Schaut euch doch bitte unabhängig davon, ob ihr Abschüsse als "Regulativ" befürwortet oder nicht, einfach den Entwurf des Verordnungstextes (und dieser Entwurf war der Ausgangspunkt der Diskussion) etwas genauer an. Der Text ist in wesentlichen Teilen (auf die ich bereits hingewiesen habe) derart unpräzise und interpretationsfähig, dass "Missverständnisse", "Fehlumsetzungen" und ein "kontrolliertes" Vorgehen nicht möglich sein werden. Nochmals: Der Entwurf ist sehr kritikwürdig. Und diese Kritik sollte - auch wenn darin derzeit wenig Einsicht bestehen mag - auch von (und im Sinne von) "Abschussbefürwortern" vorgebracht werden.
H.P. Berger
Sehr geehrter Herr Berger,
Sie sprechen das an, worauf es eigentlich ankommt- den Entwurf der Verordnung, und die Reaktion darauf.
Zunächst möchte ich verweisen auf den zweiten Satz der Überschrift des Verordnungsentwurfs:
"...zur Abwendung erheblicher fischereiwirtschaftlicher Schäden durch Kormorane sowie zum Schutz der heimischen Tierwelt".
Aus diesem Satz ergibt sich folgendes:
1. Die Verordnung soll dazu dienen, erhebliche Schäden abzuwenden (
bevor sie eintreten.
Deshalb macht es keinen Sinn, darüber zu debattieren, ob und wieviele und welche Fische ein Kormoran denn nun tatsächlich frißt oder breits gefressen hat- die Schäden sollen erst gar nicht eintreten.
2. Eine Verordnung, die den Abschuß von Kormoranen legitimieren sollte, weil der Schaden bereits eingetreten ist, quasi als Racheakt, liegt nicht vor und steht hier nicht zur Debatte.
3. Der Kormoran wird nicht zur heimischen Tierwelt gezählt, sondern die heimische Tierwelt ist vor dem Kormoran zu schützen- so steht es geschrieben im Verordnungsentwurf.
Im Beteiligungsverfahren zum Verordnungsentwurf nun hatte der VSO, der Verband Sächsischer Ornithologen, die Gelegenheit, alles in seiner Stellungnahme so objektiv und sachlich zu bewerten, wie Sie und ich (und viele andere) uns das gewünscht hätten. Haben sie aber nicht getan- im Gegenteil. Und dieser verpassten Gelegenheit gilt die Kritik.
Letztlich wird die Konsens- und Kooperationsbereitschaft der Berufs- und Freizeitfischerei darunter leiden, nicht nur beim Thema Kormoran, sondern in vielen anderen Dingen auch- leider. Aber ich erlebe es selbst jetzt schon, dass Vorkommen seltener Tierarten bestenfalls verheimlicht (oft genug aber auch vorsätzlich vernichtet) werden, weil sonst wieder die Natur- und Vogelschützer auftauchen und einem wieder alles verbieten und reglementieren ohne Maß und Vernunft.....
Dem Artenschutz erweisen diese bornierten und ideologiegesteuerten (Greif-)Vogelschützer mit ihrer Haltung einen Bärendienst. Dass es auch anders geht, beweisen die Verhältnisse in anderen Bundesländern.
In Baden Württemberg werden ein paar (wenige) Kormorane geschossen, die Fischer sind zufriedengestellt, die Bestände des Kormorans wachsen weiter, wenn vielleicht etwas langsamer. Aber bis heute hat sich keiner der grossen Fischereiverbände dafür ausgesprochen, von der Pflicht zum Fischbesatz befreit zu werden.
Denn die Einstellung aller Fisch-Besatzmaßnahmen (und damit de facto aller Artenschutzmaßnahmen der Fischerei) wäre langfristig ein viel wirksameres Instrument zur Begrenzung der Kormoranpopulation. Einen Entzug seiner Nahrungsgrundlage hält auch der hartnäckigste Kormoran nicht lange aus.
Kein Fisch, kein Kormoran.
So ginge es auch. Aber wer will das ernsthaft herbeireden wollen?
Von daher bitte ich doch zu differenzieren zwischen Dummschwätzern, die unter der Flagge des Vogelschutzes nur ihre Profilneurosen ausleben, und den ernsthaften Praktikern, die auf der Arbeitsebene zusammen mit Fischern, Jägern und Landwirten praktischen Vogel- und Artenschutz betreiben.
In den einschlägigen Internetforen sind diese Leute eher selten anzutreffen, sie verbringen auch mehr Zeit draussen vor Ort als am PC.
idS Daniel