seit Jahren fordert der Deutsche Tierschutzbund eine Änderung des Gesetzes.
Torsten Schmidt
Deutscher Tierschutzbund
?Die hohen Abschusszahlen ? gerade bei den Katzen ? sprechen eigentlich deutlich dafür, dass oft geschossen wird obwohl keine Notwendigkeit besteht. Auch bei den Hunden haben wir sehr viele Fälle dokumentieren können in unserer Rechtsabteilung des Deutschen Tierschutzbundes, die eigentlich belegen, dass aus völlig unnötigen Erwägungen heraus Tiere abgeschossen werden. Deswegen kann man manchen Jägern schon den Vorwurf machen, dass sie eventuell auch Lust am Töten haben.? Ein Vorwurf, gegen den sich Klaus Strässer, Vorsitzender der Jägerschaft im Wartburgkreis, vehement verwehrt, aber auch er weiß, im Wald ist der Jäger letztlich mit seinem Gewissen allein, Zeugen gibt es selten.
Klaus Stäßer
Jäger
?Hand ins Feuer legen würde ich eigentlich nur für Jäger, die ich sehr lange kenne, mit denen wir über viele Jahre gejagt und gelebt haben. Von denen weiß man, wie sie denken.? Klaus Strässer hat noch nie auf ein Haustier Jagd gemacht. Wenn es wirklich mal Probleme mit streunenden Hunden oder Katzen im Revier gibt ? und das ist selten - redet er mit den Besitzern. Ihn ärgert das schlechte Image der Jäger, vor allem, wenn durch sinnlose Ballerei die Öffentlichkeit beunruhigt wird. Aber leider passiert gerade das immer wieder: Hunde und Katzen werden in unmittelbarer Ortsnähe - sogar vor den Augen ihrer Besitzer - erschossen.
?Früher war?s eben eindeutig so, dass die Leute vorgeschlagen wurden von Jägern. Und die haben nur einen vorgeschlagen, der wirklich über Jahre hinweg schon in irgend einer Form mitgearbeitet hat, dass der Wille Jäger zu werden, nicht damit verbunden war, legal an eine Waffe zu kommen. Das war nicht der schlechteste Weg!? ... und hätte vielleicht auch Bens Leben gerettet. Der Schäferhundmischling war der ganze Familienstolz, anhänglich, freundlich zu jedermann. Nun ist er tot, erschossen von einem Nachbarn mit Jagdlizenz. Familie Guder hat ihren Liebling im Garten beerdigt, den Vorfall vergessen ? das kann keiner von ihnen. An jenem Tag war der Sohn mit dem Hund unterwegs, wollte ihn gerade anleinen als der ein Reh entdeckte und sich losriss. Fast zeitgleich tauchte der Jeep des Jägers auf, der seinerseits den Hund hetzte - und zur Strecke brachte.
Margarete und Erik Guder
?Ich war ja unmittelbar hinter dem Bahndamm, hinter den Büschen dort gewesen, hab? immer laut geschrieen. Und habe dort ? wie gesagt ... Die Schüsse waren ganz nah dran gewesen. Ich hab?s ? ich weiß nicht wie viel ? 5 mal mindestens knallen gehört. Sie sehen dort die Giebel der Häuser von Neu Manschnow. Das ist durchaus auch immer eine Gefahr.?
?Es ist ja auch so, dass die Schüsse durch die Gegend gepfiffen sind, denn er hat ja 5 mal geschossen und der Hund weist ja nur 2 Einschüsse auf.? Schrot fliegt immerhin bis zu 300 Meter, eine Kugel sogar bis zu 5 Kilometer weit.
Als Mutter und Sohn ihren toten Hund finden und den Jäger zur Rede stellen eskaliert das Ganze:
?Ich sagte, jetzt geben Sie doch endlich zu, dass er, dass Sie den Hund getötet haben, ... Es ist ja nun wirklich nicht mehr zu leugnen die ganze Sache. Und mit einem Mal wird der Mann verrückt, ganz rot im Kopf, flippt förmlich aus, kriegt mich hier am ..., hier oben ... Ließ den Hund fallen. Er hatte den Hund erst noch angehoben gehabt, ließ den Hund fallen und packte mich hier am Dings und buffte mich in die Magengegend hinein, und sagte, hier müsste man ganz anders verfahren, verschwindet hier. So ein Choleriker, wenn der ne Waffe hat ... Es war schon eine beängstigende Situation gewesen.?
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Der Deutsche Tierschutzbund
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Der Jäger will dazu gegenüber Exakt nichts sagen. Wegen der Körperverletzung ist er zu einem Bußgeld von 30 Tagessätze verurteilt worden. Seinen Jagdschein hat er immer noch. Familie Guder hat sich inzwischen aus dem Tierheim einen anderen Hund geholt. Aber die Angst bleibt, die Angst bei einem Spaziergang im Grünen auf einen schießwütigen Jäger zu treffen. ?Und da muss ich wirklich sagen, wer schützt uns vor denen, vor solchen Leuten. Wer schützt uns vor solchen Leuten, die nicht die Kompetenz haben, eine Waffe zu führen.?
23.05.2002 | 11:09
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