Hallo,
eine echt interessante Diskussion
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Mir persönlich erscheint allein der Größenunterschied des Schnabels zwischen Ara und Graupapagei doch als zu groß.
Bei der Futterübergabe könnte dieser sicher problematisch werden, was Matthias Reinschmidsicher auch mit dem hier zitierten ausdrücken wollte. Ein Araküken wird dem mächtigen Schnabel einer Arahenne sicher ganz anders stand halten können, wie ein viel kleineres Graupapageiküken.
Dann stellt sich mir auch die Frage, ob der Futterbrei eines Aras nicht vielleicht zu grob für einen kleinen Grauen sein könnte. Aras können ja doch deutlich größere Stücke schlucken wie Graue. Evtl. könnte man das noch zum Teil über die Futterauswahl etwas steuern, indem man keine zu großen Saaten anbietet, wobei sich dann immer noch die Frage stellt, ob eine Arahenne daraus einen ähnlich feinen Futterbrei herstellt, der für Graue passend ist. Vielleicht züchtet hier ja jemand beide Arten und kann dazu etwas näheres sagen, in wie weit sich je der natürliche Futterbrei beider Arten vielleicht von der Konsistenz unterscheidet oder nicht
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Eine wichtige Rolle spielt auch das Bettelverhalten der Jungvögel. Weicht das zu sehr vom arteigenen Bild ab, kann die Fütterung schiefgehen oder unterbleiben.
Das wäre der nächste Punkt, der für mich gegen eine solche Konstellation spricht.
Aras und Graue sind ja nicht nur von der Größe her recht unterschiedlich, sie kommen wie schon erwähnt von zwei völlig verschiedenen Kontinenten und haben daher auch je eine völlig andere Lautäußerung usw., die aus meiner Sicht in diesem Fall schon deutlich unterschiedlich ist.
Vielleicht hat der kleine Graue aus Sicht der Henne daher auch "komisch" gebettelt und wurde von ihr als nicht völlig ok eingestuft oder ähnliches.
Die unterschiedlich große Futtermenge wurde ja schon angesprochen, welche die Küken beider Arten pro Futtergang benötigen. Wobei ich mir da denken könnte, dass sich das evtl. noch über das Bettelverhalten des Kükens zum Teil von allein regulieren könnte.
Ein Küken welches satt ist, stellt normal ja das Betteln von sich aus ein, wodurch der Anreiz zum Weiterfüttern für zumindest diese Mahlzeit für die Elterntiere erst mal wegbleibt.
Ammenaufzucht würde ich persönlich allgemein ebenfalls nur bei näher verwandten Arten in Betracht ziehen, wie halt im Loro Parque innerhalb verschiedener Araarten praktiziert wurde (z.B. im Fall der Spixaras) oder wie hier ebenfalls erwähnt bei verschiedenen Amazonenarten unter sich.
Für einen Grauen könnte ich mir besser Grüne Kongpapageien als Ersatzeltern vorstellen, die ebenfalls aus Afrika stammen und näher verwandt mit diesen sind und welche auch größenmäßig besser passen usw....
Normalerweise wird Ammenaufzucht aber eher dann eingesetzt, um ein oder mehrere Küken bei Problemen zu retten oder um sie vorbeugend vor evtl. zu erwartenden Komplikationen zu schützen und ihnen somit eine bessere Überlebenschance zu geben und Risiken bei der Aufzucht so gering wie möglich zu halten, was speziell im Fall von den Spixaras durchaus auch sinnvoll erscheint.
Ob Ammenaufzucht aber zum Einsatz kommen sollte, um eine dauerbrütende Henne zu kurieren ist sicher eine andere Frage.
Mir persönlich wäre zumindest bei der in diesem Fall gewählten Konstellation (Arahenne und Graupapageiküken) das Risiko für das Küken zu groß gewesen, zumal das eigentliche Elternpaar des Grauen, wie hier erwähnt, ansonsten allein zuverlässig seine Küken aufzieht. Ist aber nur meine bescheidene Meinung. Ein Ei der gleichen oder einer anderen Araart wäre sicher optimaler gewesen, wenn man denn diesen Schritt geht.
Bei einer Dauerlegerin sollten auf jeden Fall erst mal alle anderen bekannten Register gezogen werden, wie z.B.:
- Nistmöglichkeiten entfernen oder Plätze, die dafür zweckentfremdet werden könnten.
- erst mal regelmäßige Gabe von Ei,- Keim,- oder Kochfutter einstellen, da diese Dinge den Bruttrieb und eine erneute Eiablage zusätzlich anpuschen können.
- lieber erst mal etwas magerer füttern (fetthaltigen Saaten im Körnerfutter reduzieren und vorübergehend weniger Frischfutter geben). Auf ausreichende Calciumversorgung sollte aber unbedingt geachtet werden.
- die Beleuchtungsdauer und die Temperatur im Raum der Vögel wenn möglich reduzieren.
- komplette Umgestaltung des Vogelreichs sowie viel Abwechslung bieten, um den Vogel erst mal auf andere Gedanken zu bringen. Zur Not auch übergangsweise umsetzen in ein völlig unbekanntes Heim.
- wenn all dies keinen Erfolg zeigt, könnte man es zunächst mit homöopathische Mitteln versuchen, bevor man zuletzt eine Hormonbehandlung in Betracht zieht.
Da die hier genannten Personen aber soweit vogel,- sowie zuchterfahren sind, gehe ich mal davon aus, dass zumindest vieles davon schon versucht wurde.
Ich wollte die Maßnahmen nur sicherheitshalber nochmal aufführen, falls vielleicht das eine oder andere noch nicht versucht wurde oder jemand anders hier mitliest, der ebenfalls eine Dauerlegerin beherbergt
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Zur eigentlichen Diskussion, ob Ammenaufzucht oder nicht und wenn ja, in welcher Konstellation, wäre die eigentliche Todesursache des Kükens interessant zu wissen gewesen.
Ein genaueres Feedback diesbezüglich werden wir aber wohl dazu nicht bekommen können....