Hallo südwind,
ich habe es halt so verstanden, als könnte es als beweis gewertet werden, dass die studien die ich erwähnt habe, damit nichtmehr haltbar sind, weil man bei ungesunder lebensweise auch steinalt werden kann.
Nein, was ich nur aufzeigen wollte, ist, daß auch Studien an Menschen nicht auf
alle Menschen übertragbar sind. Dazu mußt Du nicht nach Kansas fahren, dort ist es mir nur besonders gehäuft aufgefallen. Eine Freundin meiner Mutter hat seit ihrem 20. Lebensjahr eine halbe Flasche Wodka getrunken und etwa ein Packung Pall Mall ohne Filter geraucht, mit wenigen Wochen Unterbrechung, in denen sie Darmverschluß oder Lungenentzündung hatte. Sie wurde 77 Jahre alt. Ihre Mutter starb mit 87 Jahren. Was beweist das ? Nichts. Höchstens, daß sie 10 Jahre ihres Lebens versoffen hat. Mit den Darmverschlüssen ist sie übrigens nicht operiert worden. Es wäre ihr Tod gewesen, weil Chirurgen in Deutschland gezwungen sind, vorher den Patienten "auszunüchtern". Bei einem stabilen Dauertrinker versagen aber genau dann die Organe.
Du kannst auch in deutsche Altenheime gehen und Dir anschauen, wie alt manche Menschen mit hohem Fleischkonsum, als Alkoholiker oder Dauerraucher werden. Meistens haben sie nur kein schönes Alter, weil die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls höher ist.
Da wir jedes Jahr nach Kansas fahren, kann ich Dir auch noch etwas zum amerikanischen Jagdrecht erklären. Für jede Eigentumsfläche legt der Staat Abschußquoten fest. Die Zahl der Abschüsse muß man auch als Eigentümer beantragen. Wird die festgelegte Zahl nicht erreicht, wird die Differenz vom Staat an wildfremde Lizenzjäger vergeben, die dann auf Deinem Land herumtrampeln. Um dies zu umgehen, haben in meinem Beispiel der Landbesitzer und der Pächter zunächst die Zählung, die sie selbst vornehmen, nach unten gedrückt und sich dann gegenseitig Abschüsse bescheinigt, die nicht erfolgt sind. Das Ergebnis nach einigen Jahren ist nun aber, daß tatsächlich die Weißwedelhirsche wie die Schafe auf den Weiden herumstehen und kaum noch Angst vor Autos haben. Fährt also nun ein Vertreter der Wildtierbehörde durch dieses Gebiet, wird ihm dies auffallen; er wird eine eigen Zählungsschätzung vornehmen und die Abschußquote entsprechend erhöhen. Soll mein Vater nun immer noch nicht die zwei Hirsche im Jahr schießen und das restliche Wild verschrecken ? Kannst Du Dir ausrechnen, was das heißen würde ? Die Lizenznehmer schießen auch Kojoten, die einzigen natürlichen Feinde der Junghirsche. Was möglich war, wurde bereits zum Schutzgebiet erklärt, dennoch riskiert der Pächter jedes Jahr sein Leben, indem er illegale Ballerer von dort vertreibt. Sollen seine Kinder nicht mehr lernen, wie man ein Tier schmerzlos tötet und verwertet ? Weißt Du, den Leuten dort kannst Du wochenlang Strom, Heizung und Wasser abstellen, und sie werden dafür sorgen, daß auch Du trotzdem mit überlebst. Weil sie es noch können. Wie die ersten Siedler vor 150 Jahren, die das alles sowieso nicht hatten.
Auch in Deutschland gibt es längst keine natürlichen Biotope mehr. Flieg' 'mal mit offenen Augen über dieses Land und schau' Dir den Flickenteppich an. Das soll nun kein Plädoyer für die Jagd sein, aber Abschußregelungen muß es geben. Auch deutsche Bundesländer verkaufen inzwischen Abschüsse an Fremde (die wenigstens einen Jagdschein, sprich einen Fähigkeitsnachweis haben müssen), trotzdem halte ich das für fatal. Der Jäger, der das Revier betreut, kennt seinen Bestand viel besser. Wer die Jagd abschaffen will, muß Vorschläge zur Bestandsregulierung machen, sonst verelenden auch Wildtiere oder wandern mangels Lebensraum in die Städte ab. Quellen für solche Vorschläge kannst Du mir gerne nennen.
Nun noch zu den Nutztieren. Es gibt sie, weil wir sie verwerten. Bogi meint, daß es sie besser nicht mehr geben sollte. Komisch nur, daß so viele Kinderbücher vom Bauernhof handeln. Anscheinend sind sie kindgerechter als das Leben in den Städten. Es gäbe viel weniger Leid, wenn alle Menschen ihren Konsum von Tierprodukten auf ein notwendiges Maß beschränken würden. Wenn man die Versorgung und Verarbeitung lokal organisieren und nicht Tiere durch ganz Europa karren würde. Warum leidet ein artgerecht gehaltenes Schwein mehr als Bogis Hund ? Die Tötung ist der geringste Streß im gesamten Ablauf, sofern sie tierschutzgerecht erfolgt. Alles, wirklich alles ist für das vom Menschen gehaltene Tier mehr Streß als die eigentliche Tötung. Die Fütterungs- und Reinigungsvorgänge, sofern es scheu ist, tierärztliche Behandlungen, Transport. Wir kriegen es nicht 'mal hin, diese Vorgänge für Tiere erträglich zu machen, sondern haben alles industrialisiert. Das meine ich damit, daß Du mit Maximalforderungen das Kind mit dem Bade ausschüttest.
Wir müßten uns dann auch darüber unterhalten, alle Haustiere abzuschaffen. Denn Recht auf Leben reicht nicht. Es muß auch ein gutes Leben sein, und das heißt irgendwann auch schmerzloser Tod. Das bekommen wir beim Haustier immerhin besser hin als bei uns selbst. Wie man Menschen manchmal leiden lassen muß (Ärzte haben oft nur die Wahl, auf eigenes Risiko zu tricksen), im Krankenhaus, bei aussichtsloser Prognose, schnürt mir als Tiermediziner die Luft ab. Doch auch für diese Problematik gibt es keine einfachen Lösungen. Dem einzelnen bleibt immerhin die Vorsorgevollmacht, doch wer hat die schon ?
Wissenschaftliche Studien am Menschen gehören zu meiner täglichen Arbeit seit 15 Jahren. Aus diesem Grund stehe ich ihnen so skeptisch gegenüber. Das ist aber nur ein Aspekt. Der zweite ist die Vermittelbarkeit der Ergebnisse. Du kannst einem Tamborie nicht mit Bogis Argumentation verständlich machen, daß seine Hunde kein Fleisch bekommen sollen (mir übrigens auch nicht). Aber ein Veganer hätte nachfragen können, welche Rassen, wie alt, wieviel Bewegung, ob der Fleischbedarf tatsächlich 60 % ist. Und Quellen aufzeigen, woher man Biofleisch beziehen kann. Aber nicht auf veganes Futter vom Freßnapf verweisen. Die Zusammensetzung schaue ich mir wirklich bei nächster Gelegenheit an.
So, nun habe ich immer noch keine Antwort, wie ich meine Krähen ohne Fleisch aufziehen soll. Mit glauben ist es nicht getan. Zu Ernährungsexperimenten auf Kosten der Tiere bin ich nicht bereit. Vögel sind auf ein intaktes Gefieder angewiesen.
Da ich nun schon so viel schreibe, noch 'mal zu dem Spot: ob der Mensch eine Taube oder andere Tiere ißt, verfehlt hier aus meiner Sicht das Thema. Die implizierte Aussage ist, daß ein Rentner die Notwendigkeit, sich im Alter Tauben von der Straße fangen zu müssen, mit dem Abschluß der Versicherung umgeht. Dabei werden es genau deren steigende Beiträge sein, die ihn daran hindern werden, sich gelegentlich ein gutes Stück Fleisch kaufen zu können.
und nicht der zerhackte körperteil eines lebewesens, mit empfindungen und gefühlen.
Man kann es so sehen, Tamborie, warum nicht ? Und trotzdem Fleisch essen. In dem Bewußtsein, daß es so ist. Mit meiner "zivilisierten" Existenz verdränge ich auch Lebensraum, ich glaube, die Amseln in unserem Garten wären glücklicher ohne mich, die mindestens zweimal am Tag zur Vogelbetreuung 'raustrampelt. Die Raumforderung der Menschen und seiner Rinder (Weideflächen, CO2, Methangas; auf jeden 7. Menschen kommt im Schnitt fast eine Kuh) ist viel gravierender. Die Natur kennt aber kein gut oder schlecht. Sie wird es schon richten, auch auf unsere Kosten.