ein wenig was zum nachdenken,
übers warum
http://www.klammeraffe.org/~hagundhexe/archiv1/file17.html
DIE SACHE MIT DEM HEILIGENSCHEIN - Wie ”Helfer" Wachstum verhindern
von Vicky Gabriel
Über Aufgaben und Inhalte der Priesterrolle in der Naturreligion ist viel, wenn auch nicht immer übereinstimmend geschrieben worden, da diese Selbstdefinition für die Betroffenen naturgemäß ein wichtiges Anliegen darstellt. Auch wenn die Stellungnahmen zu diesem Thema sehr unterschiedlich auszufallen pflegen, ist man sich in einer Hinsicht erstaunlich einig: Eine der Hauptaufgaben jedes sich innerhalb einer naturmagisch-priesterlichen Definition bewegenden Individuums ist es, dem/den anderen helfend, beratend und vermittelnd zur Seite zu stehen. Dies äußert sich auf vielfältige Weise. Hier stellt sich jeder sein ureigenstes Instrumentarium zusammen; durch ein einfaches Gespräch, eine Orakeldeutung, eine astrologische Sitzung oder auch mittels verschiedenster manipulativer Techniken wie energetischer Massagen, magischer Wirkzauber und ähnlichem versucht man, das Problem des anderen zu ergründen und bestenfalls ihm eine Lösungsmöglichkeit zur Hand zu geben. Darüber hinaus stellt diese Handlungsweise für viele der sich auf diesem Weg befindlichen Menschen einen großen Teil dessen dar, was sie als Priester, Hexe oder ähnliches definiert was natürlich vor allem für das Gros der ”guten" bzw. ”weißen" Magier, Zauberinnen und so weiter gilt! Wir begegnen hier einer Vielzahl vorgefaßter Meinungen: ”Anderen zu helfen, mit sich klar zu kommen, ist richtig und gut", ”Hochentwickelte Menschen erkennt man daran, daß sie ausgeglichen und erfüllt leben und anderen zeigen, wie auch sie das erreichen können", ”Ein Meister hat Schüler ist also von Leuten umgeben, die noch nicht so weit sind wie er". Solche und viele weitere in diese Kerbe schlagende Aussagen stellen Glaubenssätze dar, die jeder von uns irgendwann einmal unreflektiert übernommen hat, um sich im besten Falle in der Folge konstruktiv damit auseinanderzusetzen oft jedoch nur, um sie unhinterfragt im eigenen Leben täglich aufs Neue zu erschaffen.
Spätestens da stellt sich mir die Frage nach der Motivation unseres Handelns. Ja, ganz richtig: Nicht wie wir helfen können interessiert mich, sondern warum wir es tun.
Oberflächlich betrachtet, scheint die Antwort auf diese Frage ganz klar: Wir helfen, weil andere diese Hilfe brauchen und wir in der Lage sind, sie zu geben! Das mag durchaus sein, doch habe ich in den letzten Jahren eine zweite, versteckt unter dieser ersten liegende Motivation entdeckt, die völlig anders lautet und gänzlich andere Bedürfnisse als die des hilfesuchenden Gegenübers erfüllt: Die eigenen nämlich und zwar auf Kosten des Wachstums und der Entwicklung beider Beteiligten. Hier wird nur vordergründig um des anderen willen geholfen; doch in Wirklichkeit wird auf diese Weise hauptsächlich das eigene angeknackste Priesterselbstbewußtsein bestätigt! Wieder fällt es leicht, zu sagen: ”Das ist ja kein Drama, solange es dem Hilfesuchenden nutzt." Doch genau da liegt der sprichwörtliche Hund begraben: Wer aus solchen Motiven heraus handelt, braucht den anderen zur Selbstbestätigung und ist zumindest im unbewußten Stadium nicht fähig, sich Anerkennung auf andere Weise zu erwerben. Aus diesem Grund wird er alles nur mögliche tun, um den anderen in der Rolle des Hilflosen zu erhalten, da just ab dem Moment, wo der Helfer nicht mehr gebraucht wird, auch seine Selbstbestätigungsquelle dahinschwindet! Oder in Kurzfassung: ”Du läßt Dir von mir helfen. Ich löse für dich Deine Probleme und darf mich dafür als großer Macher fühlen so haben wir beide etwas davon. Und wage es ja nicht, selbständig zu werden!"